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Warum wir RuPaul’s Drag Race so lieben

RuPaul´s Drag Race besitzt weltweiten Kultstatus. In der Reality-Varieté-Show treten Dragqueens in verschiedenen Wettbewerben wie Tanzen, Singen, Kostümshow und Stand-up-Comedy gegeneinander an und müssen sich anschließend dem Urteil der Jury stellen. Das klingt ein wenig nach Castingshows à la Germanys Topmodel, ist aber weitaus unterhaltsamer – und auch politischer. Auch in Deutschland wächst die Fangemeinde, seitdem Netflix die Serie ins Programm genommen hat. Doch was genau macht die Serie aus?

Worum geht es in der Show?

Die Idee hinter dem Format ist denkbar einfach und funktioniert wie in jeder anderen Reality-Casting-Show auch: mehrere Kandidatinnen stehen im Wettbewerb und treten in ausgefallenen Challenges gegeneinander an. Mal werden Stars imitiert, dann wird genäht, oder auch mal eine Filmparodie aufgeführt. Nicht nur das Erscheinungsbild der Queens, sondern auch das Absolvieren der Challenges steht im Vordergrund. Das sogenannte Reading ist fester Bestandteil jeder Sendung. Reading ist eine spezielle Art der Beleidigung in der Drag-Kultur, in der sich die Queens gegenseitig über die prägnantesten Merkmale der anderen lustig machen – mit einer großen Prise Selbsthumor. Dabei machen sie auch keinen Halt vor Themen wie Schönheits-OPs und anderen körperlichen Auffälligkeiten oder sogar privaten Schicksalsschlägen. Alles ist erlaubt, solange es witzig ist. Die beiden schlechtesten Queens duellieren sich schließlich in einem Lip-Sync-Battle. RuPaul und seine Juroren, darunter oftmals Stars wie Lady Gaga, Neil Patrick Harris oder Jessica Alba, bewerten die Performance der Dragqueens anhand der absolvierten Challenges und der getragenen Outfits auf dem Laufsteg. Am Ende der Sendung verkündet RuPaul, wer bleibt („Shantay, you stay“) und wer geht („Sashay away“).

Wer ist RuPaul?

RuPaul Charles ist ein US-amerikanischer Entertainer und selbst eine gefeierte Dragqueen, der für seine Show mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Film- und Musikstars der ganzen Welt reißen sich mittlerweile darum, bei ihm auftreten zu dürfen. RuPaul moderierte in den Neunzigern seine eigene Talkshow im Fernsehen, veröffentlichte einige Hits („Supermodel (you better work)“) und sang sogar im Duett mit Elton John. Seine Serie RuPaul´s Drag Race umfasst mittlerweile 10 Staffeln und ist vom Spartensender Logo TV zu VH1 gewechselt. Allein in den USA verzeichnet man über eine Millionen Zuschauer pro ausgestrahlter Episode. In Deutschland sind zurzeit die letzten drei Staffeln auf Netflix verfügbar.

Was ist anders als bei anderen Castingshows?

Das Konzept bei RuPaul´s unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht wirklich von herkömmlichen Castingshows. Wo sich Ableger wie „Germanys Next Topmodel“ aber die Kritik der Anbiederung an ein oberflächliches Schönheitsideal und der Objektifizierung der Teilnehmerinnen gefallen lassen müssen, bietet Drag Race mehr Substanz und liefert zugleich ein politisches Statement. Die Realityshow verknüpft das Geschehen mit den Geschichten der Dragqueens. Themen wie unverhohlene Homophobie in der Gesellschaft, Gewalt gegen Homosexuelle, Drogenmissbrauch und HIV/Aids bringen dem Publikum die Erfahrungen der Teilnehmerinnen nahe. Das geschieht nie auf künstliche, erzwungene Art, die an die teils offensichtlich gescripteten Probleme anderer Castingshow-Teilnehmerinnen erinnern würde. Man merkt, dass die Probleme der Queens echt sind und viele einen langen Leidensweg hinter sich haben. Die Show befördert die schillernde Welt der Queens in den Mainstream, schafft aber auch ein öffentliches Bewusstsein für Probleme der LGBT-Community (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender). Dabei werden die Kandidatinnen nie vorgeführt, sondern ihnen wird die Plattform geboten, die sie mit ihrem bunten Auftreten und den damit verbundenen Geschichten suchen.

RuPaul

Liebe dich so wie du bist

„If you can´t love yourself, how in the hell you gonna love somebody else?“ RuPaul selbst bringt es damit treffend auf den Punkt. Diese einfache und vermeintlich platte Frage zeigt jedoch den Unterschied zwischen RuPaul´s Drag Race und anderen Castingshows – und macht klar, warum die Serie so viel Spaß macht. Das heutige Schönheitsideal von Frauen ist eine Erfindung der Gesellschaft. Sich diesem Ideal zu fügen und darauf hinzuarbeiten sollte nicht das Ziel junger Frauen sein, wird aber zugleich von Fernsehsendungen wie Germanys Next Top Model propagiert. Mit den bunten und schrillen Aufmachungen der Dragqueens hat das alles nicht viel gemeinsam. Ihr Auftreten ist Kritik an Gesellschaft und Gendernormen – und vermittelt zugleich die Botschaft, dass man sein eigenes Ding durchziehen soll. Das Spiel mit den Identitäten und Geschlechterrollen ist Unterhaltung, aber auch ausgestreckter Mittelfinger gegenüber Normen und Standards. Selbstbewusst anders zu sein und sich dafür noch feiern zu lassen – das will schließlich jeder. Und seien wir ehrlich: die herrlich schrägen Kostüme, die witzigen Sprüche und der ein oder andere Fight zwischen den Queens ist auch ein guter Grund, RuPaul´s Drag Race zu lieben.

 

Fotos: VH1 / Amazon

AJOURE´ Redaktion
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