StartLifestyleErfolg & MotivationSchlagfertigkeit trainieren: So kannst du wirkungsvoll kontern

Schlagfertigkeit trainieren: So kannst du wirkungsvoll kontern

Wahrscheinlich kennt jeder diese Situationen, in denen man plötzlich von einer unfreundlichen oder sogar provokanten Bemerkung überrascht wird und erst einmal sprachlos ist. Wenn uns Arbeitskollegen, Nachbarn oder völlig fremde Menschen mit einer unerwarteten, unhöflichen oder gar unverschämten Äußerung begegnen, so fühlen wir uns zunächst vor allem angegriffen. Tatsächlich lebt ein solcher verbaler Angriff von seinem Überraschungsmoment, der viele von uns perplex und wie in Schockstarre zurücklässt. Oftmals fällt uns die passende Retourkutsche erst Stunden später auf dem heimischen Sofa ein – zu spät, um dem Angreifer Paroli zu bieten.

Gleiches gilt für Situationen, in denen uns selbst etwas Peinliches und Unangenehmes passiert. Den Kaffee über die weiße Bluse geschüttet, zur Besprechung zu spät gekommen, an der Bushaltestelle vor aller Augen gestolpert – all dies sind peinliche Momente, aus denen wir meist nur möglichst schnell verschwinden möchten. Auch hier bist du klar im Vorteil, wenn du eine schlagfertige, humorvolle Antwort parat hast, um den Vorfall zu überspielen.

Du hast dich in einigen dieser Situationen wieder erkannt? Gehörst auch du zu denjenigen, denen oft die passenden Worte fehlen und die sich hinterher über sich selbst ärgern? Dann haben wir hier die passenden Tipps für dich.

Was ist Schlagfertigkeit?

Per Definition ist Schlagfertigkeit die Kunst, in unangenehmen Situationen spontan und wortgewandt zu kontern. Schlagfertige Menschen sind in der Lage, Verbalattacken spontan abzuwehren und dem Angreifer den Wind aus den Segeln zu nehmen, sodass sie am Ende selbst als souveräne und selbstbewusste Gewinner aus der Unterhaltung hervorgehen. Schlagfertigkeit erfordert Mut, dem Gegenüber mit einer frechen Bemerkung zu begegnen. Dazu muss man den Wunsch überwinden, es allen recht machen und Konfrontationen vermeiden zu wollen. Vielen von uns fällt das nicht leicht. Es ist jedoch der Schlüssel zu einem selbstbewussten Auftreten. Auch eine gehörige Portion Humor und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, zeichnen schlagfertige Menschen aus.

Welche Vorteile hat Schlagfertigkeit?

Je öfter du in deinem Alltag in Diskussionen oder Konfrontationen gerätst, desto wichtiger ist eine gute und geübte Schlagfertigkeit für dich. Schlagfertigkeit kann dir helfen in schwierigen Situationen die Kontrolle zurückzugewinnen. Wer schlagfertig reagiert, gewinnt an Sicherheit und kann sich weiter auf die Inhalte des Gesprächs konzentrieren, anstatt sich von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen. Überdies gelten schlagfertige Menschen als selbstbewusst. Wer sprachlos herumdruckst, wirkt schnell unsicher, schüchtern oder sogar inkompetent, selbst wenn er inhaltlich im Recht sein sollte. Mit einer guten Schlagfertigkeit steigt also auch dein Ansehen gegenüber Kollegen, Chefs oder Bekannten. Schlagfertige Menschen haben es im Allgemeinen oft auch leichter, ihre Standpunkte und Ansichten durchzusetzen und andere von ihren Anliegen zu überzeugen. Abgesehen davon ist es für dich selbst gesünder, Ärger und Wut über unangebrachte Bemerkungen nicht in dich hineinzufressen, sondern sie erfolgreich zu bewältigen.

Kann man Schlagfertigkeit lernen?

Natürlich gibt es Menschen, die offensichtlich von Natur aus schlagfertig sind. Sie scheinen ein Talent für witzige, ironische, rhetorisch gewandte Bemerkungen zu haben, ohne sich dafür besonders anstrengen zu müssen. Scheinbar mühelos kontern sie jede Bemerkung und ziehen die Lacher auf ihre Seite. Doch hier die gute Nachricht: selbst wenn du nicht zu diesen Menschen gehörst, kannst du deine Schlagfertigkeit verbessern. Sie lässt sich nämlich trainieren und einstudieren und mit ein wenig Übung wirst du dich schnell sicherer fühlen.

Jeder kann Schlagfertigkeit einüben und trainieren. Wichtigste Voraussetzung dafür ist ein großer Sprachschatz. Spontane Antworten leben von ihrer Wortgewandtheit und Rhetorik, oftmals auch von Wortwitz oder passenden Zitaten. Du brauchst daher ein gutes Sprachgefühl. Wenn du viel liest und übst mit Worten umzugehen, kannst du dir hier ein gutes Grund-Repertoire zulegen. Außerdem solltest du grundsätzlich daran arbeiten, offener zu werden. Wer schüchtern und ängstlich ist, wird kaum zu einem geübten Rhetoriker werden, schon allein deshalb, weil er seltener in herausfordernde Gesprächssituationen gerät. Übe daher, dich neuen sozialen Situationen zu stellen. Nimm Einladungen an, selbst wenn du auf der Feier nur wenige Menschen kennst. Sprich fremde Menschen an, und sei es nur, um nach der Uhrzeit zu fragen. Melde dich auf der Arbeit für Zusatzaufträge, die beispielsweise kleine Präsentationen oder Vorträge verlangen. In all diesen Situationen trainierst du das soziale Miteinander, deine Gesprächsfähigkeiten und dein Selbstvertrauen. Du härtest dich quasi ab für die wirklich schwierigen Momente.

All dies klingt noch reichlich abstrakt für dich? Dann haben wir hier 6 konkrete Tipps, die dir helfen, schlagfertiger und spontaner zu werden.

Tipp Nr. 1:
Lege dir ein Basis-Repertoire an Antworten zu

Überlege dir circa 20 Standard-Antworten, mit denen du im Zweifelsfall auf unschöne Bemerkungen reagieren kannst und lerne diese auswendig. Wenn dir in einer unangenehmen Situation keine spontane Antwort einfallen sollte, kannst du auf einen dieser Sätze zurückgreifen und stehst sofort besser da. Die Sätze sollten nicht zu speziell sein, damit sie zu möglichst vielen Situationen passen.

Mögliche Klassiker sind:

  • „Ja, das mache ich immer so.“ (als ironische Antwort auf Vorwürfe oder als witzige Bemerkung nach kleineren Malheuren)
  • „Warum?“ oder „Wie kommen Sie darauf?“ (bei haltlosen Unterstellungen)
  • „Wäre dir blau lieber?“ (wenn du rot und obendrein auch noch darauf angesprochen wirst)
  • „Nächstes Mal mache ich einen Salto dazu!“ (wenn du gestolpert oder hingefallen bist)
  • „Könnten Sie den Satz bitte sinnvoll zu Ende führen?“ (bei Blackouts während Präsentationen oder Vorträgen)
  • „Das ist für meinen eckigen Kopf zu rund.“ (bei unverschämten oder ausfallenden Bemerkungen)
  • „Ein toller Einwurf. Darf ich ihn aufschreiben?“
  • „Kompliment! So eine lustige Bemerkung hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.“
  • „Danke für die Lebenshilfe.“ (bei ungebetenen Ratschlägen)

Tipp Nr. 2:
Trainiere deine Spontaneität

Folgende Übungen können dir helfen, deine Spontaneität zu trainieren: wenn du alleine üben möchtest, schlage ein Buch oder eine Zeitung auf einer beliebigen Seite auf und zeige spontan auf ein Wort. Nun assoziierst du eine Minute lang laut, was dir zu diesem Begriff einfällt. Höre nicht auf zu sprechen und halte nicht inne, bevor die Minute abgelaufen ist. Dabei ist völlig egal, ob deine Äußerungen Sinn ergeben, die Hauptsache ist, dass du spontan Worte formulierst.

Du kannst auch imaginär an einer Fernseh-Talkrunde teilnehmen. Setze dich dazu direkt vor deinen Fernseher und beteilige dich laut und lebhaft an einer Talkshow. Diskutiere mit, versuche nicht zu lange zu überlegen, antworte auf Äußerungen der Beteiligten spontan und frei. Das Gute daran: niemand sieht und hört dich, falls es schief geht.

Wenn du mit anderen üben möchtest, könnt ihr schlagfertige Antworten im direkten Gespräch trainieren. Lass dich zu Übungszwecken von einem guten Freund oder einer guten Freundin spielerisch beleidigen und antworte darauf. Ihr könnt euch auch ein konkretes Thema überlegen, zu dem ihr unterschiedliche Standpunkte einnehmt und diese diskutiert.

Tipp Nr. 3:
Sammle Wissen und Zitate

Schlagfertige und rhetorisch gewandte Menschen verfügen in den meisten Fällen über ein ausgesprochen hohes Allgemeinwissen. Dies ist verständlich, da passende Antworten zu unterschiedlichen Themen ein breites Wissen voraussetzen. Wenn du etwas für deine Schlagfertigkeit tun möchtest, ist es darum hilfreich, an deinem Allgemeinwissen zu arbeiten. Gewöhne dir an, täglich die Zeitung zu lesen, damit du bei aktuellen Themen mitreden kannst. Schaue Reportagen oder Dokumentationen, die dich interessieren und die du in Gespräche einbauen kannst. Präge dir unnütz erscheinende Fakten (z.B. den jährlichen Pro-Kopf-Konsum von Sekt in Deutschland oder die durchschnittliche Zahl der Unterhosen, die die Deutschen besitzen) ein. Damit kannst du im Zweifelsfall jedes Gespräch auflockern und für Verblüffung beim Gegenüber sorgen.
Hilfreich ist es auch, einige gute Sprüche und Zitate zu sammeln. Diese lassen sich in ganz unterschiedlichen Gesprächssituationen anbringen und können deine Sprachlosigkeit gut überspielen.

Klassiker sind:

  • „Schau‘n wir mal, dann seh‘n wir schon.“
  • „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“
  • „Die Letzten werden die ersten sein.“
  • „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“

Tipp Nr. 4:
Achte auf deine Körpersprache

Ein selbstbewusstes und souveränes Auftreten lebt auch von einer überzeugenden Körpersprache. Wer verunsichert zu Boden schaut oder Blickkontakt vermeidet, gilt schnell als schüchtern und leicht zu überrumpeln. Übe eine aufrechte Körperhaltung und einen souveränen Gang vor dem Spiegel ein und trainiere mit einer Freundin im Gespräch den Blickkontakt zu halten. Manchmal ist uns aber auch gar nicht bewusst, welche Haltung wir unmerklich einnehmen, wenn wir beispielsweise unserem Chef gegenüber stehen. Bitte eine vertraute Kollegin um eine ehrliche Rückmeldung dazu. Allein durch eine veränderte Körpersprache kannst du dein Auftreten und deine Souveränität enorm verbessern.

Tipp Nr. 5:
Nutze rhetorische Techniken

Der Königsweg zu mehr Schlagfertigkeit ist das Einüben gezielter rhetorischer Techniken, die das Gegenüber verblüffen, es überraschen und ihm so den Wind aus den Segeln nehmen. Diese Techniken sind nicht ganz leicht zu beherrschen, lassen sich aber tatsächlich trainieren, sodass sie dir zunehmend leichter fallen werden. Am besten suchst du dir zunächst eine Technik aus, mit der du beginnst und die du gezielt versuchst anzuwenden. Wenn dies gelingt, kannst du eine weitere Technik hinzunehmen.

Überraschende Zustimmung:
Wenn dir jemand mit einem Vorwurf begegnet, kannst du mit dieser einfachen Technik für Überraschung und Verblüffung sorgen. Stimme deinem Gegenüber einfach zu! Dein Angreifer rechnet mit Verteidigung. Wenn du ihm jedoch einfach Recht gibst, läuft sein Angriff ins Leere. (Beispiel: „Du bist aber langsam.“ – „Stimmt, ich arbeite lieber langsam, aber dafür gründlich.“)

Kritik umkehren:
Wenn dich jemand kritisiert, greife die Kritik auf und füge ein „lieber xxx, als yyy“ ein. Damit drehst du den Spieß um und statt dir steht nun dein Gegenüber peinlich da. (Beispiel: „Du bist aber spät!“ – „Lieber zu spät als schlecht frisiert.“)

Unerwartete Rückfragen:
Mit dieser Technik kannst du in fast jeder Situation den Ball an deinen Gesprächspartner zurückspielen. Statt dich zu verteidigen, ist nun der andere in Erklärungsnot. (Beispiel: „Sie haben aber zugelegt.“ – „Ja, kann sein. Sie kochen wohl nicht so gerne?“)

Absurde Übertreibung:
Wenn du kritisiert oder auf den Arm genommen wirst, kann auch eine absurde Übertreibung helfen, die Lacher auf deine Seite zu ziehen. (Beispiel: „Du kommst zu spät.“ – „Ja, morgens bin ich langsamer als jede Weinbergschnecke.“)

Rückkehr zur Sachlichkeit:
Wenn jemand ausfallend oder unverschämt wird, antworte einfach: „Das tut hier nichts zur Sache“ oder „So redet man nicht mit mir.“ Wichtig: danach direkt inhaltlich weiter machen, damit kein Schlagabtausch entsteht.

Tipp Nr. 6:
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Sollte dir wirklich einmal keine passende Antwort einfallen, so funktioniert folgender Trick immer: schweigen. Schaue deinem Gegenüber einfach direkt in die Augen und lege eine Schweigeminute ein. Die eintretende Stille wirkt zu deinen Gunsten, je länger, desto besser. Mit jeder Sekunde, die vergeht, steht die ausgesprochene Unverschämtheit länger im Raum und hallt nach. Du aber bleibst souverän und zeigst Größe. Anschließend machst du einfach inhaltlich weiter, als wäre nichts gewesen. Dies ist eine sehr elegante, wirkungsvolle und zugleich einfache Form der Zurechtweisung.

Kann Schlagfertigkeit gefährlich sein?

Selbstverständlich solltest du bei aller Schlagfertigkeit immer darauf achten, nicht beleidigend oder verletzend zu werden. Eine gute Antwort ist immer die, die schnell, präzise und kernig ist, ohne persönlich zu werden. Ganz besonders gilt dies natürlich im Job. Das Ziel ist schließlich, selbstbewusst zu sein und nicht, andere mundtot zu machen. Damit machst du dir auf Dauer nur Feinde und schürst Rachegelüste. Du wirst sehen: mit etwas Übung findest du schnell das richtige Maß.

 

Foto: Tierney / stock.adobe.com

Melanie Bojko
Melanie Bojko
Melanie Bojko bringt als Chefredakteurin der AJOURE´ ihre Expertise und Leidenschaft für Inhalte und Trends in die Medienwelt ein. Neben ihrer redaktionellen Tätigkeit leitet sie die Marketing-Agentur NEBO marketing GmbH, wo sie ihre Fachkenntnisse in praktische Marketingstrategien und -lösungen umsetzt. Berlin, die pulsierende Hauptstadt, ist ihr Zuhause, wo sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. In ihrer Freizeit taucht Melanie gerne in die Welt der Bücher ein und hat eine Vorliebe fürs Reisen, um neue Kulturen und Orte zu entdecken.

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