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Bettina Zimmermann: Der Lack ist ab – Bei ihr allerdings noch lange nicht!

2019 wird ein gutes Jahr – zumindest, wenn man nach dem strahlenden Lächeln in Bettina Zimmermanns Gesicht geht. Sie strotzt nur so vor guter Laune und Tatendrang. Wen wundert es, jetzt, wo gerade die fünfte Staffel ihrer Web-Komödie „Der Lack ist ab“ auf Amazon Prime Video erschienen ist. Seit dem 28. Dezember sind die neuen Folgen verfügbar und so viel sei vorab verraten: Es wird wieder humorvoll, ehrlich und auf den Punkt gebracht. Wir haben uns mit Bettina gleich zu Beginn des neuen Jahres auf einen Kaffee verabredet und wollten wissen, wie sie Sylvester verbrachte, was 2019 ansteht, was auf diesem Planeten so alles schiefläuft, worüber wir uns freuen und wofür wir dankbar sein sollten. Ein Interview, wie wir es uns wünschen, ummantelt von einer Tasse Cappuccino mit Sojamilch – sie liebt es einfach!

Hallo Bettina, wie war Sylvester? Was kam bei der Bleigießen-Alternative heraus?

Sylvester war sehr schön, danke. Wir waren mehrere Familien und es hat alles sehr viel Spaß gemacht. Dass man heutzutage kein Bleigießen mehr machen kann, ist fast schon schade, auch wenn ich persönlich die Gründe hierfür verstehe, denn Blei ist einfach ungesund. Wir haben dann die Wachsgießen-Alternative ausprobiert, aber ich muss leider sagen, dass das nicht wirklich funktioniert, denn Wachs ist für so etwas einfach nicht geeignet. Es kommt immer eine Mondlandschaft oder ein inselförmiger Klumpen dabei heraus. Da muss noch eine bessere Lösung gefunden werden. Für unsere Umwelt ist es allerdings besser, auf das Blei zu verzichten, denn am Ende des Tages landet das Blei im Müll und dort hat es tatsächlich nichts zu suchen.

Nachhaltigkeit wird bei dir und deiner Familie großgeschrieben, richtig?

Auf jeden Fall. Das geht bei Kleinigkeiten los und verläuft sich dann im Großen und Ganzen. Angefangen zum Beispiel bei den Plastiktüten, die man in den Supermärkten bekam. Das ist so ein veraltetes System gewesen, bei dem uns unheimlich viele Länder weit voraus waren. Ich habe mich tatsächlich gefragt, wie es sein kann, dass in vielen Ländern Afrikas diese Tüten seit über zehn Jahren verboten sind und wir diese in einem der fortschrittlichsten Länder der Welt noch ausgehändigt bekommen. Für mein Verständnis ist da zu lange etwas schiefgelaufen. Aber mittlerweile haben auch wir hier es verstanden. Natürlich gehört etwas Disziplin dazu, aber das sollte Niemanden aufhalten etwas für unsere Umwelt zu tun. Nach ein paar Tagen gehören die Dinge zum Alltag. Ich nehme zum Einkaufen immer meine Netze von zuhause mit und diese fülle ich dann mit dem Obst, welches ich kaufe. Ebenso Coffee-to-go-Becher – ich habe keine Ahnung, wann ich letztes Mal einen Wegwerfbecher bestellt habe, denn ich habe immer mit meinem Thermobecher dabei.

Auch meine Kinder sind so. Besonders die Großen sind überaus verantwortlich und halten uns manchmal den Spiegel vor. Das ist auch gut so. Denn manche Dinge sind einfach auch Gewohnheit. Unsere Kids haben mir zum Beispiel gezeigt, dass es recycelte Alufolie gibt. Ich kannte das überhaupt nicht. Wir nutzen zwar generell kaum Alufolie, aber wenn, dann recycelte. Auch Plastikflaschen gibt es bei uns nicht, schon vor einiger Zeit sind wir komplett auf Glas umgestiegen.So könnte ich noch einige Sachen aufzählen. Ich denke, dass auch kleinste Änderungen im Alltag unserem Planeten helfen und so sollte jeder das tun, was er kann. Wir sind es vor allem unseren Kindern schuldig.

Bevorzugst du eher Bestellungen übers Internet oder gehst du lieber noch persönlich in die Geschäfte?

Ich gehe gerne in die Geschäfte. Es gibt natürlich Sachen, die bekomme ich teilweile nur online, aber ich finde eine Sache sehr wichtig: Wenn man sich in einem Geschäft beraten lässt, dann sollte man es auch dort kaufen. Es gibt Menschen, die lassen sich zum Beispiel in einem kleinen Technikgeschäft vom Fachpersonal ausgiebig beraten, fahren danach aber nach Hause und bestellen es dann günstiger online. Dafür habe ich keinerlei Verständnis, denn der Einzelhandel muss auch leben und es liegt an uns, ob dieser überlebt oder nicht.

Seit dem 28. Dezember läuft die fünfte Staffel der Web-Sitcom-Komödie „Der Lack ist ab“, die auf Prime Video zu sehen ist. Dein Ehemann im Film (Tom) ist auch im echten Leben dein Partner. Er spielt die männliche Hauptrolle und führt Regie. Wie kamt ihr damals auf die Idee, eine Serie zu erfinden, deren Folgen nur 10 Minuten lang gehen und so ehrlich sind, dass man als Zuschauer fast schon peinlich berührt ist?

Kai saß eines Abends mit Kollegen beim Essen, als ihm bewusst wurde, wie sehr wir in unserem Alter die körperlichen Veränderungen kompensieren. Ein Freund erzählte, wie er die Lupe am Einkaufswagen schätzt, eine Freundin gab den Tipp, die Preisschilder in der Umkleidekabine zu fotografieren und dann großzuziehen, um sie besser lesen zu können. So entstand die Idee alles zu thematisieren, von dem man mit 20 noch nie etwas gehört hat, was uns aber in der Mitte des Lebens überrollt. Und zwar alle. Der Lack ist ab nimmt die Probleme ernst, zeigt aber, wie wir unser Älterwerden mit viel Humor nehmen können. Das wir inzwischen fünf so erfolgreiche Staffeln rausgebracht haben und wir die schönste Post bekommen, die man sich als Künstler nur wünschen kann, darüber bin ich sehr glücklich… Schließlich reden wir – ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen – über Männer, die ihre Haare färben, ebenso über die Darmspiegelung oder wie über pflegebedürftige Eltern.

Dass es von einer deutschen Serie so viele Staffeln gibt, ist alles andere als selbstverständlich. Eure Durchschnittsbewertung liegt bei 4,5 Sternen, was ebenso sensationell ist. Was ist deiner Meinung nach für den Erfolg der Serie so ausschlaggebend?

Ich glaube, es liegt an der Ehrlichkeit. Kai schreibt einfach wunderbare Dialoge, alles klingt genauso wie wenn man sich mit Freunden unterhält. Der Zuschauer erlebt die Geschichten so nah und ehrlich, als säße er mit uns in der Küche. Wir haben so großartige Kollegen, wie u.a. Christiane Paul, Uwe Ochsenknecht oder unsere Tochter Luise Befort. Authentizität ist für uns das Wichtigste und offenbar ist es gelungen, die Zuschauer dort abzuholen, wo sie sich in ihrer Lebenssituation ernstgenommen fühlen. Wir alle erkennen uns in den Figuren und Situationen und oft werden wir angesprochen, woher wir denn wissen, wie es bei dem einen oder anderen Zuschauer zuhause ist. Es macht uns natürlich stolz zu erleben, dass die Zuschauer viel Spaß mit der Serie haben und es für manche fast eine Therapie ist, derart den Spiegel vorgehalten zu bekommen…

Sind denn die Dreharbeiten so lustig, wie wir sie uns vorstellen könnten?

Ja, es macht schon viel Spaß. Die Folgen dauern ja jeweils um die zehn Minuten und und so können wir manche Szenen spielen, die real auch zehn Minuten lang sind. Das ist für Schauspieler herrlich. Man kann sich das in etwa wie beim Theater vorstellen. Wir drehen jeden Tag eine Folge und es ist teilweise sehr viel Text dabei, der natürlich sitzen muss. Wir haben das Glück, mit tollen Schauspielern zu drehen, die sich darauf einlassen, einfach mal ehrlich zu sein und es kommt immer wieder vor, dass plötzlich einer vom Team anfängt zu lachen, mit dem entschuldigendem Satz: „Oh sorry Leute, entschuldigt, aber das hört sich gerade an, wie bei mir Zuhause.“ Das sorgt natürlich für Lacher, wenn sich viele vom Team mit den Dialogen identifizieren können und gleichzeitig ist es für Kai natürlich ein perfektes Feedback zur Relevanz der jeweiligen Themen.

Greifst du dir schon mal an den Kopf, wenn es um Männerprobleme bei „Der Lack ist ab“ geht, von denen du nie gedacht hättest, dass es sie gibt?

Sagen wir mal so: Ich habe viel gelernt! (lacht) Ich muss aber ehrlicherweise gestehen, dass mir das nicht nur bei den Männerthemen so geht, sondern auch bei anderen Dingen schon passiert ist. Wir saßen damals fürs Brainstorming zusammen und es kam das Thema „MILF“ auf. Alle um mich herum waren am Reden und von mir ist man es auch gewohnt, dass ich immer mitrede, aber von mir kam nichts. Mein Schweigen fiel den anderen natürlich auf und ich musste meine Frage loswerden: „Leute, was ist MILF?“ Die Blicke der Anderen sprachen Bände. (lacht) So entstand zum Beispiel das Thema zu der einen Folge, in der es um MILFs geht. Bis zu dem Brainstorming kannte ich den Begriff nicht – zumindest nicht bewusst.

Beim Thema „Glatze“, der ersten Folge der neuen Staffel, war es tatsächlich so, dass egal, welchen Mann ich gefragt habe, alle bestätigten, dass dies ein großes Thema sei. Es gab in der Tat nicht einen einzigen Mann, der das verneint hätte. Ebenso beim Thema Urologen und Prostatauntersuchungen – auch hier fühlte sich direkt jeder Mann angesprochen.

Für mich ist dies natürlich interessant und ich habe im Laufe der Zeit nochmal einiges gelernt, wenn es um Männerthemen geht. Ihr habt einfach viel mehr Schiss vor Dingen, als ihr zugeben wollt. (lacht)Wir Frauen denken immer, dass wir so komische Themen haben, aber wenn wir euch Männer gegenüberstellen, dann habt ihr Gesprächsthemen, auf die würden wir Frauen niemals kommen. Ich finde, das gibt euch im Alter nochmal eine sehr süße Seite.
Sowohl du als Hanna, als auch dein Lebensgefährte Kai als Tom, spielt eure Rolle in „Der Lack ist ab“ überragend. Kommt dies vor allem daher, da ihr auch im echten Leben ein Paar seid?

Ich denke, das kommt gar nicht unbedingt durch die Tatsache, dass wir zusammen sind, sondern eher daher, dass wir uns schon so lange kennen und so viel miteinander gedreht haben. Wir wissen einfach, wie der andere tickt und wir kennen unser Timing. Bei dieser Art von Serie ist so etwas unglaublich wichtig. Bei „Der Lack ist ab“ ist tatsächlich nichts improvisiert, sondern alles geschrieben und dass Kai und ich uns so gut kennen, erleichtert das Spielen manchmal ungemein. Ich weiß also genau, wie Kai seinen Charakter Tom angelegt hat und wie dieser tickt und Kai hat natürlich meine Rolle Hanna erfunden und weiß genau, wie sich diese verhält und diesen Vorteil gilt es zu nutzen.

Wie ist es, mit dem eigenen Ehemann eine Serie zu drehen? Es gibt sicherlich auch Tage, an denen fetzt man sich irgendwie privat und muss danach zusammen am Set drehen. Wie regelt man so etwas?

Ich muss gestehen, dass wir so etwas gar nicht wirklich haben. Im Gegenteil. Etwas, was ich beim Älterwerden gelernt habe und für extrem wichtig empfinde, ist, dass man Dinge aussprechen sollte, die einen beschäftigen. Es bringt niemandem etwas, wenn man Punkte, die einen stören, Ewigkeiten mit sich herumschleppt und „runterschluckt“. Es ist enorm wichtig, diese Themen zuhause anzusprechen, denn dann kann man diese negativen Sachen aus dem Leben schaffen, ohne dass sie einen eine lange Zeit beschäftigen. Wir handhaben das so und deshalb gibt es bei uns eigentlich keine Reibungspunkte oder Streitereien, die lange andauern.

Jetzt ist ja „Der Lack ist ab“ keine typische Serie, wie man sie so kennt und du warst auch eigentlich eher bei Fernsehfilmen zuhause. Eine Kombination, die einige vielleicht wundern könnte. Wie siehst du das in der heutigen Zeit? Muss man so flexibel sein, um dabei bleiben zu können oder ist es einfach nur ein weiterer Schritt auf deiner Erfolgsleiter?

Jein! Ich denke, durch die ganzen Streamingdienste heutzutage gibt es viel mehr Möglichkeiten. Serien haben heute einen völlig neuen Reiz und Stand als noch vor einigen wenigen Jahren. In Amerika sieht man Oskar-Preisträgerinnen und -Preisträger, die mittlerweile auch in Serien mitspielen. Natürlich ist es auch heute noch etwas Besonderes, einen Kinofilm zu drehen. Aber auch Serien bei Amazon stehen diesen Filmen qualitativ in nichts nach. Im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland schon immer eine sehr hohe Qualität in Sachen Fernsehfilme gehabt. Es gab zum Beispiel viele deutsche Fernsehfilme, die im Ausland im Kino liefen. Bei mir war es mal sehr absurd, denn eine Trilogie, die ich gedreht habe, lief auf einmal erfolgreich in China im Kino.

Momentan denke ich, wird die ganze Branche durchgemischt. Ganz aktuell zum Beispiel die neue Serie „Beat“ mit Jannis Niewöhner – er spielt das großartig, hat aber vorher völlig andere Rollen gespielt. Ich finde es heute spannender, denn damals hatte man so ein gewisses Schubladendenken. So haben Schauspieler damals Dinge gedreht, die ihnen im Prinzip gar nicht gerecht wurden.

Bettina Zimmermann

Bei euch zuhause flitzen vier Kinder umher, die euch Eltern natürlich auch in Sachen modernster Technik auf Trab halten dürften. Angefangen bei Netflix, Prime und YouTube, bis hin zur Spielewelt, die heute in der Regel elektronisch basiert ist. Wie findest du die ganzen Veränderungen?

Gerade die Technik in der Spielewelt ist bei uns sehr streng limitiert. Dies hat natürlich seine Gründe! Wenn man sich überlegt, dass gewisse Spiele früher zur Vorbereitung für den Krieg entworfen wurden, um Soldaten mental darauf einzustellen, dann denken wir, dass diese Dinge nichts zuhause zu suchen haben. Ganz vorne mit dabei sind hier die Kriegsspiele, die man auf den Konsolen zocken kann. All diese Spiele sind erst ab 18 Jahren und ich kann nicht nachvollziehen, dass machen Eltern ihre 12 Jahre alten Kinder damit spielen lassen. Ich bin sowieso dafür, dass diese FSK-Normen überholt gehören, denn die Zeiten haben sich geändert. Man müsste darüber nachdenken, ob man anstelle einer FSK 6, 12, 16 und 18 neue Stufen im Zweijahresrhythmus bringt. Ich finde einfach, dass in der heutigen Zeit der Sprung von sechs zu 12 so riesig ist, dass es unverantwortlich ist, dass dies noch nicht angepasst wurde.

Es ist bei unseren Kids allerdings so, dass wir es ganz stark limitieren. Reale Freunde treffen, Gespräche, Sport, die Natur und echte Brettspielabende haben im Freizeitbereich Priorität. Aber wir Eltern müssen den Kids heutzutage dabei helfen, sich nicht in der medialen Welt zu verlieren. Das Serien- und Spieleangebot ist so riesig, dass ein Irrwald entstanden ist, in dem man ziemlich schnell den Überblick verliert. Auch wenn die Kids heutzutage damit aufwachsen, darf man sie damit nicht alleine lassen.

Hast du gute Vorsätze fürs neue Jahr?

Habe ich tatsächlich nie, denn ich sage immer, dass man jeden Tag etwas Gutes beginnen kann. Ich finde das schwierig, auf einen gewissen Moment zu warten, um dann zu sagen „so, jetzt mache ist dies und das nicht mehr“. Für mich ist es absurd, schlechte Angewohnheiten mit sich herumzutragen, nur weil noch kein Neujahr ist. Ich finde, das hat was von einer Notlüge.

Auf was dürfen wir uns 2019 von dir freuen?

Wir „basteln“ an etwas, aber darüber darf ich noch nicht sprechen. Seit Dezember läuft die 5. Staffel „Der Lack ist ab“ und ich bin noch als Staatsanwältin bei „Ein Fall für Zwei“ zu sehen, was natürlich eine völlig andere Geschichte ist. Es kommt also noch einiges – aber das ist noch ein bisschen geheim (grinst).

Liebe Bettina, vielen herzlichen Dank, dass du dir so viel Zeit für uns genommen hast. Es war toll und wir freuen uns auf das nächste Mal!
Fotos: 2018 Amazon.com Inc.

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AJOURE´ Redaktion
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