Atommüll, CO2 und Methan sind nicht die einzigen Substanzen denen die Umwelt ausgesetzt ist. Vor allem die Textilindustrie ist zu großen Teilen für verschmutze Gewässer und ins Ökosystem gelangende Chemikalien verantwortlich. Diese Chemikalien stellen nicht nur eine Umweltbelastung und eine Gefährdung der Billigarbeiter vor Ort dar. Sie landen ebenfalls in unseren Kleiderschränken. Die günstigen Preise sind oft der Grund, weshalb ökologische und ethische Konsequenzen keine Beachtung finden. Dabei muss nachhaltige Kleidung nicht unbedingt teurer oder unmodisch sein. Durch einige Tricks kann mit wenig Geld ein weiterer Schritt in ein bewusstes Leben gemacht werden.
Warum ist nachhaltige Mode immer mehr am kommen?
Schätzungsweise 90 Prozent der Kleidung, die du hierzulande kaufen kannst, ist mit chemischen Rückständen belastet. Sie wurde unter unfairen Herstellungsbedingungen meistens in asiatischen Ländern produziert. Hauptsächlich importiert werden die Shirts, Hosen und Pullis aus China, Bangladesch und Indien – eine dieser Ortsangaben folgt beinahe auf jedem Wäscheschild dem „made in“ und hängt sicher auch in deinem Schrank. Der Einsatz von Chemikalien ist übrigens unabhängig von Preis und Marke und sie überdauern auch die weite Reise bis nach Deutschland. Untersuchungen haben ergeben, dass die Stoffe der führenden Anbieter selbst in Deutschland noch chemische Rückstände aufweisen. Es handelt sich in vielen Fällen um Nonylphenolethoxylate. Nonylphenolethoxylate wird schließlich in Nonylphenol verwandelt. Die Reste sind zwar für den Konsumenten kein gesundheitliches Problem.
Im Gegensatz zu dir sind die Produzenten bei der Herstellung jedoch gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Arbeitsschutz und angemessene Arbeitsbedingungen existieren in den Textilfabriken in der Regel nicht. Dabei verursacht Nonylphenol nicht nur beim Menschen Beschwerden- es gelangt schließlich in die Gewässer und kann auf diese Weise einen Weg in die Nahrungskette finden. In China ist das Ausmaß mittlerweile so groß, dass mittlerweile 60 Prozent der Flüsse einen hohen Gehalt an Chemikalien aufweisen. Und das in einem Land, in dem etwa 320 Milliarden Menschen kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung haben. Die Textilindustrie wirkt sich somit maßgeblich auf unser Süßwasser aus. Zum einen verseucht es sämtliche Gebiete, zum anderen wird zur Produktion von einem Kilo Stoff etwa 100 Liter Wasser benötigt.
Ein weiteres Problem neben der prinzipiellen Umweltbelastung durch Mode, ist das Konsumverhalten der meisten Menschen in den westlichen Ländern. Wohlstand und Kapitalismus haben eine Wegwerfgesellschaft entwickelt. Allein in Deutschland werden pro Person durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke im Jahr gekauft. Von denen landen 40 Prozent im Kleiderschrank, ohne dass sie jemals das Tageslicht erblicken. Gleichzeitig hat sich auch die Qualität eines T-Shirts in den letzten Jahren verschlechtert. Dabei muss diese nicht grundsätzlich mit einem günstigen Preis verbunden sein – auch teure, namenhafte Marken produzieren unter fragwürdigen Bedingungen und stellen qualitativ schlechte Kleidungsstücke her. Weltweit liegt die Produktion bei ungefähr 80 Milliarden Kleidungsstücken. Der größte Teil entsteht auf Kosten von Umwelt, Mensch und Tier. Somit landen jährlich tausende Liter an Chemikalien in Seen für Klamotten, die wir nicht einmal anziehen.
Nachhaltigkeit kommt in Mode
Die Menge an neuer gekaufter Kleidung steht längst in keinem gesunden Verhältnis mehr zum tatsächlichen Bedarf. Im Sekundentakt werden weltweit neue Trends verbreitet, nach denen die Modeindustrie sich im Handumdrehen richtet. Einige Wochen oder Monate später ist der Hype verblasst, die früher als schick empfundenen Kleidungsstücke landen in der hintersten Ecke des Schranks oder im Müll. Um einen Wandel herbeizuführen, sind Bewusstsein, Aufklärung und neue Prioritäten wichtig. Die Industrie ist nicht daran interessiert, ihre Herstellungsbedingungen zu offenbaren. Hier setzen heute NGOs wie Greenpeace an. Die Aktivisten haben es sich zur Verpflichtung gemacht, die Konsequenzen nicht weiter im Dunklen zu lassen und finden damit immer mehr Gehör in der Bevölkerung. Dem Bewusstsein kommt schließlich die zentralste Rolle zu.
Das Wissen, dass im Kapitalismus die Produktion von der Nachfrage bestimmt wird und der Kauf eines Produkts somit sehr wohl Konsequenzen hat. Und vielleicht das Abwägen ob es sich lohnt, auf hierzulande beliebte Marken zurückzugreifen in der Kenntnis, dass der gesamte Herstellungsprozess in der Regel nichts mit Fairness gemeinsam hat- weder für Mensch noch Umwelt.
Tipps und Tricks für einen nachhaltigen Kleiderschrank
Nachhaltig Leben hat viele Aspekte. Der Verzicht auf den Kurzstreckenflug, das Einschränken von Plastik oder eine vegane Lebensweise sind nur einige Unterpunkte, die der Umwelt helfen können. Zu diesen gehört auch der bewusste Umgang mit Mode. Hier kann zunächst das eigene Konsumverhalten kritisch hinterfragt werden. Zugegebenermaßen ist der Wechsel von einem weniger bewussten Lebensstil zu einem bewussten zunächst oft ein wenig schwergängig. Es gibt viele Fragen zu klären, oft stehst du vor einem scheinbaren Dilemma.
Was viele Menschen in der heutigen Welt jedoch häufig übersehen, sind die Alternativen. Ein schönes Beispiel ist Second-Hand – in vielen Läden finden sich kleine Schätze, die zum einen in eigentlich jeden Geldbeutel passen und zum anderen nicht die Nachfrage an fragwürdig hergestellten Kleidungsstücken ankurbelt. Sorge regelmäßig für Platz im Kleiderschrank und entledige dich der überflüssigen Klamotten. Dabei solltest du diese besser nicht in den Müll schmeißen – Freunde, Bekannte, die Tafel oder die Altkleidersammlung sind normalerweise dankbare Abnehmer. Und eins deiner alten Shirts sorgt vielleicht dafür, dass sich jemand anderes kein neues kauft. Betrachte das auserwählte Stück vor jedem Kauf genau und überlege dir, ob du es wirklich anziehst. Selbst bei günstigen Produkten sammelt sich jährlich im Schnitt eine größere Geldsumme für Kleidung an, die in den Tiefen des Schranks verschwindet.
Der Trend geht eindeutig zu nachhaltiger Mode, immer mehr Hersteller setzen mittlerweile auf verbesserte Bedingungen. Dementsprechend sind die Zeiten längst vorbei, dass sich schicke Kleidung und Ethik miteinander verbinden ließen. Informiere dich auf Plattformen und im Internet, schreibe die Hersteller im Zweifel an oder setze von Anfang an auf bekannte Ökolabel.
Die schönesten Shops & Labels für nachhaltige Mode
Wenn wir dein ökologisches Bewusstsein wecken konnten und du vielleicht Interesse an nachhaltiger Kleidung entwickelt hast, solltest du dir die folgenden Onlineshops einmal genauer ansehen.
Abury – https://abury.net/
Abury wurde 2008 in Makkaresch ins Leben gerufen. Die Gründerin war von dem Handwerk der Einheimischen und ihrem Umgang mit Basteleien, Nähmaschine und Schnitzereien begeistert. Sie wollte nicht dabei zusehen, wie die Massenproduktion das Geschick der Bevölkerung zunehmend verdrängt und begann stattdessen, nachhaltige Taschen in unterschiedlichen Größen und Farben zu produzieren.
Aikyou – https://aikyou.de/
Aikyou richtet sich an Frauen mit einer kleineren BH-Größe. Die Marke setzt auf faire Handelsbeziehungen und ökologisch angebaute Baumwolle. Gleichzeitig läuft der größte Teil des Herstellungsprozesses in Deutschland ab.
Alma & Lovis – https://www.almalovis.de/
Alma & Lovis bietet Produkte für jedes Fach im Kleiderschrank an. Ihre Philosophie beruht auf dem Motto „Jetzt und Morgen“- bezogen auf Nachhaltigkeit und Umwelt. Die Mode soll Ökosysteme und Gesellschaft miteinander verbinden.
Amodini –
Amodini konzentriert sich insbesondere auf die Arbeitsbedingungen der Hersteller vor Ort. Es werden Taschen, Tücher und andere Dekorationen angeboten.
Armed Angels – https://www.armedangels.de/
Armed Angels sieht die nachhaltige Produktion als Selbstverständlichkeit an. Die Marke möchte Mode mit ökologischen Bedingungen verknüpfen. Es können sämtliche Kleidungsstücke erworben werden.
Avocado Store – https://www.avocadostore.de/
Der Avocadostore wurde 2010 gegründet. Die Idee bezog sich auf eine gemeinsame Vertriebsplattform für ökologisch produzierende Marken. Jeder Verkäufer muss sich an die Richtlinien halten.
Better2gether – https://www.better2gether-shop.com/
Better2gether wurde 2008 ins Leben gerufen. Die Seite bietet eigene Produkte an aber auch solche von anderen Ökomarken. Das gesamte Sortiment stammt aus ökologisch angebauter Baumwolle.
Camilla Norrback – https://norrback.se/
Norrback existiert seit 1999. Seit 2002 unterliegt die Produktion ökologischen Standards. Die Marke konzentriert sich gleichzeitig auf die Verbindung zwischen Qualität und Stil.
caro e. – https://caro-e.com/
Caro e wurde 2006 gegründet und kann mittlerweile in 35 europäischen Ländern gefunden werden. Die Marke vertraut zum größten Teil auf Biobaumwolle und unterhält Kooperationen mit Fairtraide-Betrieben.
DearGoods – https://www.deargoods.com/
DearGoods produziert vegane Mode. Diese kann im Onlineshop oder einigen Städten im Laden erhalten werden. Ökologische Richtlinien werden nicht verletzt.
Fairtragen – https://www.fairtragen.de/
Fairtragen setzt auf eine Verarbeitung, die keine gesundheitlichen Risiken auslöst. So wird auf Chlor beim Bleichen verzichtet, keine Hungerlöhne gezahlt und Baumwolle ohne Pestizide angebaut.
Fine Birds –
Fine Birds produziert Mode für Männer und Frauen. Neben ökologisch angebauten Stoffen werden Materialien auch recycelt.
Frank & Faith – https://www.frankandfaith.com/
Frank & Faith bezeichnet die eigene Produktion als ethische Mode. Es wird auf die Verwendung sämtlicher Chemikalien verzichtet.
FREITAG – https://www.freitag.ch/de
Freitag ist ein schweizerisches Unternehmen. Es stellt Produkte aus alten Materialien her, wie zum Beispiel LKW-Planen.
FTC – ftc-cashmere.com
Ftc Cahsmere wurde 2003 gegründet. Von Anfang an war den Gründern eine Herstellung wichtig, die nicht auf Profitgier basiert.
Glore – https://www.glore.de/
Der Name Glore bedeutet globally responsible Fashion. Das Unternehmen wurde 2006 in Nürnberg von einem ehemaligen Sozialarbeiter ins Leben gerufen.
Greenalty – https://www.greenality.de/
Greenality wurde 2009 gegründet. Motto des Unternehmens ist „mit kleinen Dingen Großes bewirken“, bezogen auf Umwelt, Mensch und Tier.
grundstoff – https://www.grundstoff.net/
Grundstoff hat sich 2007 in Frankfurt gegründet. Die Idee bezieht sich auf bezahlbare Mode, vereint mit ökologischen Standards.
Grüne Erde – https://www.grueneerde.com/
Grüne Erde kümmert sich um nachhaltige Möbel. Die Geschichte des Unternehmens begann vor etwa 30 Jahren und erinnert teilweise an die 68er Bewegung.
Grüne Wiese – https://gruenewiese-shop.de/
Grüne Wiese existiert seit 2008. Es führt kleinere und größere Ökomarken und gehört zu einem der größten Ökoläden.
hessnatur – https://www.hessnatur.com/de/
Hessnatur setzt auf Damen- und Herrenmode sowie Heimtextilien. Neben Nachhaltigkeit und Verantwortung wird in der Philosophie ebenfalls die Gesundheit groß geschrieben.
Honest by – https://www.honestby.com/
Honest by möchte das nicht nur die Mode schön ist, sondern auch der Herstellungsprozess. Es können vor allem Taschen und Schuhe erworben werden.
Iki M. – https://www.iki-m.de/
Iki. M fordert nachhaltigere Werte. Es setzt sich für Moral, Entschleunigung und Bewusstsein ein.
Kuyichi – https://www.kuyichi.com/
Kuyichi wurde 2000 gegründet. Die Erfahrung im Herstellungsprozess von Kaffee und Früchten in Südamerika führte zur Entscheidung, nachhaltig produzieren zu wollen.
Lanius – https://www.lanius-koeln.de/de/
Die Gründerin von Lanius Köln träumte bereits 1999 von nachhaltiger Mode. Heutzutage produziert sie vor allem weibliche Kleidung.
LUXAA – https://www.luxaa.de/
Luxaa wurde 2011 gegründet. Es verwendet neue innovative Stoffe. Einige Materialien ähneln äußerlich Papier, weisen jedoch funktionale Eigenschaften auf.
Maas Natur – https://maas-natur.de/
Die Gründer von Maas Natur hatten sich bereits 1985 der Umwelt verpflichtet. Mittlerweile verkaufen sie neben Mode auch Artikel für den Garten oder Hängematten und Bücher.
manomama – https://www.manomama.de/
Manomama konzentriert sich auf eine regionale Produktion. Das Unternehmen hat bereits einige Preise gewonnen und bietet Mode für Frau und Mann.
Marlowe nature – https://www.marlowe-nature.de/
Marlowe nature handelt seit 1992 mit Ökomarken. Neben einem Onlineshop gibt es Läden in Hamburg.
miwai – https://www.miwai.de/
Miwai produziert ausschließlich vegan. Die Mode richtet sich an Frauen, Männer, Kinder und Yoga-Fans.
Mr. & Mrs. Green – https://www.mr-mrs-green.com/
Mr. & Mrs Green. handelt mit der Mode von Ökomarken. Das Unternehmen achtet auf die Einhaltung von Qualitätsstandards.
Organic by John Patrick – https://www.organicbyjohnpatrick.com/
Organic by John Patrick wurde 2004 gegründet. Er wollte bereits in den späten 90ern die ökologische Frage beantworten. Heute produziert er Frauenmode.
Pants to Poverty – https://www.pantstopoverty.com/
Pants to Poverty setzt auf Unterwäsche. Mittlerweile wird in 20 Ländern produziert und auf diese Weise 5000 Farmern in Indien geholfen.
People Tree –
People Tree möchte seine Kleidung zu 100 Prozent fair herstellen. Neben Kleidung können auch kleinere Geschenke erworben werden.
Rapanui – https://rapanuiclothing.com/category/womens-organic-cotton-clothing/
Rapanui wurde von zwei Brüdern entwickelt, die 200 Pfund zur Verfügung hatten und sich dazu entschieden, ein Modelabel zu gründen. Mittlerweile verkaufen die Männer Mode für Frauen, Männer und Kinder.
slowmo – https://www.slowmo.eu/
Slowmo ist ein Familienbetrieb, der von zwei Schwestern gegründet wurde. Die Kollektion besteht aus Kleidung zum Wohlfühlen mit qualitativ hochwertigen Stoffen.
SOFTCLOX – https://www.softclox.com/
Softclox ist ein Unternehmen, das Schuhe mit massiven Holzsohlen herstellt. Es bietet sowohl Sommer- als auch Winterschuhe an.
Studio Ecocentric – https://www.studio-ecocentric.com/
Studio Ecocentric hat sich der ökologischen Herstellung von schicker Damenmode gewidmet. So können vor allem Kostüme und Kleider erworben werden.
ThokkThokk – https://www.thokkthokkmarket.com/
ThokkThokk produziert fair und ökologisch. Es zeichnet sich vor allem durch ausgefallene Designs aus.
Unique Nature – https://www.unique-nature.com/
Unique Nature kümmert sich um Hersteller, die nach strengen Standards produzieren. Im Mittelpunkt stehen soziales und umweltfreundliches Engagement.
Veja – https://www.veja-store.com/
Veja sieht Zertifikationen als Minimum an. Das tatsächliche Engagement reicht über Siegel hinaus. Es betrifft den Umgang mit verschiedenen Materialien.
Waschbär – https://www.waschbaer.de/
Waschbär besteht bereits seit 1987. Es wurde in Freiburg im Breisgau gegründet und verkauft Naturmode sowie Umweltprodukte.
Wertvoll – https://www.wertvoll-berlin.com/
Wertvoll spezialisiert sich nicht nur auf Nachhaltigkeit. Durch den Kauf bestimmter Produkte unterstützt der Konsument gleichzeitig verschiedene weltweite Hilfsprojekte.
zündstoff – https://www.zuendstoff-clothing.de/
Zündstoff wurde 2006 von zwei Freunden gegründet. Aus dem zuvor nicht vollkommen ernsthaften Onlineprojekt entwickelte sich ein erfolgreiches Unternehmen.
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