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Pansexuell: Funktioniert Liebe ohne Geschlechterschranken?

Pansexuell, Intersexuell, Transgender, Queer und du blickst nicht mehr durch im Geschlechter-Urwald? Wir helfen dir ein wenig auf die Sprünge und wagen einen Erklärungsversuch der neuen Sexualität…

Pansexuell – die neue Form der freien Liebe

Die Vorsilbe „Pan“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „alles umfassend“. Pan ist aber auch ein bekannter griechischer Gott, der auf antiken Abbildungen mal als lüsterner eindeutig männlicher Waldgott, sehr oft aber auch geschlechtslos dargestellt wird. Pan gilt als ein Liebhaber der Lust und Liebe an sich und mit wem er diese Passion auslebt, ist ihm ziemlich gleich. Ein anderer Begriff ist Omnisexuell, was nichts anderes als die lateinische Variante der selben Bedeutung ist.

Pansexualität in der Praxis sieht so aus, dass sich der Mensch überhaupt nicht um seine eigene geschlechtliche Identität kümmert und sich ebenso wenig um das Geschlecht des Liebespartners schert. Sie sind Mann, Frau oder Mischwesen, identifizieren sich aber nicht über ihre Geschlechterrolle oder Gender-Typisierungen, sondern sehen sich ganz modern und offen einfach als Menschen.

In einer Zeit, in der Grenzen vieler Lebens- und Arbeitsbereiche zunehmend verwischen, erscheint es fast logisch, dass sich auch bei Sex und Liebe allzu starre Definitionen langsam ausdehnen. Transgender, Menschen also, die einen weiblichen oder männlichen Körper haben, sich aber wie das andere Geschlecht fühlen, nehmen zu. Ebenso kommt es häufiger zur Intersexualität, also, dass ein Mensch körperlich, hormonell und geistig Merkmale beider Geschlechter zeigt. Eine veraltete Bezeichnung dafür ist „Zwitter“.

Pansexualität – Wo ist denn nun der Unterschied zur Bisexualität?

Auf den ersten Blick mag es den nicht geben. Dennoch, im klassischen Verständnis der Bisexualität geht man davon aus, dass eine Frau oder ein Mann Männer und Frauen liebt. Im Gegensatz zur Homosexualität, bei der man sich grundsätzlich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt (jedoch gibt es auch hier Abstufungen, sodass die Grenzen durchaus fließend sind). Die Identifizierung über das Geschlecht findet also noch statt. Bei den Pansexuellen ist das ein anderes Lebensgefühl und eine andere Selbstwahrnehmung. Sie lieben auch Intersexuelle oder Transgender, aber ohne sich Gedanken über deren sexuellen Status zu machen oder sich explizit davon angezogen zu fühlen. Sie sind und sie lieben – und das mutet fast schon ein bisschen wie ein spirituelles Liebes-Utopia an! Für offene Gemüter ist diese neue undefinierte Definition der Sexualität aber sicher eine begrüßenswerte Entwicklung.

Eine völlig neue Erfindung ist die Pansexualität dabei wahrscheinlich nicht. Vielmehr fließen in ihr bisher abgegrenzte und mit allzu vielen Vorurteilen belegte Einzelbegriffe zu einem neuen universellen Verständnis der offenen Sexualität unter Menschen ein. So erklärt die amerikanische Sexualforscherin Dr. Carlen Costa den Begriff auch so: „Pansexualität ist die sexuelle, romantische, emotionale und physische Anziehung unter Menschen, völlig unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht und der sexuellen Orientierung.“ Sozialwissenschaftler sprechen heute inzwischen sogar von der größten sexuellen Revolution seit den 60er und 70er Jahren.

Pansexuell: Prominente Beispiele

Miley Cyrus gehört zu den bekanntesten bekennenden Pansexuellen. In einem Interview mit der amerikanischen Variety verriet sie „Ich konnte mich mit all den Begriffen wie bi, hetero oder homo ebenso wenig identifizieren, wie ich mich als Mädchen wahrnahm.“ Ebenso wenig habe sie sich aber als Junge oder männlich gefühlt. Sie ist einfach und spürt eine intensive Verbundenheit zu Menschen ähnlich offener Gesinnung.

Und Miley Cyrus ist bei weitem kein Einzelfall. Viele Prominente bekennen sich zur wachsenden Gemeinde der Pansexuellen. Darunter auch die aus der „Bill Cosby Show“ bekannte Schauspielerin Raven-Symoné Pearman. Sie erklärte erst kürzlich in der Oprah Winfrey Show, dass sie sich seit ihrer Jugend zu Frauen hingezogen gefühlt habe. Auch sie berichtet davon, sich nie als lesbisch wahrgenommen zu haben, vielmehr ist sie „ein Mensch, der Menschen liebt.“

Auch die Sprache verändert sich bereits

Interessant in diesem Zusammenhang ist ebenfalls, wie sich die Sprache bereits der neuen Sexualität anpasst. „Lover“, „Boo“ oder „Partner“ beginnen im englischen Sprachgebrauch die fast schon etwas staubig anmutenden Begriffe „Boyfriend“ und „Girlfriend“ abzulösen. Eine schöne Bezeichnung unter den neuen Wörtern ist „Significant Other“, was so viel bedeutet, wie der/die/das „bedeutungsvolle Andere“.

Auch in Deutschland ist diese Entwicklung zu beobachten. Unter Pansexuellen und jungen Menschen hört man öfters das zugegeben etwas arg sachlich klingende „Bezugsperson“ oder etwas wärmer und besser, Bezeichnungen wie „Herzensmensch“ oder „Lieblingsmensch“. Das lässt gleich ein ganz anderes Bild entstehen.

Was Pansexualität nicht ist

Pansexualität bedeutet keinesfalls Polyamorie oder Polygamie. Nein, Pansexuelle haben nicht so viele Partner wie möglich, sie haben einen Partner, dessen Geschlecht ihnen einfach egal ist. Oftmals leben pansexuell Veranlagte gar nicht den Bezug zu Partnern unterschiedlichen Geschlechts, sie fühlen nur kein Geschlecht und schließen für sich selbst Liebesbeziehungen zu Menschen egal welcher Gesinnung nicht aus.

Die bunte Gemeinschaft der Pansexuellen

Gibst du auf Instagram den Hashtag #pansexualpride ein, erscheinen an die 5 Millionen Beiträge, die einen guten Querschnitt der Idee der Pansexualität zeigen. Und die pansexuelle Bewegung hat auch schon eine eigene Flagge! Pink, Blau und Gelb signalisiert sie den Zusammenfluss beider Geschlechter. Pink für das Weibliche und Blau für das Männliche – sowie Gelb als Farbe der Lebensfreude und Verbundenheit.

pansexuell Flagge
Foto: WoGi / stock.adobe.com

AJOURE´ Redaktion
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