Habt ihr eigentlich mitgekriegt, dass sich momentan gefühlt die halbe Welt und ganz Facebook einen Eimer Eiswasser über den Kopf schütten, um auf die Krankheit ALS aufmerksam zu machen?
Okay…dämliche Frage, wenn jeder zweite Post auf dem Instagram- und Facebook-Feed mit #ALSicebucketchallenge markiert ist, ist es schwierig, diesem Internetphänomen zu entkommen. Angefangen hat alles am 29. Juli dieses Jahres: Die Amerikaner Corey Griffin und Pete Frates sollen hinter dem Viralhit stecken. Pete Frates leidet selbst unter der Nervenkrankheit ALS, zusammen mit Griffin startete er den Spendenaufruf über Social Media. Grundgedanke der beiden: Spende oder Eiswasserdusche – Wer sich vor einer Spende drückt, der soll mit eiskaltem Wasser überschüttet werden. In ihrer Heimat Boston breitete sich die Aktion wie ein Virus aus, bald schon lies sich ganz Amerika anstecken und von da aus die ganze Welt. Mittlerweile hat sich das Konzept ein wenig abgeändert: Zuerst die Dusche, dann die Spende. Dank prominenter Unterstützung (u.a. Victoria Beckham, Jennifer Lopez, Bill Gates, Bastian Schweinsteiger,…die Liste ist unendlich lang) dürfte mittlerweile auch der größte Hinterweltler von der Ice Bucket Challenge gehört haben. Doch wofür genau wird hier aufmerksam gemacht?
Was ist überhaupt ALS?
Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine noch relativ unerforschte Krankheit, die zur Zerstörung der Nervenzellen und Muskellähmungen führt. Betroffene haben im Verlauf der Erkrankung Schwierigkeiten beim Schlucken, Sprechen und Atmen, können sich ab einem bestimmten Stadium nicht mehr bewegen, wobei Bewusstsein und Intellekt in der Regel von der Krankheit unberührt bleiben. Ungefährt 50 Prozent der Erkrankten sterben noch in den ersten drei Jahren, meist an Atemlähmung. ALS gilt als unheilbar, über die Krankheit, ihre Ursachen und ihre Behandlung ist so gut wie nichts bekannt. Betroffen sind in der Regel Menschen im höheren Alter (50+), bei denen die Krankheit spontan und ohne Vorwarnung auftritt.
Die Ice Bucket Challenge
Bei der Ice Bucket Challenge geht es vor allem um eins: Aufmerksamkeit erregen und Spenden sammeln für die (bis dato) noch sehr unbekannte und von der Pharmaindustrie vernachlässigte Krankheit. Prominente, Poltiker, Menschen wie du und ich haben schon mitgemacht und die Challenge auf Social Media Seiten wie Facebook, Instagram, Youtube und co. gepostet und Freunde und Bekannte dazu aufgerufen, ebenfalls an der Challenge teilzunehmen. Ein Erfolg auf ganzer Linie?
Wie jeder Viralhit hat natürlich auch dieser seine Kritiker: Die Challenge diene lediglich zur Selbstdarstellung von Narzissten, sei für Prominente nur ein PR-Gag oder würde die Krankheit verharmlosen. Spenden sei schließlich sowieso viel ehrvoller, wenn man es im Stillen und Leisen tut und das Wasser war auch gar nicht kalt genug („Schäm dich, da waren nur 5 Eiswürfel drin!“) Jaja…wie bei jeder gut gemeinten Aktion kriechen auch hier wieder all die Mutter Theresas aus ihren Löchern und wedeln heftig mit dem Zeigefinger: „Ein Eimer Wasser wird verschwendet, der Menschen in Afrika vor Durst hätte retten können!“ Na sicher…ohne die Ice Bucket Challenge würde es all den an Armut und Krankheit leidenden Menschen dieser Welt schließlich viel besser gehen, ist klar.
Die Ice Bucket Challenge ist bei Weitem nicht perfekt und mit Sicherheit auch zu einem guten Marketinginstrument geworden, aber sie hat eins erreicht: Aufmerksamkeit für eine Krankheit, von der ein Großteil der Menschen sonst nichts gehört hätte. Nur so, mit dem Bewusstsein und dem Interesse der Masse, kann Forschung eine erfolgreiche Basis haben. Und selbst wenn nur ein Bruchteil all derer, die sich bei Facebook mit Wasser überschütten lassen, auch tatsächlich spenden, Erfolg hat die Aktion schon längst bewiesen: Die Spenden für ALS-Organisationen in den USA sind von 2 Millionen Dollar im letzten Jahr auf sagenhafte 70 Millionen gestiegen. Sind 70 Millionen Dollar an Spenden nicht auch immerhin 70 Millionen Dollar, die es ohne die #ALSicebucketchallenge nicht gegeben hätte? Und auch Deutschland spendet weiterhin kräftig mit und macht so Hoffnung für alle ALS-Patienten.
Deswegen sagen wir: Daumen hoch für diese Aktion, schüttet euch weiterhin Eiswasser über den Kopf und vergesst nicht zu spenden. Wir von der AJOURE haben es übrigens auch schon getan. Spenden über und mehr Infos unter diesem Link.
Foto top: Helene Fischer Ice Bucket Challenge