StartLifestyleLiebe & BeziehungZervixschleim: So kannst du deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage bestimmen

Zervixschleim: So kannst du deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage bestimmen

Wie kannst du mit dem Zervixschleim deine fruchtbaren Tage herausfinden? Im Verlaufe des Zyklus verändert sich der Zervixschleim. Anhand dieser Veränderungen kannst du die Fruchtbarkeit bestimmen.

Was ist Zervixschleim überhaupt?

Der Zervixschleim ist ein von Drüsen im Gebärmutterhals produziertes Sekret. Er verschließt den Muttermund, den Zervix, um ein Eindringen von Bakterien zu vermeiden. In der unfruchtbaren Phase verhindert der Schleimpfropfen auch das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter.

Nicht jeder Schleim ist Zervixschleim: Der Erregungsschleim und Zervixschleim unterscheiden sich in Aussehen und Konsistenz, haben verschiedene Ursachen und entstehen unterschiedlich. Auch Ausfluss und Zervixschleim sind nicht dasselbe, echter Ausfluss kann ein Krankheitszeichen sein und sollte ärztlich abgeklärt werden.

Die Verhütung durch die Beobachtung des Zervixschleims heißt übrigens „Billings-Methode“. Sie erfordert ein gutes Körpergefühl und tägliche Beobachtung. Bekannt ist diese Methode seit 1950. Ihren Einsatz hat sie dort, wo andere Verhütungsmittel nicht zu erwerben oder religiös verpönt sind. Mit Aufkommen von HIV ist die Wichtigkeit jedoch gesunken. Zur alleinigen Verhütung ist diese Methode den meisten Frauen nicht exakt genug. Für die natürliche Familienplanung ist sie Gold wert!

Warum verändert sich der Zervixschleim?

Der weibliche Zyklus wird von den beiden Hormonen Östrogen und Progesteron bestimmt. Vor dem Eisprung wird durch die reifenden Follikel vermehrt Östrogen gebildet. Dadurch verflüssigt sich der Zervixschleim nach und nach und verliert seine Eigenschaft als Schleimpfropfen: Er geht in die Vagina ab, von wo aus du ihn untersuchen kannst.

Nach dem Eisprung verändert sich der Hormonstatus zugunsten des Progesterons. Der Zervixschleim wird wieder trockener und fester und bleibt am Muttermund kleben. Diese Barriere schützt die Frau, aber auch das sich einnistende Ei und später den Embryo.

Wie beobachtet man Zervixschleim richtig?

Der Zervixschleim sollte am besten direkt vom Muttermund abgenommen werden. Bei Frauen, die sehr viel und deutlich sichtbaren Zervixschleim produzieren, reicht die Abnahme vom Scheideneingang. Viele sehen ihn während der fruchtbaren Zeit auch beim Wischen mit dem Toilettenpapier, das kann richtig abrutschen, oder finden ihn als schleimigen Klecks in der Unterhose.

Um den Schleim abzunehmen und zu bestimmen, wischst du dir mit dem Finger durch den Scheideneingang oder über den Muttermund selbst. Der Muttermund ist die kleine, etwas härtere Halbkugel am Ende des Scheidenkanals, das „Dach“ der Vagina. Produzierst du eher wenig Schleim, kannst du zum Testen des Schleims auch etwas Druck auf den Muttermund ausüben.

Anschließend bestimmst du seine sogenannte Qualität und trägst die Daten in dein Zyklusblatt ein. Wenn du dies einige Zyklen gemacht hast, lernst du deinen Körper nach und nach besser kennen.

Wie trage ich meine Beobachtungen richtig ein?

Zum Eintragen der Beobachtungen kannst du dir Zyklusblätter ausdrucken oder selbst gestalten. Auf diese solltest du ab dem ersten Tag nach der Menstruation täglich die Schleimbeobachtungen eintragen. Dafür werden standardisierte Kürzel verwendet, wobei du natürlich auch eigene verwenden kannst.

Die gängigen Kürzel sind:

  • t (trocken, meist direkt nach der Menstruation)
  • ø (kaum feststellbarer Schleim)
  • f (feucht)
  • S (dicklicher, zähflüssiger, weißlicher Schleim)
  • S+ (klarer, reichlicher, elastischer Schleim)

Jede Frau hat eine andere Ausprägung des Schleims. Jeweils die höchste Qualität zeigt deine fruchtbaren Tage an. Es kann sein, dass bei dir niemals S+ vorkommt. Das ist nicht schlimm, dann ist bei dir die beste Qualität S oder f.

Nach längerer Beobachtung des eigenen Körpers werden dir weitere Zeichen auffallen, die du mit in das Zyklusblatt eintragen kannst. Du kannst die Schleimqualität auch direkt in oder an der Vagina fühlen, vor allem wenn du keine Unterwäsche trägst und dabei gehst. Zum Eisprung hin ist eine Feuchte zu spüren, die nach dem Eisprung wieder verschwindet.

Auch psychische Veränderungen kannst du mit festhalten. Viele Frauen fühlen sich in der Venuswoche, den Tagen direkt vor dem Eisprung, viel schöner als sonst. Tatsächlich erhöht das zusätzliche Östrogen die Symmetrie der Gesichtszüge und sorgt für strahlende, weiche Haut. Daneben steigt bei den meisten Frauen deutlich die Libido. Ist dies bei dir auch ein Indikator, kannst du dafür auf deinem Zyklusblatt eine eigene Spalte schaffen.

Je mehr Veränderungen du zusammen festhältst, desto genauer wird deine Übersicht und die Bestimmung der fruchtbaren beziehungsweise unfruchtbaren Tage. In Kombination mit der Temperaturmethode hast du eine Verhütungsmethode, die sogar die Pille in puncto Sicherheit schlägt.

Wie verändert sich der Zervixschleim während des Zyklus?

Von Frau zu Frau verschieden ist die Intensität der feststellbaren Änderungen. Siehst du bei deinen Schleimbeobachtungen nur minimale Veränderungen, musst du sehr genau auf diese achten.

Nach der Menstruation

Direkt nach der Menstruation ist bei den meisten Frauen die Scheide am trockensten. Die normale Feuchtigkeit ist vorhanden, aber Schleim findest du kaum oder nur zähflüssigen, cremefarbenen.

Bei Frauen mit sehr kurzem Zyklus, die direkt nach der Menstruation bereits in die fruchtbare Phase wechseln, ist dies anders. Wenn dein Zyklus unter 20 Tagen beträgt, dann wirst du in dieser Phase schon S-Schleim finden können.

Vor der Venuswoche

Bevor die „heiße Phase“ beginnt, verändert sich der Schleim zu deutlich vorhandener Menge. Er ist dann weißlich, undurchsichtig und cremig in der Konsistenz. Kann aber auch zäh sein. Wer sich nicht ekelt, kann auch den Geschmackstest vornehmen: In dieser Zeit schmeckt der Zervixschleim stark säuerlich.

In dieser Phase lässt sich Zervixschleim mit Ausfluss verwechseln. Bist du schon an deinen Körper gewöhnt und beobachtest dich bereits einige Zyklen, wird dir der Unterschied auffallen.

Die fruchtbaren Tage

Der Schleim ist jetzt reichlich vorhanden. Er hat die Konsistenz und Durchsichtigkeit von rohem Eiweiß. Manchmal ist er etwas fester.

Wenn du einen Klumpen davon zwischen zwei Finger nimmst, dann kannst du beim Auseinanderziehen der Finger Fäden spinnen. Das ist nicht bei jeder Frau gleich ausgeprägt! Ist es bei dir nicht möglich, ist das ebenfalls normal.

In der Zeit nach dem Eisprung

Nach dem Eisprung verfestigt sich der Zervixschleim schnell wieder. Innerhalb von ein, zwei Tagen kannst du keinen S+-Schleim mehr finden. Die zwei Tage direkt vor der Menstruation kann sich die Schleimqualität erneut verbessern, denn der Östrogenspiegel steigt. Das weist vor der Menstruation nicht auf eine erneute Fruchtbarkeit hin. Pro Zyklus gibt es nur einen Eisprung.

Die seltene Ausnahme mit zwei Eisprüngen, die zu zweieiigen Zwillingen führen kann, findet im Abstand von wenigen Stunden bis maximal 24 Stunden zueinander statt und fällt in der Beobachtung vom Zervixschleim nicht auf. Die fruchtbare Zeit endet in dem Fall mit dem 2. Eisprung.

Unser Lesetipp: Du leidest vor der Menstruation unter PMS? Dann helfen dir diese Tipps weiter!

Wie kann ich am Zervixschleim sehen, ob ich fruchtbar bin?

Niemand kann dir sagen, wie genau bei dir zu deinen fruchtbaren Tagen der Zervixschleim aussieht oder sich verhält. Das musst du durch Beobachtung und peniblem Notieren aller Beobachtungen selbst herausfinden. Anfangs wirst du immer erst in der Retrospektive wissen, zu welchem Zeitpunkt die Schleimqualität am höchsten war.

Wenn du zu den Frauen gehörst, die S+ bilden, ist es eindeutig. Wenn nicht, wirst du nach einigen Zyklen wissen, wie dein Schleimzyklus verläuft und kannst das Einsetzen der fruchtbaren Tage sicher bestimmen.

Wie kann ich den Zervixschleim zur natürlichen Familienplanung nutzen?

Um die Schleimbeobachtung zur natürlichen Familienplanung einzusetzen, solltest du sie über einige Zyklen notieren. Sobald du weißt, wie bei dir der Schleim um die fruchtbaren Tage herum aussieht, kannst du gezielt in dieser Zeit Geschlechtsverkehr haben, um die Chance auf eine Befruchtung zu erhöhen.

Da männliche und weibliche Spermien unterschiedlich lang leben, gibt es die These, dass darüber der Empfang eines Mädchens oder eines Jungen beeinflusst werden kann. Männliche Spermien schwimmen etwas schneller, sind aber schwächer und sterben schneller. Das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Jungen zu empfangen, bei Geschlechtsverkehr direkt vor oder am Tag des Eisprungs minimal höher liegt. Die Wahrscheinlichkeit ein Mädchen zu empfangen, ist bei Geschlechtsverkehr 3 – 5 Tage vor dem errechneten Eisprungstag geringfügig höher. Ob das wirklich einen Effekt hat? Wer weiß.

Wie kann ich mit der Zervixschleimbeobachtung verhüten?

Vor dem Eisprung weist diese Verhütungsmethode die größten Unsicherheiten auf. Für den Anfang kannst du hier mit der 5-Tage-Regel rechnen. Manchmal bildet sich erst später höherwertiger Schleim oder bei der Abnahme des Schleims fällt eine Veränderung nicht gleich auf. Bei kürzeren Zyklen solltest du daher vor dem Eisprung nach den ersten 5 Tagen durch andere Methoden (Kondom, Diaphragma, …) verhüten.

Nach dem Eisprung beziehungsweise genauer nach dem Höhepunkt der Schleimqualität muss drei Tage weiterhin anderweitig verhütet werden. Wenn innerhalb der drei Tage keine erneute Steigerung der Schleimqualität zu beobachten ist, dann kann ab dem Abend des 3. Tages ungeschützter Verkehr gehabt werden.

Dies kann zum Beispiel in der Beobachtung so aussehen:
f, f, S, S, S, S, S+, S+, S+, S, S, S, f, f

Das letzte S+ ist der Schleimhöhepunkt. Wird anschließend die Schleimqualität noch einmal besser, gilt der neue Punkt als Schleimhöhepunkt:
f, f, S, S, S, S, S+, S+, S+, S, S+, S, f, f

Nach dem Eisprung und nach Abwarten der Drei-Tages-Frist ist die Billings-Methode als Verhütung sehr sicher. Dies setzt eine sehr gute Beobachtung voraus.

Der Höhepunkt fällt nach einigen Studien zu 75 % auf den tatsächlichen Eisprungtag. Zu 82 % auf den Eisprungtag oder einen Tag davor oder danach. Das Ei hat nur ein kurzes Zeitfenster, in der es befruchtet werden kann. Vor dem Eisprung ist dies durch die Überlebensfähigkeit der Spermien ausgedehnter – sie warten, bis das Ei bereit ist. Nach dem Eisprung ist das Ei innerhalb von ca. 1 – 2 Tagen nicht mehr befruchtungsfähig beziehungsweise schon abgestoßen.

Was ist die 5-Tage-Regel?

Die 5-Tage-Regel besagt, dass die ersten 5 Tage eines Zyklus als unfruchtbar gelten. Dies ist aber nur ein Richtwert und muss auf dich nicht zutreffen! Wenn du einen sehr kurzen Zyklus hast, beginnt bei dir die fruchtbare Zeit früher.

Der erste Tag des neuen Zyklus ist immer der erste Tag der Menstruation. Die 5 Tage beinhalten also deine Menstruation.

Nach einer Weile der Beobachtung, am besten über 12 Zyklen hinweg oder länger, kannst du von dem frühestens erfolgten Schleimhöhepunkt 8 Tage abziehen. Diese 8 Tage sind dein Sicherheitsfenster. Davor kannst du ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Innerhalb der 8 Tage solltest du dich als fruchtbar ansehen. Es ist bereits eine Sicherheitsspanne für eine geringfügige Verschiebung des Eisprungs und für die Lebensdauer der Spermien (rund 5 Tage) mit einberechnet.

In der Praxis sieht das dann so aus:
Der früheste Schleimhöhepunkt, den du in den 12 Zyklen beobachten konntest, lag an Tag 15. Du ziehst 8 Tage ab und landest bei Tag 7. Bis Tag 7 deines Zyklus kannst du unbesorgt ungeschützten Geschlechtsverkehr haben.

Verschiebt sich in einem späteren Zyklus der früheste Schleimhöhepunkt auf Tag 14, musst du die sichere Spanne anpassen. Du kannst fortan nur noch bis Tag 6 auf zusätzliche Verhütung verzichten.

Wann ist der Zervixschleim spinnbar?

Die Tage direkt vor dem Eisprung steigt der Östrogenspiegel noch einmal stark an. Der nun produzierte S+-Schleim wird auch Östrogenschleim genannt. Er ist „spinnbar“. Das bedeutet, dass er deutliche Fäden zieht.

Zervixschleim spinnbar

Welche Rolle spielt der Zervixschleim bei der Befruchtung?

Das normale Scheidenmilieu ist spermizid. Es ist sauer und tötet Bakterien und Spermien gleichermaßen ab. Während der fruchtbaren Tage steigt der pH-Wert deutlich an. Von circa 4,5 klettert der ph-Wert auf 7,5 und ist leicht basisch.

Der Zervixschleim enthält zum Schleimhöhepunkt hin Zucker und ist deutlich süßer und mit höherem pH-Wert. So erhöht er die Überlebenschancen der Spermien, die sich vom Zucker ernähren können.

Außerdem erleichtert er durch seine flüssig-schleimige Konsistenz den Spermien das Hochschwimmen durch den Gebärmutterhals. Wenn du schwanger werden möchtest, kannst du diesen Effekt durch vermehrte Flüssigkeitsaufnahme verstärken.

Wie kann ich Zervixschleim und Erregungsschleim unterscheiden?

Zervixschleim tritt ohne Erregung auf. Die Konsistenz unterscheidet sich in den meisten Zyklustagen sehr. Erregungsschleim ist deutlich spinnbar, recht flüssig und klar. Er geht nicht als Klumpen oder Batzen ab, sondern überzieht die Vaginalwände gleichmäßig mit einem schleimigen Film. Tropft er bei starker Erregung, zieht er lange Fäden.

Bei S+-Schleim und vorangegangener Erregung kann die Unterscheidung schwierig sein. Dann hilft ein Wassertest, denn Erregungsschleim ist wasserlöslich, Zervixschleim nicht. Aber Achtung: Auch Erregungsschleim löst sich nicht sofort, sondern ist unter Wasser noch eine Weile glitschig.

Kann ich den Zervixschleim unter Einnahme der Pille beobachten?

Der Zyklus des Zervixschleims wird durch Pilleneinnahme unterbrochen. Du kannst in dieser Zeit keine durch Hormonschwankungen beeinflusste Veränderung wahrnehmen. Dies gilt für alle Arten von hormoneller Verhütung.

Wenn in dieser Zeit eine vermehrte Schleimbildung zu beobachten ist, solltest du dich an deine Frauenärztin wenden und mit ihr darüber sprechen.


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Fotos: vladimirfloyd / stock.adobe.com; Acaparadora – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1518774

AJOURE´ Redaktion
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