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Die Verkehrswende: Lösungsvorschläge und Ziele

Was in vielen Großstädten auf der ganzen Welt bereits spürbar ist, könnte auch für uns bald Realität werden: Immer mehr Stadtbewohner beklagen sich über die zunehmende Lärmbelästigung durch den steigenden Verkehr, die damit einhergehende abnehmende Verkehrssicherheit, aber besonders die schlechte Luft, die nicht nur spürbar, sondern auch wissenschaftlich nachweisbar schlechter ist als außerhalb der Ballungsräume. Teilweise überschreitet der Anteil des Stickstoffdioxids in der Luft sogar die EU-weit festgelegten Emissionswerte, was nicht nur zu schlechter Luft, sondern auch zu einer verringerten Lebensqualität der Stadtbewohner führt.

Doch nicht nur der Verkehr in den Städten gilt als ernstzunehmendes Umweltproblem: Ganze 17,8 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen Deutschlands stammen aus dem Verkehrssektor – mit steigender Tendenz. Um diesem umweltschädlichen Trend entgegenzuwirken, ist schon lange eine einheitliche Verkehrswende in Deutschland Gegenstand der politischen Überlegungen, die unsere Mobilität zukunftsgerecht und umweltfreundlich verändern könnte.

Warum eine Verkehrswende immer notwendiger wird

Auf der internationalen Klimaschutzkonferenz von Paris haben sich im Dezember 2015 195 Länder auf ein allgemein verbindliches, weltweites Klimaübereinkommen geeinigt, um den Klimawandel einzuschränken und dessen weitreichende Folgen zu vermindern. Der internationale Aktionsplan ist darauf ausgelegt, dass ein weltweiter Temperaturanstieg gegenüber vorindustriellen Werten langfristig auf unter 2 Grad Celsius begrenzt werden kann, wobei die zeitnahe Begrenzung auf 1,5 Grad die Folgen und Konsequenzen des Klimawandels erheblich eindämmen soll. Auch Deutschland hat sich zu diesem Klimaabkommen bekannt, doch um die Ziele des Abkommens einzuhalten, wäre neben dem Ausstieg aus dem Abbau fossiler Kraftstoffe wie Kohle auch eine grundlegende Verkehrswende bis 2030 notwendig.

Während in anderen Sektoren die Treibhausemissionen seit 1990 deutlich zurückgegangen sind, sind diese im Verkehrssektor sogar noch gestiegen. Wird dieser Trend zu zunehmendem Verkehr beibehalten, wird es Deutschland nicht möglich sein, die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens einzuhalten. Durch eine Mobilitätswende, wie sie von Forschern und Umweltschützern vorgeschlagen wird, könnte nicht nur die Klimabilanz Deutschlands, sondern auch die Lebensqualität im städtischen sowie ländlichen Sektor verbessert werden.

Öffentliche Verkehrsmittel

Ziele der Mobilitätswende

Die geplante Verkehrswende ist wesentlich vielschichtiger als die reine Beschränkung von Automobil- und Flugverkehr und umfasst viele Schritte, die nicht nur die Mobilität, sondern auch das Stadtbild verändern. Während zu den primären Zielen gehört, Kurzstrecken- und Inlandsflüge als emissionsreichste Transportart sowie den übermäßigen PKW-Verkehr einzuschränken, ist neben umweltfreundlichen und verlässlichen Alternativen auch die Umgestaltung des Straßenbildes Gegenstand der Mobilitätswende, sodass weniger Lärmbelastung und mehr Verkehrssicherheit gewährt werden können.

Kürzere Wege in Städten und auf dem Land

Damit in Zukunft auf das eigene Auto verzichtet werden kann, gilt es, eine Stadt der kurzen Wege zu schaffen, in der alltägliche Wege leicht zu Fuß, mit dem Rad oder mit wenig Zeitaufwand in öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden können. Dazu müsste die Infrastruktur in städtischen Wohnvierteln, aber auch auf dem Land so ausgebaut werden, dass grundlegende Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Freizeitangebote den Bewohnern zugänglich sind und ohne große Distanz erreicht werden können.

Ausbau des Radwegenetzes

Ausbau des Radwegenetzes und mehr Verkehrssicherheit für Radfahrer

Um eine sichere und umweltfreundliche Alternative zu Autos ermöglichen, soll im Zuge der Verkehrswende besonders das Radwegenetz ausgebaut und benutzerfreundlicher gestaltet werden, indem Radfahrern im Verkehr mehr Platz gewährt wird. Breitere Radwege und Radschleusen an Kreuzungen sowie längere Wegenetze sollen Radfahrern eine sichere und generationenfreundliche Fortbewegung ermöglichen, die das Rad als Fortbewegungsmittel für tägliche Strecken von bis zu 20 Kilometern tauglich machen.

Nur zusammen möglich: Verkehrswende und Energiewende

Während der Umstieg auf umweltfreundlichere, kleine und leichte Elektroautos sowie der Verzicht auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren als offensichtliche Maßnahme erscheint, ist auch die Elektrisierung des Güterverkehrs ein Ziel der Mobilitätswende. In Zukunft sollen 80% des Güterfernverkehrs elektrisch über Oberleitungen angetrieben werden. Für die übrigen Wege sollen LKWs eingesetzt werden, die mit klimaverträglichen Kraftstoffen angetrieben werden. Mit einem solchen Umstieg könnte in Kombination mit der Reduzierung des Flugverkehrs und dem Ausbau erneuerbarer Energien laut Greenpeace bis 2035 die Senkung des Energiebedarfs des deutschen Verkehrssystems um 70% erreicht werden.

Sharing is Caring – Moderne Mobilität zum Teilen

In Anbetracht der fortschreitenden Digitalisierung soll es für die Bevölkerung einfacher werden, Mobilität individuell und spontan zu planen. Dabei sieht die Verkehrswende die Förderung von Car-Sharing-Projekten sowie dem Radverleih vor, sodass bereits vorhandene Verkehrsmittel optimal ausgelastet werden können. Auch für die Bevölkerung auf dem Land sollen derartige Car-and-Ride-Systeme und Car-Sharing-Projekte zugänglich werden.

Carsharing

Öffentliche Verkehrsmittel als realistische Alternative

Eines der wohl wichtigsten Ziele der Mobilitätswende ist es, im öffentlichen Nah- und Fernverkehr erschwingliche und verlässliche Alternativen zu bilden. Dazu sieht die Verkehrswende attraktivere Preise für öffentliche Verkehrsmittel und ein gutes Anbindungsnetz mit regelmäßigen Fahrzeiten vor, das unkomplizierte und preisgünstige Fortbewegung ermöglicht.

Was passieren muss, damit die Mobilitätswende kein Traum von Morgen bleibt

Die Umsetzung der genannten Maßnahmen setzt nicht nur ein Umdenken der Politik, sondern auch ein Umdenken der Bevölkerung voraus, damit die Veränderungen problemlos eingeführt werden können. Besonders im Autoland Deutschland fällt es uns schwer, mehr von diesem Transportweg und anderen klassischen Mobilitätsformen abzusehen, was jedoch notwendig ist, um die Verkehrswende als die Innovation anzunehmen, die sie für uns sein könnte.

 

Fotos: Heike Jestram; william87; delobol; RAM / stock.adobe.com

AJOURE´ Redaktion
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