Rund zwei Millionen Menschen leiden hierzulande an Psoriasis, besser bekannt als Schuppenflechte. Neben den belastenden Symptomen haben die Betroffenen auch mit den negativen Reaktionen aus ihrem Umfeld zu kämpfen.
Abfällige Blicke, abwertende Bemerkungen – am besten, man geht gar nicht erst vor die Tür. Menschen mit einer Schuppenflechte fühlen sich laut einer aktuellen Umfrage von ihrer Umwelt abgelehnt. Rund 87 Prozent der Befragten berichten, Ablehnung aufgrund ihrer Erkrankung erfahren zu haben. Mehr als die Hälfte (55,8 Prozent) wurde schon einmal von anderen Menschen gemieden oder sogar ausgegrenzt. Allerdings gibt auch einer von zehn Umfrageteilnehmern an, sich selbst auszugrenzen (Selbststigmatisierung).
Initiiert haben die Befragung der Deutsche Psoriasis Bund e.V. (DPB) und das Selbsthilfeportal Psoriasis-Netz. Ihr Ziel: die Öffentlichkeit und insbesondere bestimmte Berufsgruppen wie zum Beispiel Beschäftigte im Gesundheitsbereich für die Stigmatisierung von Psoriasis-Patienten zu sensibilisieren.“
Was ist Psoriasis?
Der Grund für die Ausgrenzung ist oft Unwissenheit. Deshalb wünschen sich gut 43 Prozent der Befragten, dass die Öffentlichkeit besser über die Krankheit Psoriasis aufgeklärt wird.
Der Begriff Psoriasis leitet sich vom altgriechischen Wort „psen“ für „reiben“ oder „kratzen“ ab. Sie ist eine nicht ansteckende chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die vor allem die Haut befällt. Es können aber auch Nägel, Gelenke und andere Organe betroffen sein.
Die Beschwerden gehen auf ein fehlgeleitetes Immunsystem zurück, die Zellen der Haut werden vom eigenen Abwehrsystem angegriffen. Die Haut reagiert mit einer Entzündung, und es entstehen die typischen roten juckenden und schuppenden Flecken, die Plaques. Rund 30 Prozent der Patienten leiden außerdem an einer sogenannten Psoriasis-Arthritis, bei der zusätzlich Gelenke entzündet sind.
Symptome und Therapie
Schuppenflechte ist nicht heilbar, die Symptome lassen sich aber heutzutage sehr gut behandeln. Die Hautveränderungen treten manchmal nur als kleine Pusteln auf, können sich aber bis hin zu handtellergroßen Flächen überall am Körper ausweiten.
Um den Blicken ihrer Umwelt zu entgehen, haben Psoriasis-Patienten gelernt, die betroffenen Stellen gut zu verbergen. Ist das nicht möglich, gehen sie oft gar nicht vor die Tür. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer meidet dann den Kontakt zu anderen.
Hautärzte unterscheiden drei Schwergrade der Hautkrankheit: leicht, mittelschwer und schwer. Bei der Einschätzung spielt nicht nur die körperliche Untersuchung eine Rolle, sondern ebenso die Einschränkung der Lebensqualität. Mit dem sogenannten DLQI-Test (Dermatologischer-Lebensqualitäts-Index) ermitteln Patienten, wie sehr ihre Hauterkrankung ihr Leben beeinflusst.
Eine Schuppenflechte lässt sich mit einer individuell angepassten Therapie in der Regel effektiv lindern, immer häufiger sogar komplett unterdrücken. Leider zeigt die Umfrage, dass viele Patienten sich nicht wirkungsvoll behandelt fühlen. Trotz Therapie haben sie weiterhin mit ihren Hauterscheinungen zu kämpfen. Ihr Wunsch: eine bessere Versorgung durch geschulte Ärzte.
Je nach Schwere der Schuppenflechte können verschiedene Therapien zum Einsatz kommen:
- Topische (äußerliche) Behandlung mit Cremes, Lotionen und Salben
- Phototherapie mit UV-Licht, auch in Verbindung mit Bädern
- Systemische (innerliche) Therapien mit Medikamenten von klassischen Entzündungshemmern bis Biologika
In der Praxis wird oft eine Kombination aller Methoden angewendet. Bei vielen mittelschwer und schwer Betroffenen bewirkt die Therapie mit Biologika eine Verbesserung der Symptomatik um 90 bis 100 Prozent, führt also zu einer nahezu symptomfreien Haut. Wichtig für den Therapieerfolg ist, dass die Patienten ihre Behandlung konsequent beibehalten. Dann stehen die Chancen gut, dass die Haut nahezu symptomfrei ist.
Mehr Verständnis und Toleranz
Die negativen Erfahrungen mit ihrer Schuppenflechte aufgrund der sichtbaren Hautveränderungen macht mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer traurig und unsicher. Die Betroffenen schämen sich, fühlen sich hilflos, und nicht selten führt die Belastung sogar in eine Depression. Sie ist eine häufige Begleiterkrankung von Psoriasis.
Daran haben auch umfangreiche Aufklärungskampagnen nichts ändern können, das zeigt die Umfrage deutlich. Es ist deshalb wichtig, so das Fazit der Befragung, dass die Erkrankten noch mehr gestärkt werden. Sie müssen Techniken und Argumentationshilfen an die Hand bekommen, um in kritischen Situationen besser auf ihre Umwelt reagieren zu können.
Mindestens ebenso wichtig: Beschäftigte, die häufig mit der Krankheit zu tun haben, müssen lernen, angemessen mit den Betroffenen umzugehen. Dazu gehören vor allem Mitarbeiter von Sportstätten, Schwimmbädern, Schulen, Kindergärten und Arztpraxen.
Dieser Artikel zu einem Gesundheitsthema ist nicht für Selbstdiagnosen gedacht und kann eine ärztliche Diagnose nicht ersetzen.
Foto: Alex Green / Pexels