Miyabi und Manuel sind mit Leib und Seele Stylisten, allerdings der ganz besonderen Art! Denn das Pärchen sieht sich in keinerlei Weise als eine Form Modepolizei an. Sogenannte „Fashion No-Gos“ gibt es für Miya und Manu nicht zwingend. Denn den beiden Modeliebhabern geht es in erster Linie darum, dass sich die Kandidatinnen wohlfühlen müssen und das funktioniert nur, wenn der Look zur Persönlichkeit der Kandidatin passt. Sie sind der festen Überzeugung, dass alles was erzwungen ist, keinen schönen Effekt auslösen kann.
Schrankalarm geht in die 2. Runde, was erwartet die Zuschauer?
Manuel: Wir sind unserem Konzept treu geblieben, wir haben aber einige Verbesserungen vorgenommen. Die Erfahrungen, die wir in der 1. Staffel gemacht haben, lassen wir natürlich in die 2. Staffel einfließen. Wir haben es geschafft, die Kandidatinnen dieses Mal besonders im Fokus zu haben, sprich sie noch intensiver in den Vordergrund zu stellen.
Miyabi: Das bisherige Konzept ist somit erhalten geblieben. Wir haben allerdings auch ein Paar Neuerungen, denn wir haben dieses Mal einen grünen Koffer dabei. Dieser Koffer enthält Dinge, die wir im Vorfeld gefeatured haben. Das heißt der Zuschauer kann von Vorneherein verfolgen wie der Prozess vom Styling ist und somit auch wie sich der Werdegang eines Looks ergibt.
Dieses Mal ist auch das sogenannte Fitting neu.
Manuel: Zuvor wurde der Fitting Ablauf hinter der Kamera gemacht, nun dachten wir wäre es doch ganz interessant auch das vor die Kamera zu bringen, denn das ist der Moment indem vorhandene Teile, umgenähte Artikel und die neuen Pieces zusammenfließen und einen komplett neuen Look ergeben.
Miyabi: Die Message ist und bleibt dieselbe, denn Mode soll Spaß machen, deshalb gibt es bei uns keine Problemzonen. Wir entwickeln Looks, die zum Lifestyle, Umfeld, Body Type und zur Modeaffinität der Kandidatin passen.
Wie ist es denn für euch gemeinsam vor der Kamera zu stehen?
Manuel: Es ist toll in einer Beziehung etwas zu haben für das man gemeinsam kämpft und zusammen brennt. Klar ist es selbstverständlich, dass umso länger die Arbeitstage werden, auch das Nervenkostüm abschwächt. Wir finden es klasse, dass wir eine gemeinsame Sache haben, die wir teilen, die wir beide lieben und für die wir beide leben.
Miyabi: Nichtsdestotrotz haben auch wir zu Beginn unsere Bedenken gehabt, da wir bereits leiderprobt sind und dieses Mal positiv überrascht wurden, wie gut das eigentlich funktionieren kann. Natürlich kam uns auch zu Gunsten, dass es nicht das erste Mal ist, dass wir zusammen arbeiten.
Nehmt ihr das Projekt auch mit nach Hause und diskutiert dort dann weiter?
Manuel: Wenn eine Kandidatin uns emotional berührt hat oder uns, sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne bewegt hat, kann das durchaus Mal vorkommen.
Miyabi: Man muss bedenken, dass wir hier von 60 Frauen sprechen, welche alle sehr unterschiedlich waren. Auch wenn es hier und da gewisse Probleme gab, die sich wiederholt haben, war jeder Fall für sich sehr individuell, denn jede Frau hatte ihr eigenes Päckchen zu tragen.
Manuel: Man darf nicht außer Acht lassen, dass das alles sehr intensiv ist und wir nur diese eine Möglichkeit haben das Vertrauen der Kandidatinnen für uns zu gewinnen und das in kürzester Zeit. Wenn uns das nicht gelingt, dann haben wir auch keinen Bezug zu diesem Menschen und somit auch keine Vertrauensbasis geschaffen. In unserer Position bedeutet das dann, dass sowohl wir, als auch die Kandidatinnen sich öffnen müssen, um den schönsten Effekt erzielen zu können. Man gibt sozusagen einen Teil von sich preis und versucht der Teilnehmerin das Gefühl zu vermitteln, dass sie uns vertrauen kann. Solche Situationen sind sehr emotional und das nimmt man dann natürlich mit nach Hause und spricht darüber, um damit besser abschließen zu können, so dass wir uns auf den nächsten Tag konzentrieren können.
Miyabi: Ein Beispiel dazu wäre, dass einer Kandidatin vielleicht mal gesagt wurde, dass sie keine Röcke anziehen sollte, weil diese ja unvorteilhaft für sie seien. Solche Erlebnisse prägen einen natürlich und bilden für uns die Herausforderung der Teilnehmerin zu zeigen, dass diese pauschalisierte Aussage nicht stimmt und sie sehr wohl Röcke tragen kann. Solche Situationen sind nicht nur physisch, sondern auch emotional anstrengend, doch das gleicht sich sehr schnell wieder durch die Freude und Zufriedenheit der Frauen aus. Die schönste Belohnung für uns ist, wenn wir zum Beispiel wie vor einiger Zeit, Nachrichten bekommen von einer Kandidatin, die seit 20 Jahren keine Hosen mehr getragen hat und sie jetzt nach unserer Begegnung nur noch Hosen trägt und lediglich zu Weihnachten einen, wohlgemerkt kurzen, Rock getragen hat. Das sind Momente die uns berühren, weil wir dann merken, dass wir da etwas bewirken konnten. Da ist etwas passiert! Um jedoch eure Frage abzuschließen, neigen wir beide tatsächlich dazu nach so einem langen Drehtag auch einfach mal zu schweigen, da das Meiste sowieso entweder während des Drehtages besprochen wird oder eben auf dem Heimweg.
Gibt es eine bestimmte Sache beim Dreh von der ihr behaupten könnt, das macht euch am meisten Spaß?
Manuel: Das ist prinzipiell abhängig von den Kandidatinnen, wir hatten Teilnehmerinnen dabei, da haben wir schallend gelacht, weil es einfach so lustig war. Das sind genau die Situationen, die wir am schönsten finden, denn klar haben auch wir ein Drehbuch nachdem wir gehen müssen, doch um diese Parameter herum entsteht komplett alles spontan. Das heißt, wenn es witzige Momente gibt in denen wir wirklich Spaß haben, dann sind diese echt! Doch das allerschönste ist immer noch der Moment, wo sich der Spiegel umdreht und du siehst was da emotional passiert! Es geht in diesem Moment nicht mehr lediglich darum, wie schön die Frau aussieht, sondern wie glücklich sie in diesem Moment ist.
Miyabi: Oft erleben wir Situationen in denen die Kandidatinnen so überwältigt sind, dass dann Sprüche fallen, wie „So glücklich war ich nicht einmal an meinem Hochzeitstag!“ oder „Ich habe mich noch nie in meinem Leben so schön gesehen!“. Das sind Momente in denen wir erkennen, dass wir nicht nur die Freude an der Mode weitergeben, sondern auch ein Stückweit wieder den Genuss am Leben.
Gibt es auch Kandidatinnen, bei denen ihr euch gedacht habt: „Hoffnungsloser Fall“?
Miyabi: Nein, es gibt keine Kandidatin, die sich bei uns bewirbt und wir den Eindruck haben, das geht gar nicht, erst Recht nicht im Bezug auf den modischen Aspekt. Man merkt lediglich nur den Unterschied zwischen denjenigen, die die Sendung kennen und sich wirklich eine Veränderung daraus erhoffen und dann wiederum diejenigen, die das ganze doch etwas unterschätzen. Wir merken ganz genau bei welcher Frau das Bedürfnis für eine Style-Veränderung ausgeprägt ist und bei welcher es etwas weniger ist. Hinzu kommt, dass unser Casting Team einen super Job macht. Denn im Casting wird enorm darauf geachtet welche Bewerberin ein tatsächliches Interesse an einem Style Change hat und welche eher aus anderen Gründen zu uns kommen möchten.
Manuel: Schwierig wird es nur dann, wenn die Kandidatinnen die Sendung unterschätzt haben, auf einmal eine Antihaltung eingenommen haben und realisieren, dass das Ganze doch zu schnell geht.
Für eure Kandidatinnen reist ihr ja in sämtliche deutsche Städte. Kristallisiert sich anhand der Styles heraus, woher die Trägerin kommt? Haben Kandidatinnen aus denselben Regionen oftmals einen ähnlichen Kleidungsstil, bevor ihr mit dem Make-Over beginnt?
Miyabi: Ja, das kann man definitiv gut einteilen vor Allem bei Großstädten. Das ist sogar super spannend, denn man merkt auch automatisch was für einen Bezug die Teilnehmerin zur Mode hat. Allerdings ist es bei der Auswahl unserer Kandidatinnen, dank unseres Castings so, dass in den jeweiligen Städten darauf geachtet wird, dass wir nicht drei Mal den gleichen Typ Frau auswählen, jede Stadt die wir besucht haben, hatte total unterschiedliche Frauen.
Manuel: Was uns auch aufgefallen ist, dass wir in bestimmten Regionen manche Pieces, so gut wie in jedem Kleiderschrank, immer wieder vorgefunden haben. Wir dachten uns zum Teil „Witzig, hier findest du dieses Piece bei jeder Frau, aber wo anders nicht!“.
Miyabi: Als Pendant dazu gab es natürlich auch Teile, die wir bundesweit überall entdeckt haben, wie zum Beispiel Streifenshirts. Es gab tatsächlich keinen einzigen Schrank indem wir kein Streifenshirt gefunden haben.
Welche Kandidatin ist euch bisher am stärksten in Erinnerung geblieben und warum?
Miyabi: Eine einzige wird schwierig, da jede der Frauen ihren ganz eigenen Eindruck hinterlassen hat. Aber es gibt tatsächlich eine Kandidatin, die mir zu dieser Frage auf Anhieb einfällt. Diese Kandidatin hatte vor einigen Jahren den Gothic Look für sich entdeckt. Diese Phase ging zwar nicht allzu lang, allerdings war das der Grund, warum sie jahrelang ein Fan von bodenlangen schwarzen Röcken war. Sie war der Überzeugung, dass diese Röcke einfach alles verdecken, nur ist das leider nicht ganz richtig. Diese Teilnehmerin meinte, dass diese schwarzen Röcke so etwas wie eine Rüstung sind für sie und dennoch hatte sie ein großes Bedürfnis eine Veränderung an ihrem Style vorzunehmen.
Manuel: Im Allgemeinen ist definitiv zu sagen, dass es keine einzige Teilnehmerin gegeben hat, bei der wir jetzt gesagt hätten „Oh nein mit ihr kann ich jetzt nichts anfangen“. Ganz im Gegenteil, denn am allerletzten Drehtag sind wir tatsächlich in einem Zug alle 60 Kandidatinnen durchgegangen. Wir haben alle aus dem Stegreif benennen können und das eben aus dem Grund, weil sie alle so unterschiedlich waren. Jede Kandidatin hat bei uns eine Spur hinterlassen. Wir waren selbst davon überrascht, dass es so intensiv und schön wird, vor Allem auch, weil sie sich in der Mehrheit sehr öffnen, obwohl sie uns eigentlich gar nicht kennen.
Werdet ihr auch auf der Straße angesprochen und um Style-Tipps gebeten?
Manuel: Ja, wir werden öfters Mal von Menschen auf der Straße angesprochen. Zum Teil auch von Menschen, von denen wir niemals gedacht hätten, dass sie unsere Show anschauen würden, die uns dann wissen lassen, dass sie es schön finden was wir da machen und dass es schön sei, dass es in unserer Show keine Competition gibt.
Miyabi: Das witzigste Erlebnis war allerdings als ich privat Shoppen war und ich drei, vier Mal angesprochen wurde, wie ich denn die ausgesuchten Sachen finde, ob die Schuhe denn tatsächlich zum Kleid passen? Die allererste Dame, die mich angesprochen hatte, kam dann aber nach einer Weile noch einmal zu mir und sagte „Ich finde es übrigens total toll, dass Schrankalarm jetzt auch in Boutiquen berät!“. In diesem Moment musste ich etwas schmunzeln und erklärte der ihr dann, dass ich privat zum Shoppen da sei. Daraufhin folgte nur die Reaktion „Oh das, tut mir Leid, aber die Beratung war trotzdem super!“. Was uns ebenfalls beiden auffällt und imponiert ist, dass sehr viele junge Mädchen auch auf uns zukommen, uns jede Menge Feedback geben, wie toll sie unsere Sendung finden. Öfters schreiben uns Mädchen sogar ihre Stories, wie sie in der Schule gemoppt werden und wir ihre Idole sind, ihnen Kraft geben.
Geht ihr denn auch gemeinsam privat shoppen?
Manuel: Nein, wir gehen privat nicht shoppen, auch alleine nicht. Wenn Shoppen dein Beruf ist, dann ist das ja nicht das Geilste auch noch einmal privat los zu ziehen. Das einzige was wir machen und das ist mittlerweile eine Tradition bei uns, wir gehen kurz vor Weihnachten gemeinsam los, meistens ins KaDeWe und kaufen uns dann gegenseitig unsere Weihnachtsgeschenke. Da weiß man ganz genau, der andere findet das toll.
Miyabi: Außerdem shoppen wir, wenn überhaupt, online und einen gemeinsamen Onlineshop gibt es nicht. Meistens ist das bei uns so, dass Manuel oder ich unterwegs sind und wir jemanden kennenlernen, der einen Shop oder ein Label besitzt. Wenn wir dann etwas toll finden kaufen wir das spontan oder bekommen es auch hier und da geschenkt. Hinzu kommt, dass wir schon immer sehr wenig Freizeit hatten und unser momentaner Job das tägliche Shoppen voraussetzt.
Manuel: Und man muss bedenken, wir beide gehen seit einem halben Jahr jeden Tag, auch wenn nicht für uns privat, shoppen! Da möchte man das in seiner Freizeit definitiv erst einmal reduzieren. Das Lustige ist aber, wenn wir zum Beispiel für Miyabi unterwegs sind, um ihr etwas zu kaufen, komme ich dann tatsächlich mit fünf Tüten raus und sie mit einer und das, obwohl ich meistens nicht einmal vor hatte irgendetwas zu kaufen.
Warum machen eigentlich keine Männer in eurem Format mit?
Miyabi: Das liegt nicht an uns, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Manuel: Ich denke es ist gut mit Frauen anzufangen, weil Frauen grundsätzlich diejenigen sind, die im Allgemeinen modeinteressierter sind und sich auch mehr damit beschäftigen. Ich finde es aber durchaus auch interessant, mal Männer mit rein zu nehmen, um das Ganze eben auch etwas vielseitiger zu gestalten, aber das wäre ja auch eine schöne Option für die dritte Staffel.
Steht es denn auch schon fest, ob es eine dritte Staffel geben wird?
Manuel: Wir würden uns auf jeden Fall freuen, nur liegt das leider nicht in unserer Hand. Deswegen zuschauen, zuschauen, zuschauen und vor Allem weiter empfehlen!
Miyabi: Schrankalarm ist einfach unser Baby, deshalb haben wir jetzt alles dafür getan, dass es so lange wie nur möglich weiter geht. Wir sind einfach überzeugt von dem was wir machen. Wie die neuen Folgen, die immer ab 14:00 Uhr ausgestrahlt werden, ankommen liegt jetzt im Ermessen der Zuschauer.
Welchen Styling-Tipp könnt ihr unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Miyabi: Das eine ist die Authentizität, damit meinen wir, dass man sich nicht verkleiden sollte. Sprich es ist sehr wichtig, dass man sich in seinem Outfit auch wohlfühlt. Zum anderen ist es immer gut mutig zu sein, auch mal etwas Neues zu probieren und einfach das anzuziehen, wonach einem in dem Moment ist. Wir sind keine Stylisten, die Verbote aufstellen und zum Beispiel sagen, dass weiße Socken auf Sandalen auf gar keinen Fall erlaubt sind. Ich meine entweder du fühlst es oder eben nicht.
Manuel: Ich sage immer Mode sollte nicht einschränken, sondern befreien! Und umso mehr ich Regeln aufstelle, umso mehr bilden sich Parameter, die einen einschränken! Vertraut auf euren eigenen Stil, beschäftigt euch mit Mode und probiert Sachen aus! Weil durch das Ausprobieren weißt du, ob dir etwas gefällt oder nicht! Und selbst wenn man mal daneben lag, davon geht die Welt nicht unter! Auch von mir gibt es Bilder, wo ich 17 oder 18 Jahre alt war und mir heute im Nachhinein denke „Sahst du da albern aus!“, aber das ist nicht schlimm, denn immerhin habe ich mich getraut etwas Neues auszuprobieren.
Miyabi: Wichtig ist einfach, dass du immer authentisch bleibst und dein Styling auch wirklich fühlst!
Manuel: Seid mutig und traut euch etwas! Ihr seid wesentlich mehr, als ihr glaubt!
Fotos: Reichert PR, VOX / Bernd-Michael Maurer