Am dänischen Hygge haben wir bereits Gefallen gefunden, nun schwappt Lagom aus Schweden zu uns herüber – ein Lifestyle-Trend, der zur rechten Zeit kommt, da er uns ein Leben zeigt, das von Extremen und von der aufgeregten Suche nach dem nächsten Kick weit entfernt ist. Lagom macht deutlich, dass Glück und Zufriedenheit nicht ohne Bescheidenheit zu haben sind.
Lagom?
Das schwedische Wort „lagom“ lässt sich am besten mit „genug, genügend, gerade recht“ übersetzen. Die auch bei uns bekannte Formulierung „alles in Maßen“ lautet auf Schwedisch „lagom ӓr bӓst“. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass es sich hierzulande um ein hin und wieder verwendetes Sprichwort, in Schweden jedoch um ein Prinzip handelt, welches sich auf viele Lebensbereiche auswirkt. Lagom schlägt sich in der Wohnungseinrichtung, in der Mode, in den Essgewohnheiten und im Berufsleben nieder. Wie macht sich Lagom bemerkbar? In erster Linie durch Mäßigung.
Lagom ist überall
Mit Mittelmaß hat Lagom nichts zu tun, es ist ganz nahe dran an der Ausgewogenheit. Um sie kreisen alle Bemühungen. Deutlich wird das bei der Wohnungseinrichtung, die von der Konzentration auf das Wesentliche geprägt ist. Funktionell und gemütlich zugleich soll sie sein, aber nicht mit Einrichtungsgegenständen überladen. Kerzen, Accessoires oder selbst gebaute DIY-Leuchten setzen die Akzente. Das dahintersteckende Prinzip ist zwar schlicht, aber keineswegs anspruchslos: Weniger ist mehr, Qualität schlägt Quantität.
Ähnliches gilt für die Mode, die aus hochwertigen Materialien hergestellt ist und in der klassische Elemente mit aktuellen Trends kombiniert werden. Sie ist gleichermaßen bequem und stylish. Das Resultat ist ein entspannter und unaufgeregter Look, der den höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt. Selbstverständlich tragen schwedische Frauen Make-up, aber sie übertreiben es nicht, sondern setzen es maßvoll ein.
Leben nach dem Lagom-Prinzip
Es wird auf ausgewogene Ernährung geachtet und weder zu viel noch zu wenig gegessen. Ob es sich um schwedische Gerichte handelt, ist zweitrangig. Einfach und schmackhaft sollen sie sein, nicht karg und nicht übertrieben luxuriös. Ein Abendessen im kleinen Kreis, mit den besten Freunden, ein paar Gläsern Wein und guten Gesprächen, keine lauten und schrillen Partys, kein Gelage – das ist Lagom.
Schweden ist uns hinsichtlich eines Lebens in Balance nicht nur bei der Freizeitgestaltung und beim Einkaufen, sondern auch beim Arbeiten voraus. Der Beruf ist zwar wichtig, aber er stellt ebenso wenig wie das Geld den Lebensmittelpunkt dar. Worum geht es dann? Darum, den wirklich wichtigen Dingen die meiste Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und so dem Wesentlichen nahe zu bleiben. Dazu braucht es Geduld und Besonnenheit, sowie eine gehörige Portion Vernunft und Einsicht. Lagom erfordert Achtsamkeit und Umsicht und ist keine Einladung zur Trägheit.
Lagom und die Bescheidenheit
Das Ziel besteht darin, ein bewusstes Leben zu führen, das der menschlichen Natur und den mit ihr verbundenen Bedürfnissen entspricht. Es kommt darauf an, die wesentlichen von den überflüssigen Bedürfnissen zu trennen und auf die Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Bescheidenheit ist gefragt – sie dient dem Gemeinwohl. Lagom bedeutet Zurückhaltung in vielen Bereichen und das betrifft auch den Gebrauch von natürlichen Ressourcen.
Beim Streben nach Wohlbefinden und Glück sollte die Umwelt nicht aus dem Blick geraten. Dieser Gedanke greift um sich. Selbst IKEA dürfte die Zugkraft von Lagom erkannt haben. Das von dem Möbelkonzern jüngst vorgestellte „Live Lagom Projekt“ beruht auf einem Lagom-Grundsatz, nach dem jedem Menschen nur eine bestimmte Menge an Nahrungsmitteln, Wasser, Energie und Müll zusteht. IKEA wird deshalb in Zukunft verstärkt auf nachhaltig produzierte Möbel setzen.
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