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So gehst du am besten mit Catcalling um

Was ist eigentlich Catcalling?

Die meisten Frauen haben diese Form der sexuellen Belästigung schon einmal erlebt, oder erleben sie sogar regelmäßig. Je nachdem, wo du lebst und unterwegs bist, bekommst du sie mehr oder weniger häufig zu spüren. Es geht um die aufdringlichen und schmutzigen Sprüche, die Frauen hinterhergerufen oder direkt ins Gesicht gesagt werden. Täter sind in den allermeisten Fällen Männer (oft in Gruppen) und Opfer sind Frauen, die ihnen auffallen. Dabei musst du nicht einmal besonders aufreizend gekleidet sein oder den Mann irgendwie ermutigt haben.

Catcalling ist einfach eine Form der verbalen Belästigung, die den betreffenden Männern ein Gefühl von Macht gibt und eine perverse Freude daran, eine Frau verschämt und eingeschüchtert zu haben. Leider kommt Catcalling so häufig vor, dass es oft und vielerorts schon fast selbstverständlich geworden ist. Wird sich dagegen beschwert, geben sich die Täter gern verständnislos oder erklären die Frauen als prüde oder verkrampft. Schließlich verteilen sie doch einfach nur überdeutliche Komplimente, oder? Selbst schuld, wenn Frauen immer jedes Wort auf die Goldwaage legen und alles zu ernst nehmen, richtig? Aber ganz so einfach dürfen wir es ihnen nicht machen!

So unterscheidest du Flirten und Belästigung

Zugegeben, so mancher Mann hat es in der heutigen Zeit wirklich schwer, eine Frau korrekt anzusprechen und sein Interesse deutlich, aber nicht aufdringlich zu äußern. Ist er zu vorsichtig, landet er in der Friendzone und wird er zu anzüglich, ist er als Perverser abgestempelt. Den Spagat zwischen „richtiger Kerl“ und „sensibler Romantiker“ geht dabei leider oft nach hinten los. Und schon haben sie einen Spruch gebracht, an dem sich die Frau ihres Begehrens erst einmal gründlich verschluckt. Das kann passieren und ist in den meisten Fällen auch hoffentlich kein Totschlag-Kriterium für den armen Kerl. Denn Frauen haben meist ein gutes Gefühl dafür, ob ihnen ein nervöser Netter gegenübersitzt, oder ein unangenehmer Täter. Da wird schon so mancher flapsiger Spruch verziehen, weil klar ist, dass er eigentlich als Kompliment gemeint war.

Ganz anders sieht es aus, wenn du auf offener Straße im Vorbeigehen flapsig angemacht wirst. Oder wenn ein Mann dich anspricht und direkt mit einem völlig unangebrachten Spruch beginnt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dahinter nur unschuldiges Flirten steckt, geht gegen Null. Denn jeder Mann weiß, dass keine Frau mit einem schmutzigen Spruch zu bekommen ist. Hinzu kommt, dass du an Blick und Körperhaltung des Mannes sofort erkennst, dass er dich provozieren will.

Das bringt Catcalling den Männern

Vielleicht fragst du dich bei solchen Erlebnissen immer wieder, was der Täter jetzt eigentlich davon hatte? Du bist innerhalb weniger Sekunden wieder weg und er hatte mit seiner Belästigung keinen Erfolg bei dir. Warum also verschwendet er seine Energie dafür, wenn er doch genau weiß, dass er damit keine Frau erobern wird?

Darum geht es beim Catcalling aber eben nicht. Der Frau einen schmutzigen Spruch nachzurufen, ihr im Vorbeigehen an den Hintern greifen oder sich provozierend vor sie zu stellen, gibt diesen Männern ein Machtgefühl. Wahrscheinlich sind sie in ihrem Leben oft unterdrückt und schwach, sind in ihrer Männerrolle unsicher und fühlen sich von starken Frauen bedroht. Der Lösungsansatz ist dann, sich durch Catcalling für kurze Zeit das Gefühl des mächtigen Mannes zurückzuholen. Sie geben sich cool, bedrohlich und einschüchternd, während sie dich genau fixieren, um keine Sekunde deiner hoffentlich peinlichen Berührtheit zu verpassen. Das macht sie an, das stellt sie in der Gruppe als richtigen Kerl klar und verschafft ihnen oft sogar sexuelle Befriedigung, da sie sich dir überlegen fühlen. Zurück in ihrem Alltag erfreuen sie sich dann an der Erinnerung an deinen Schock, deine Verunsicherung und deine Schamesröte im Gesicht.




Auf dem Instagram-Accout catcallsofmuc machen die Gründer Ege Celik, Sofija Pavlenko und Julia Tokic auf Catcalling aufmerksam, indem sie die Sprüche der Täter mit Kreide auf die Straße schreiben.


Achte auf dein Bauchgefühl

Dass du dich beim Catcalling nicht gut fühlst, versteht sich von selbst. Wenn allerdings das Bedürfnis aufkommt, darauf zu reagieren, solltest du zuerst dein Bauchgefühl befragen.

Es gibt Situationen, in denen eine Reaktion von dir mutiges Kontern ist, das den Täter in seine Schranken verweist. Solange du dich damit nicht in Gefahr begibst, kannst und solltest du solche Gelegenheiten ergreifen. Denn du ersparst damit vielleicht der nächsten Frau die Opferrolle und eine unangenehme Erfahrung, weil du den Catcaller erst einmal zum Schweigen gebracht hast.

Sagt dir dein Gefühl aber, dass du mit einer Erwiderung noch tiefer in diese eklige Situation rutschen würdest, dann geh besser weiter. So gut und wichtig es auch ist, dich gegen derartige Männer zu wehren, die Lage kann für dich noch wesentlich schlimmer werden. Vor allem, wenn du alleine und in der Nacht unterwegs bist, oder dir gleich eine Gruppe Männer in einer menschenleeren Gegend begegnet. In solchen Situationen fühlst du dich dann doppelt unwohl – wegen der Belästigung und wegen drohender Gefahr. Geh dann lieber nicht darauf ein, sondern zügig weiter!

Wehr dich gegen Catcalling!

Ergibt sich die Chance, die Belästigung nicht auf dir sitzen zu lassen, dann darfst du dabei ruhig deutlich werden. Leider ist verbale Belästigung in Deutschland noch keine Straftat und solange du nicht angefasst wirst, kannst du rechtlich nichts erreichen. Je nach Spruch und Kontext hast du aber verschiedene Möglichkeiten, um den verbal angreifenden Mann zu entwaffnen:

  • Konfrontieren:
    Wenn es sich um einen einzelnen Mann handelt und du genug Zeit und Energie mitbringst, kannst du ihn zur Rede stellen. Achte dabei darauf, dass du nicht aufgebracht bist, denn deine wütende Erregung wäre genau, was er erreichen wollte. Geh ganz entspannt und sachlich auf ihn zu und frage ihn, was er sich von diesem Spruch erhofft hat. Lass dich durch weitere Sprüche nicht irritieren, sondern verwirre ihn so lange mit nüchternen Fragen, die er nicht beantworten kann, bis er aufgibt und du gewonnen hast.
  • Blamieren:
    Wenn dir ein ebenfalls belästigender Satz als Konterspruch einfällt, kannst du ihm diesen um die Ohren hauen. Die Schlagfertigkeit kommt aber leider meistens erst viel später und die besten Sprüche liegen nicht direkt auf der Zunge. Als Alternative kannst du aber zum Beispiel auch laut lachen und zurückrufen: „Wow, da war aber jemand sehr kreativ. Wer hat dir denn diesen dämlichen Spruch beigebracht?“ Oder du machst ein mitleidiges Gesicht und antwortest: „Da hab ich aber schon viel Besseres gehört. Das war ziemlich armselig und langweilig.“
  • Grenze verdeutlichen:
    Dir sind diese beiden Methoden zu herausfordernd? Ein einfaches verbales „Stoppschild“ reicht meist schon aus. Vor allem, wenn andere Menschen in der Nähe sind, ist das sehr wirkungsvoll. Rufe einfach laut „Hören Sie auf, mich zu belästigen!“ oder „Lassen Sie das gefälligst! Ich kenne Sie nicht!“ Die Aufmerksamkeit der Passanten wird einem feigen Catcaller sofort zu viel sein.

 

Foto: Innovated Captures / stock.adobe.com

AJOURE´ Redaktion
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