Heute ist mein Geburtstag. Und ich bin in New York. Klingt ziemlich perfekt, was? Ich schenke mir diese Reise selbst. Warum? Weil wir uns selbst viel zu selten etwas Gutes tun und lieber damit beschäftigt sind, andere Menschen neidvoll zu beäugen.
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich beobachte viel zu oft, dass es vielen Menschen schwerfällt, sich selbst etwas zu gönnen. Das fängt beispielsweise schon bei der so kostbaren Zeit an. Die wenigsten verbringen einen ganzen Tag im Pyjama und fühlen sich am Abend trotzdem gut. Das schlechte Gewissen lauert irgendwie immer hinter jeder dunklen Ecke und packt uns am Genick.
Sich selbst nichts zu gönnen, heißt allerdings auch nicht automatisch, sehen zu können, wie andere es tun. Wenn sich jemand von seinem dicken Gehaltsscheck immer wieder etwas kauft oder von dem Geld eine große Reise macht, dann wird er ganz schnell neidisch beäugt oder kritisiert. Man würde das Geld zum Fenster rausschmeißen… man würde protzen… man würde nichts davon abgeben.
Gerade in Deutschland bemerke ich diese Einstellung sehr oft. Menschen kommen nicht zur Ruhe, arbeiten sich teilweise stur zu Tode, achten nicht auf ihren Körper und Geist, schneiden aber die Menschen, die genau das Gegenteil tun, mit eisigen Blicken. Warum? Warum verbringen wir lieber unsere Zeit damit, schlecht über unsere Mitmenschen zu denken, anstatt gut mit uns selbst umzugehen?
Ich als Freiberuflerin komme da oftmals in Konflikte. Meine Freunde, die wissen, wie und womit ich mein Geld verdiene, gönnen es mir, dass meine Arbeit in meinem Laptop steckt und dieser in meine Handtasche passt und diese wiederum in meinen Koffer und der überall ist, wo ich bin. Manch anderer, der unglücklich in seinem Beruf ist, jedoch nichts an seiner Situation ändern kann oder möchte (die Sicherheit, die Sicherheit), beäugt mich oftmals skeptisch und kommt mit fadenscheinigen Gutmensch-Fragen daher, à la:
„Kind, kannst du davon eigentlich leben?“ Was ist, wenn du mal Familie hast?“ „Hast du denn gar keine Angst vor der Zukunft?“
Dahinter steckt meist der Neid. Dass ich einen Beruf habe, der mir wirklich Spaß macht. Und nein, ich verdiene damit keine Millionen, um denjenigen entgegenzuwirken, die bereits das nächste Gegenargument bereithalten. Das macht mir aber nichts aus, denn ich habe keine Angst vor Zukunft. Warum auch? Die Zukunft ist schließlich eine Zeitspanne, die nie eintrifft, denn wir leben im Hier und Jetzt und wir können jederzeit das Ruder herumreißen und den Weg einschlagen, der für uns am Besten ist.
Also gönne dir doch mal, glücklich zu sein. Wenn du Lust hast, deinen Geburtstag in einem anderen Land zu feiern, dann mobilisiere deine Freunde, mitzukommen. Du musst auf nichts verzichten, besser: Du darfst auf nichts verzichten, das du tun möchtest. Das bist du dir und deinem Leben einfach schuldig.
Sich etwas Gutes zu tun und dazu zu stehen ist weder egozentrisch, noch muss es teuer sein, noch schließt das unsere Mitmenschen aus. Im Gegenteil: Je glücklicher wir sind, desto mehr strahlen wir das auch aus und können vielleicht diejenigen erreichen, die seit fünf Jahre etwas an ihrem Leben ändern möchten und immer noch jeden Abend auf dem Sofa einschlafen. Mal abgesehen davon, dass auch das glücklich machen kann.
In diesem Sinne. Happy Birthday to me.
Foto: Anika Landsteiner