StartLifestyleErfolg & MotivationMit der Seinfeld-Strategie in kleinen Schritten zu großen Erfolgen

Mit der Seinfeld-Strategie in kleinen Schritten zu großen Erfolgen

Anspruchsvolle Ziele zu erreichen oder langjährige Gewohnheiten zu ändern, ist nicht leicht. Die Seinfeld-Strategie ist eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Methode, um solche Herausforderungen zu meistern.

Warum wir uns manchmal schwertun, unsere Ziele zu verfolgen

Fast jeder von uns kennt sie: Die Vorsätze für das neue Jahr. Wir nehmen uns vor, das Rauchen aufzugeben oder mehr Sport zu treiben. Doch oftmals holen uns alte Gewohnheiten oder der Alltag bald ein, und schon sind die guten Absichten dahin. Das kann ebenso bei anderen Aktivitäten passieren, die Ausdauer und Disziplin erfordern: zum Beispiel, eine Fremdsprache oder ein Musikinstrument zu erlernen. Weil ja bekanntlich jedem Anfang ein Zauber innewohnt, starten wir mit viel Enthusiasmus und Engagement. Sobald aber dieser erste Zauber verflogen ist, fällt es zunehmend schwerer, bei der Sache zu bleiben.

Manchmal stehen wir auch vor einer großen Aufgabe wie der Wanderer am Fuße des Berges. Der Gipfel ist in weiter Ferne, vielleicht sogar im Nebel, und zu sehen ist nur ein langer, steiler und steiniger Weg. Schon vor dem ersten Schritt kommt dann die Frage auf: Wie soll ich das jemals schaffen?

Diese Frage beschäftigte auch den Schauspieler und Komiker Jerry Seinfeld, als er beschloss, seine eigene Sitcom auf die Beine zu stellen. Vom Ausmaß dieser Herausforderung ließ er sich jedoch nicht abschrecken. Stattdessen fand Seinfeld eine Methode, die ihm half, jeden Tag konsequent und kontinuierlich weiter auf sein Ziel hinzuarbeiten. Dafür brauchte er nur einen Wandkalender und einen roten Filzstift.

Dranbleiben mit Rotstift und Wandkalender

Jerry Seinfeld hängte den Wandkalender gut sichtbar in seiner Wohnung auf. Dann setzte er sich für seine Sitcom ein tägliches Ziel, nämlich mindestens 1.000 Wörter zu schreiben. Jeden Tag, an dem er dieses Pensum erreichte, markierte er im Kalender mit einem roten X. So entstand bald eine Kette von roten Markierungen, und die einzige Aufgabe dabei war es, diese Kette nicht abreißen zu lassen.

Auf diese Weise schrieb Seinfeld Tag für Tag mindestens 1.000 Wörter, sodass die Kette in seinem Wandkalender immer länger und beeindruckender wurde. Das hat ganz offensichtlich bestens funktioniert, denn seine TV-Comedy wurde ein weltweiter Erfolg und machte Seinfeld zum Multimillionär.

Die Methode mit Kalender und Rotstift wurde übrigens nach ihm benannt, da Brad Isaac, heute Softwareentwickler, in einem Interview mit Lifehacker behauptete, Seinfeld habe ihm diese Methode während eines Comedy-Club-Auftritts in den frühen 1990er Jahren erzählt.

Das Charmante an der Seinfeld-Strategie ist, dass sie sich für viele unterschiedliche Ziele und Herausforderungen eignet. Und wie du siehst, ist sie denkbar einfach umzusetzen:

  1. Definiere dein übergeordnetes Ziel: Was willst du erreichen?
  2. Hänge einen Wandkalender an einem Ort auf, an dem du ihn täglich siehst.
  3. Lege dein tägliches Mindestziel fest.
  4. Markiere jeden Tag, an dem du dein Mindestziel geschafft hast, mit einem roten X.
  5. Lass die Kette der markierten Tage nicht abreißen!

Warum die Seinfeld-Strategie funktioniert

Das Ganze klingt so schlicht, dass du vielleicht anzweifelst, ob die Methode wirklich funktionieren kann. Tatsächlich lässt sich ihre Wirksamkeit aber mit einigen grundlegenden psychologischen Effekten erklären.

Erstens verändert sich bei dieser Vorgehensweise die Perspektive. Der Fokus ist jetzt auf einem konkreten, überschaubaren Tagesziel. Das ist nichts Abstraktes und auch nichts, das vielleicht noch in weiter Ferne liegt und zudem schwer erreichbar erscheint. Die Hürde ist viel niedriger, und der Erfolg stellt sich sofort ein. Dieses Prinzip findet ähnlich auch in der Suchttherapie Anwendung. Bei einem Alkoholiker geht es beispielsweise erst mal immer darum, den aktuellen Tag nüchtern zu meistern („Heute trinke ich nichts.“).

Zweitens wirkt die ununterbrochene Kette von erfolgreichen Tagen motivierend, und zwar umso stärker, je länger sie wird. Unsere Motivation wird also mit jedem X weiter gesteigert und nimmt im Zeitablauf zu. Damit funktioniert die Seinfeld-Strategie genau gegenläufig zum abnehmenden Engagement, das sich – wie eingangs beschrieben – häufig im Laufe der Zeit einschleicht.

Und drittens behalten wir mit dem Wandkalender unsere Ziele buchstäblich ständig im Blick. Aus diesem Grund sollte der Kalender an einem Ort hängen, wo du ihn mindestens einmal, besser mehrmals täglich siehst. Idealerweise hat sein Platz eine Verbindung zu deinem Ziel. Wenn du dir etwa vornimmst, nach 18 Uhr nichts mehr zu essen, wären die Küchentür oder der Kühlschrank optimal. Bei Jerry Seinfeld wäre es vermutlich sein Schreibtisch.

Wie du die Seinfeld-Strategie richtig anwendest

Das Gute an der Einfachheit dieser Methode ist, dass du nicht viel falsch machen kannst. Ein paar Stolpersteine gibt es aber doch. Deshalb solltest du auf folgende Punkte achten:

  • Setze dir anspruchsvolle Ziele, die aber auch an arbeitsreichen oder hektischen Tagen noch erreichbar sind. Denk daran, dass es Mindestziele sind, die wirklich jeden Tag umgesetzt werden sollen. Es gibt kein Vorarbeiten oder Aufholen. Wenn Jerry Seinfeld an einem Tag die doppelte Wortzahl geschrieben hat, dann waren am darauffolgenden Tag trotzdem erneut 1.000 Wörter fällig.
  • Lege vorher fest, wie du mit Sonderfällen umgehst. Berufliche Tagesziele funktionieren nicht am Wochenende oder im Urlaub. Was machst du bei Krankheit oder Verletzungen, wenn dein Ziel ist, täglich Sport zu treiben? Eine mögliche Lösung wäre zum Beispiel, an solchen Tagen ein eingeklammertes X zu notieren.
  • Kann ich statt eines Wandkalenders auch mit einer Tracking-App oder dem Kalender auf dem Handy arbeiten? Das mag funktionieren, doch erfahrene Psychologen raten eher ab. Denn mit einem digitalen Tool entstehen nicht die Sichtbarkeit und der besondere Erinnerungseffekt, die der klassische Wandkalender bietet. Und das schmälert die Wirkung der Strategie.

Und was, wenn meine Kette doch einmal abreißt?

Trotz aller Anstrengungen und Disziplin kann es passieren, dass deine Kette unterbrochen wird. Der Leitsatz der Seinfeld-Strategie wurde also verfehlt: „Don’t break the chain!“. Das ist ärgerlich, aber keine Katastrophe, denn nun greift der zweitwichtigste Satz: „Never miss twice!“.

Es gibt zahlreiche Gründe und Umstände, die zur Unterbrechung deiner Kette führen können. Es liegt dann bei dir, ob der gescheiterte Tag nur eine Ausnahme war oder ob die Ausnahme zur Regel wird. Es gilt daher, dein Tagesziel auf keinen Fall zweimal nacheinander zu verfehlen, sondern die tägliche Routine sofort wieder aufzunehmen. Lass dich nicht entmutigen, sondern baue einfach eine neue Kette auf: Dranbleiben ist das Wichtigste!

Foto: Cliplab / stock.adobe.com; Capture (Bee Movie)
Quellen: Ian Kan / medium.com; James Clear / jamesclear.com

Melanie Bojko
Melanie Bojko
Melanie Bojko bringt als Chefredakteurin der AJOURE´ ihre Expertise und Leidenschaft für Inhalte und Trends in die Medienwelt ein. Neben ihrer redaktionellen Tätigkeit leitet sie die Marketing-Agentur NEBO marketing GmbH, wo sie ihre Fachkenntnisse in praktische Marketingstrategien und -lösungen umsetzt. Berlin, die pulsierende Hauptstadt, ist ihr Zuhause, wo sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. In ihrer Freizeit taucht Melanie gerne in die Welt der Bücher ein und hat eine Vorliebe fürs Reisen, um neue Kulturen und Orte zu entdecken.

BELIEBTE BEITRÄGE

AKTUELLE BEITRÄGE