StartLifestyleErfolg & MotivationHochstapler-Syndrom: Wie du das Impostor-Phänomen überwinden kannst

Hochstapler-Syndrom: Wie du das Impostor-Phänomen überwinden kannst

Selbstzweifel kennt jeder: egal, ob es darum geht Prüfungen zu bestehen, Aufgaben zu erledigen, die neu für dich sind, oder über ein Bewerbungsanschreiben einen potentiellen Arbeitgeber von deinen Leistungen zu überzeugen. Oft schleichen sich diese Fragen ein: Bin ich wirklich so gut, wie ich mich darstelle? Kann ich die Herausforderung bewältigen?

Bei einigen Menschen gehen diese Selbstzweifel jedoch über das normale Maß hinaus. Sie glauben grundsätzlich sich besser darzustellen, als sie eigentlich sind und halten sich für Hochstapler. Dafür gibt es sogar einen Begriff: das Hochstapler-Syndrom, oder auch Impostor-Syndrom. Woran du das Hochstapler-Syndrom erkennst, und wie du aus der negativen Gedankenschleife herauskommst, die damit einhergeht, erfährst du hier.

Was genau ist ein Impostor?

Der Begriff Impostor stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt Betrüger oder Schwindler. Beim Impostor-Syndrom handelt es sich um ein psychologisches Phänomen, das im Deutschen mit dem Begriff Hochstapler-Syndrom bezeichnet wird. Mit Hochstapler bezeichnen wir jedoch auch Blender, die aktiv hochstapeln.

Wenn du unter dem Impostor-Syndrom leidest, hältst du dich zwar ebenfalls für einen Hochstapler, bist das allerdings unfreiwillig. Du glaubst, dass die Leistungen, die du in der Schule, an der Uni oder im Beruf erbringst, nicht auf Grund deiner harten Arbeit, die du dafür erbracht hast, gewürdigt werden. Vielmehr bist du davon überzeugt, dass dir der Erfolg nicht zusteht. Du denkst, dass andere nicht bemerken, dass du eigentlich nichts kannst, und deine Erfolge somit überbewerten. Oder, dass dir die guten Ergebnisse einfach aus dem Nichts zufliegen, und du deshalb kein Lob dafür verdient hast. Und immer hast du Angst, dass dein Schwindel, an den du ganz fest glaubst, eines Tages auffliegen wird, und dann alle wissen werden, dass du ein Betrüger bist.

Bei einigen Betroffenen ziehen sich diese Selbstzweifel bis ins Privatleben. Wenn du also dauernd denkst, dass dein Partner ein viel besseres Bild von dir hat, als es dir eigentlich zustünde, und die Angst, dass er irgendwann merken wird, dass du eigentlich kein so toller Mensch bist, wie alle glauben, dich erdrückt, könntest du am Hochstapler-Syndrom leiden. Egal, ob die Ängste beruflich oder privat sind: du kannst keine objektive Begründung dafür nennen, weshalb sie zutreffen sollten. Deine Ängste sind rein subjektiver Natur.

Wer leidet am Hochstapler-Syndrom?

Es wird dich vielleicht überraschen. Am Hochstapler-Syndrom leiden nicht etwa diejenigen, die sich tatsächlich hier und da durchmogeln. Im Gegenteil: es betrifft diejenigen, die wirklich etwas können und eigentlich gar keine Selbstzweifel verspüren müssten. Natürlich funktionieren nicht alle Impostors gleich, weshalb wir dir hier erklären, welche Impostor-Typen es gibt.

Das Naturtalent

Von klein auf lernen wir, dass Erfolg immer mit Arbeit verknüpft ist. Das beginnt in der Schule. Nicht umsonst gibt der Lehrer Hausaufgaben auf, damit das Erlernte sich verfestigt, und hält uns dazu an, für den nächsten Test zu lernen. Denn ohne Fleiß, so sagt er, können wir keine gute Note erreichen.

Diese frühe Prägung zieht sich bis in unser Berufsleben. Du siehst wie deine Kollegen hart arbeiten, und vor allem oft nachfragen müssen, um alle Zusammenhänge im neuen Job zu verstehen. Du musst das nicht, denn du durchblickst sie gleich. Wahrscheinlich bist du ein Naturtalent. Dir fällt es leicht, dir Dinge auf Anhieb zu merken. Strukturen, die du einmal als wirkungsvoll erkannt hast, setzt du leicht um.

Allerdings hast du ständig Zweifel, ob du wohl wirklich alles so richtig machst, wie es auf andere wirkt. Oder ob der letzte Erfolg einfach nur ein Zufallstreffer war. Naturtalente sehen die Diskrepanz zwischen sich und den anderen und leiden deshalb besonders oft unter dem Hochstapler-Syndrom.

Die Perfektionistin

Perfektionisten sind niemals mit sich zufrieden. Denn man könnte alles, so glauben sie, noch besser machen. Es käme ihnen niemals in den Sinn eine Arbeit abzugeben, die sie nicht viele Male durchgecheckt und korrigiert haben. Selbst wenn ihnen selbst kein Grund für Korrekturen mehr auffällt, sind sie unsicher, ob alles in Ordnung ist: schließlich könnte die ganze Arbeit ja so schlecht sein, dass sie komplett am Ziel vorbei geht. Und das Ergebnis könnte eher ein Fall für die Mülltonne als für den Schreibtisch des Chefs sein. Falls du das kennst, könntest ebenfalls du unter dem Hochstapler-Syndrom leiden.

Die Expertin

Expertinnen mit Hochstapler-Syndrom glauben, dass sie niemals genug wissen. Auch wenn es objektiv gesehen nicht so ist: in deiner Gedankenwelt bist du immer ein Frischling, der keine Ahnung hat. Du hast ständig Angst, dass diese Inkompetenz auffliegen könnte. Deshalb musst du dich immer weiter verbessern und bildest dich auch in deiner Freizeit beruflich fort. Du besuchst jede Messe, die zu deinem Berufsbild passt, liest Fachliteratur und reißt dich um jede Weiterbildung: ganz egal, ob die Firma diese bezahlt oder auf die Arbeitszeit anrechnet, oder nicht. Somit sammelst du immer mehr Wissen und Kompetenzen. Für andere bist du schon längst eine Expertin, nur du selbst glaubst nicht daran.

Die Einzelgängerin

Wenn du unter dem Hochstapler-Syndrom leidest, könntest du zu den Einzelgängerinnen gehören. Denn wer Selbstzweifel hat, verspürt häufig das Verlangen sich selbst etwas zu beweisen. Teamarbeit hat keinen Stellenwert. Nur Erfolge, die auf Grund von Einzelarbeit zustande kamen, sind richtige Erfolge. Alles, was im Team geleistet wurde, wird als Niederlage empfunden, da Menschen mit Hochstapler-Syndrom oft glauben, dass sie Inhalte einer Teamarbeit alleine nicht zum Abschluss hätten bringen können. Viele Betroffene versuchen deshalb Teamarbeit zu vermeiden, wo sie nur können.

Die Überfleißige

Wer unsicher ist, muss diese Unsicherheit oftmals überspielen. Aus einem inneren Drang, um sich anschließend besser zu fühlen. So geht es auch vielen Hochstapler-Betroffenen. Falls du in der Firma zu denen gehörst, die jeden schwierigen Auftrag sofort an sich reißen und immer noch hier schreien, wenn der Schreibtisch schon brechend voll ist, könntest du dazu gehören. Ein weiteres Merkmal sind ständige Überstunden. Der überfleißige Impostor-Typ glaubt nämlich seine Inkompetenz durch zusätzliche Arbeit kompensieren zu müssen.

Hochstapler-Syndrom: Gesundheitliche und soziale Folgen

Egal welchem Typus du nun angehörst: das Hochstapler-Syndrom ist immer mit Leidensdruck verbunden. Denn die ständige Angst, dass andere aufdecken könnten, dass man eine Hochstaplerin ist, sorgt für Dauerstress. Viele Betroffene leiden auch unter Schlafstörungen, Bluthochdruck oder isolieren sich von ihrem Umfeld. Alleine durch die Mehrarbeit, die sie ohne Not leisten, leidet das Sozialleben. Oft auch die Familie.

Je größer die beruflichen Erfolge sind, desto höher ist übrigens auch der Leidensdruck. Du hast nämlich immer mehr zu verlieren. Außerdem glaubst du nicht daran, dass die erbrachten Erfolge sich wiederholen lassen, schließlich waren sie, so scheint es dir selbst, reiner Zufall. Das Hauptproblem des Hochstapler-Syndroms ist also eine Differenz zwischen Fremdwahrnehmung und Selbstwahrnehmung.

Das kannst du gegen das Hochstapler-Syndrom tun

Spätestens, wenn du gesundheitliche Beeinträchtigung verspürst, oder Familie und Freunde dir raten die Notbremse zu ziehen, solltest du aktiv werden und versuchen deine Ängste zu überwinden. In sehr schweren Fällen können nämlich sogar Depressionen, Burn-Out oder Essstörungen die Folge eines missachteten Hochstapler-Syndroms sein.


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Komm‘ aus deinem Schneckenhaus

Oft hilft es schon das Gefühl zu haben, nicht mehr alleine mit allem zu sein. Vielleicht hast du auch das Gefühl, dass deine Familie und Freunde nicht verstehen können wo deine Zweifel herkommen und warum du dir so viele Gedanken um deine Arbeit machst. Gehe offensiv mit deinen Gefühlen um, erkläre deinen Lieben, was in dir vorgeht. Tausche dich mit anderen Betroffenen aus. Vielleicht gesteht dir ja eine Freundin, dass sie deine Gedankengänge selbst kennt, nachdem du ihr geschildert hast, was dich umtreibt? Suche nach Internet-Foren zum Thema. Auch psychologische Hilfe anzunehmen ist keine Schande.

Werde realistischer

Versuche deine Ansprüche an dich selbst Schritt für Schritt mit der Realität abzugleichen. Du strebst immer nach dem Maximum. Allerdings kann das niemand erreichen, auch du nicht. Die gute Nachricht: außer dir erwartet das auch niemand! Es ist völlig normal, dass du nicht alles kannst. Jeder hat individuelle Stärken und Schwächen. Konzentriere dich auf das, was du gut kannst, und lerne Lob dafür anzunehmen. Denn, wer sein Lob nicht ernst meint, wird es dir auch nicht entgegenbringen.

Wenn Fehler passieren, gehören sie zum Lernprozess. Konzentriere dich besser darauf, die gleichen Fehler nicht mehrmals zu machen, als zu viel Energie darauf zu verschwenden, alle Fehler von vorneherein auszuschließen. Hilfreich kann es auch sein, deine Arbeitserfolge schriftlich festzuhalten. Nach einer Weile wirst du sehen, dass du sehr viel erreicht hast, auch, wenn dir das in deiner Gedankenwelt nicht so erscheint. So sammelst du Selbstvertrauen und lernst dich auf deine Erfolge zu fokussieren.

Finde objektive Gründe

Wenn du weiterhin das Gefühl hast schlechter zu sein, als die anderen, dann versuche dieses subjektive Gefühl mit objektiven Gründen zu füllen. Hat dich wirklich jemand kritisiert? Oder tust das nur du selbst? Wenn die Kritik von anderen kam: was genau hat sie beinhaltet? Hat die Person objektive Gründe für ihre Kritik genannt, die wirklich von allen nachvollziehbar sind? Vergiss nicht, dass andere oftmals Kritik anbringen, um sich selbst besser zu fühlen oder von eigenen Misserfolgen abzulenken. Dann war die Kritik unberechtigt und hatte mit dir gar nichts zu tun. Lerne also, deine Gefühle nicht mit den Tatsachen zu verwechseln.

 

Foto: deagreez / stock.adobe.com; mvg verlag

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AJOURE´ Redaktion
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