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Kolumne: Von Null auf 100

Multitasking. Das ist so ein Wort, das irgendwann in den letzten Jahrzehnten entstanden ist. Aus dem Anlass heraus, dass man das Talent der Frauen, sehr viele Dinge gleichzeitig tun zu können, irgendwie benennen musste. Das ist jedenfalls meine Meinung. Daher heute im Programm:

Männer machen eine Sache (falsch). Frauen viele gleichzeitig (und richtig)!

Folgende Situation: Neuerdings mutiere ich in meinem Home-Office auch noch zur Hausfrau, ich finde nämlich mittlerweile die totale Entspannung beim Backen. Hätte mir Kochmuffel das früher mal jemand prophezeit, hätte ich ihm eine Watschen prophezeit, aber das ist ein ganz anderes Thema. Zurück zur Ausgangssituation. Ich stehe am Herd, lese am Laptop die Zutatenmengen ab, setze das Ganze um, während ein Krimihörbuch im Hintergrund läuft, auf dessen Handlung ich mich konzentrieren muss, wenn ich nicht jedes mal zum letzten Kapitel zurückschalten möchte. Dazu kommt, dass mein Freund aus seinem Arbeitszimmer etwas ruft, ich die Frage in meinem Gehirn verarbeite und ihm antworte.

Bricht währenddessen ein Chaos aus, jage ich die Küche in die Luft oder muss ich beim Hörbuch gleich von ganz vorne anfangen? Aber nein! Ich weiß immer noch genau, dass ich bei Punkt Zwei des Rezeptes bin, xy gerade von xx ermordet wurde und meine schnelle Antwort die Richtige war. Der Mann in meiner Situation? Er hätte zurückgebrüllt „Was!? Siehst du nicht, dass ich hier BACKE?“ Wobei sich das Schreien insofern erledigt, weil gar kein Hörbuch nebenbei laufen würde – wie auch, er muss sich schließlich voll und ganz auf das Rezept konzentrieren.

Wir wissen es alle, wir kennen die Situationen und wir haben alle mindestens einen Mann im Freundeskreis, der beharrlich gegen das Vorurteil ankämpft, Männer könnten nur eine Sache erledigen (wenn überhaupt). Aber Männer, wenn ihr mal ehrlich zu euch selbst sein könntet, dann würdet ihr folgende Punkte ganz kleinlaut bestätigen:

Eine Gegenüberstellung: Mann steht in einer Bar, ein umwerfendes Dekolleté steuert auf ihn zu. Er: Zu nichts mehr fähig, höchstens ein bisschen Sabbern.

Frau steht in einer Bar, ein umwerfend aussehender Mann steuert auf sie zu. Sie: Ist fähig, ihn trotz der atemberaubenden Erscheinung zu scannen, während ihr auffällt, dass er keine schönen Hände hat und sie sich umdreht, bevor er überhaupt bei mir ankommt.

Oder…

Mann beschleunigt von Null auf 100 in Was-weiß-ich-wievielen-Sekunden und kann sich nur eine Sache denken: Geil.

Frau beschleunigt von Null auf 100 in einer Sekundenzahl, die ihr völlig egal ist, und zieht sich währenddessen die Lippen im Rückspiegel nach, der selbstverständlich auf sie gedreht ist, während sie lässig und im perfekten Moment in den nächsten Gang schaltet, ohne dass der Motor aufheult.

Freunde, so sieht’s aus. Lasst es bei einer Sache, damit die Chancen steigen, dass ihr wenigstens diese zu unserer Befriedigung erledigt. Und wer sich kein einziges Jahr merken kann, wann die Schwiegermutter, die Ehefrau oder der beste Freund Geburtstag hat, hier ein Tipp von mir: Solch wichtige Daten in ein stilvolles Notizbüchlein zu kritzeln, hat viel mehr Charme und Sexappeal, als ständig auf das blöde Handydisplay zu glotzen. Und dabei gegen eine Glastür zu rennen – beides gleichzeitig geht halt nicht.

Bild: Anika Landsteiner

Anika Landsteiner
Anika Landsteinerhttps://anikalandsteiner.de/
Anika Landsteiner wurde 1987 geboren und arbeitet als Autorin und Journalistin. Ihr Fokus liegt dabei auf gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, Tabuthemen, Feminismus und Popkultur. Als Kolumnistin nimmt sie uns mit auf ihre gedanklichen Reisen und gibt uns immer wieder neue Denkansätze.

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