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Kolumne: Nennt mich naiv!

Man will dem anderen ja nichts Böses. Der, der einem gegenübersteht. Der, den man gerade übers Ohr gehauen hat. Der, den man gleich tötet, weil man die eigene Religion irgendwie nicht verstanden hat. Der Zweck heiligt die Mittel.
Ist sich mittlerweile jeder nur noch der Nächste? Dann biegt das Thema Nächstenliebe künftig in eine Einbahnstraße ab.

Ich bin grundsätzlich von der Sorte „Jedem-alles-Recht-machen“: Es gibt keinen Sitzplatz mehr? Kein Problem, dann stehe ich eben! Sogar sehr gerne! Ach, die Rechnung wird erst in acht Wochen beglichen? Na gut, dann ist es eben so, ich schaue mal, wie ich das mit den Finanzen hinbekomme.

So bin ich. Oder, besser gesagt, so war ich sehr lange. Bis ich gemerkt habe, dass ich in fast jeder Situation den Kürzeren gezogen habe. Dabei hasse ich diese Redewendung, denn sie impliziert, dass es in unserer Gesellschaft bei jeder Begegnung einen Gewinner oder Verlierer gibt. Einer geht mit dem Siegerlächeln raus und derjenige wollen wir doch alle sein, machen wir uns nun bitte nichts vor.

In den letzten Wochen bin ich einige Situationen geraten, in denen ich üben konnte, für mich einzustehen, und trotzdem meinem Gegenüber nicht auf die Füße zu treten. Beispielsweise habe ich kürzlich auf eine von mir sehr höflich und nett gemeinte Anfrage an eine Bloggerkollegin eine  dreiste und persönlich angreifende E-Mail bekommen, dass ich fassungslos auf meinen Bildschirm starren musste. Für ein paar Minuten, um zu begreifen, dass es da draußen wirklich Menschen gibt, die so viel Wut in sich tragen, dass sie diese beim Nächstbesten vollkommen deplatziert und maßlos abladen müssen. Da es sich um eine Arbeitsangelegenheit handelte, musste ich abwägen, ob ich nun zurückschießen sollte oder es einfach dabei belassen.

Ich konnte es nicht dabei belassen. Also habe ich erneut eine höfliche, allerdings in die Schranken weisende Antwort abgeschickt. Und konnte mich danach zum ersten Mal seit geraumer Zeit nach so einer verletzenden Situation im Spiegel anschauen.

Zu wissen, dass man das für sich Richtige getan hat, fühlt sich verdammt gut an.

Aber mal über den Tellerand geschaut: Was richten Menschen gerade weltweit mit ihrem Fehlverhalten an? Schreckensmeldungen gab es schon immer, Kriege ebenfalls, doch die andauernde Menschenrechtsverletzung – nicht nur dort unten oder da drüben, sondern direkt hier, direkt unter uns – macht mich irgendwie stumpf.

Und ich glaube, dass genau diese Lethargie und ein großes Unwissen unser gegenwärtiges Problem sind, denn schauen wir nach Israel, so wünschen wir uns doch alle, dass endlich Frieden einkehrt. Und ich rede hier nicht von einzelnen, machtinnehabenden Personen, die diese Unruhen immer wieder erneut anstoßen und davon profitieren. Nein, ich rede von denjenigen, die noch einen Funken Menschlichkeit in sich tragen. Wir, also du und ich. Aber weil sich die Geschichte immer erneut wiederholt, weil wir uns so machtlos fühlen und unsere Zeit damit verbringen, die wiederkehrenden Todesmeldungen unschuldiger Menschen hinzunehmen. Ein Ohnmachtsgefühl hat sich unter uns gemischt – man schaut hin, man leidet mit, das war’s dann aber meist.

Kurzum, im besten Fall zeigen uns diese Zustände, was wir so alles in unseren eigenen Reihen regeln sollten: Mit dem Partner versöhnen. Nicht auf unserem Geld festkleben, sondern ausgeben und das Leben genießen. Der Großmutter vielleicht zum ersten Mal richtig zuhören. Und dann, natürlich, uns selbst der Nächste sein. Denn auf wen kann man sich sonst schon verlassen? Schrecklich.

Seitdem ich verstanden habe, dass ich nicht auf mir herumtrampeln lassen muss, aber trotzdem freundlich zu meinem Gegenüber sein kann, merke ich, dass ich dadurch meinen eigenen Wert viel besser einschätzen kann.
Denn eigentlich habe ich das Glück, in einer Welt aufzuwachsen, die zumindest teilweise bereit ist zu reflektieren. Und wenn wir dann alle den eigenen Wert nicht mit Arroganz verwechseln würden, dann wären wir endlich mal gemeinsam auf einer Augenhöhe.

Es gäbe niemanden mehr, der bewusst vom Leid des anderen profitieren möchte, denn die Möglichkeit, sich besser zu stellen, wäre ausradiert.

Nennt mich naiv, damit kann ich gut umgehen. Denn ja, ich glaube, es könnte alles sehr einfach sein.

 

Mehr von Anika Landsteiner:

Mein Name ist Hase.


 

Foto: Alistair (flickr) via cc by sa-2.0

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