Eigentlich hat uns Disney falsche Vorstellungen von der Liebe vermittelt. Doch wir könnten das auf ganz Hollywood übertragen. Durch Filme wie „Schlaflos in Seattle“ träumt wahrscheinlich sogar ein aufgepumpter Testosteronjunkie von einem klischeebeladenen und romantischen Treffen auf dem Empire State Building.
Sind wir Hollywood? Ist Hollywood wir? Das Leben schreibt die besten Geschichten. Sagt man. Also, wer war zuerst da, das Huhn Leben oder das Ei Hollywood? Wurden erst die traumhaften Geschichten erfunden und wir haben uns bemüht, sie in unserem eigenen Leben auch wahr werden zu lassen, oder bedient sich die Traumfabrik an den unglaublichen Liebesgeschichten dieser Welt?
Durch diese Vorstellungen und Geschichten, denen wir alle gebannt vor dem Fernseher gefolgt sind, wünschen wir uns selbst die Cocktailkirsche auf dem Beziehungscocktail. Die Sahne auf dem Haupt, das Glitzer im Haar, das glücklichste Lächeln auf den Lippen. Wir wollen Julia sein, die vor Hugh Grant steht und ihm unter Tränen sagt, dass sie doch auch „nur ein Mädchen ist, dass vor einem Jungen steht und ihn bittet, es zu lieben“. In solchen Momenten dreht sich der Mann niemals um und geht seines Weges, es gibt immer ein gefühlsüberladenes Happy-Ending. Wir könnten uns natürlich auch damit anfreunden, dass wir Sally sind, die jahrelang mit Harry befreundet ist, bis sie endlich sieht, dass er der Mann ihres Lebens ist. Was für eine Geschichte. Die lohnt sich doch wirklich, den Enkelkindern mal zu erzählen.
Manche Menschen wünschen sich ein Hollywood-Liebesleben, wie es vielleicht zwei Personen aus 100 erleben. Und ich frage mich: Braucht es wirklich immer die ganz großen Gesten? Muss ein anderer Mensch mir immer wieder beweisen, wie sehr er mich liebt – und dann auch noch, indem er es nicht nur sagt, sondern beispielsweise gegen alle Regeln ankämpft und immer wieder vor der Tür steht, wie Ryan es in „The Notebook“ tut. Manche warten darauf, ein erstes „Ich liebe Dich“ an einem verlassenen Strand der Seychellen ins Ohr gehaucht zu bekommen – und vergessen dabei, dass es genauso viel Wirkung hat, wenn man gerade gemeinsam kocht und der Partner innehält, um es zu sagen. Weil der Moment für diese eine Beziehung perfekt ist. Weil sie hier stattfindet und nicht dort. Und weil es oft die kleinen Dinge sind, die eine Beziehung außergewöhnlich machen und sie von anderen abhebt. Die Witze zwischen einander, die sonst keiner versteht. Die Spitznamen, die sonst keiner kennt. Die Blicke, die sonst keiner spürt.
Wir sollten aufhören, uns Dinge zu wünschen, die vielleicht gar nicht zu uns und unserer Beziehung passen. Vielleicht stehen wir irgendwann wirklich auf dem Empire State Building, bekommen einen Heiratsantrag und wünschen uns auf einmal ganz schnell weg, weil die Menschen um uns herum unangenehm herüberstarren. Wir wünschen uns ins heimische Bett oder zumindest zurück ins Hotelzimmer – aber da ist der Moment auch schon vorbei. So schnell kann es gehen. Die Beziehung findet immer statt, während wir dabei sind, Pläne zu schmieden, von denen wir oftmals gar nicht wissen, ob wir sie wirklich wollen.
Foto top: „The Empire State Building“ von Ivo Jansch (Flickr) via CC BY 2.0