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Interview mit Birte Glang: „Aussehen kann Hürde und Bürde sein“

Dass die Schauspielerin Birte Glang auch Diplom-Juristin ist, wissen die wenigsten. Mit uns hat die schöne, schlaue Blondine über das Leben, Amerika sowie sexy Bond-Girls gesprochen und uns ihre ganz persönlichen Top-Tipps verraten.
 

Birte, du bist nicht nur Schauspielerin und Model, sondern auch Diplom-Juristin. Wie kamst du von Paragraphen zu Drehbüchern?

Man sagt ja, dass jeder gute Anwalt auch ein guter Schauspieler sein muss (lacht). Aber das hat mich natürlich nicht dazu bewegt, nach dem Jura-Studium zur Schauspielerei zu wechseln. Es war mein Nebenjob, das Modeln, das mich dazu gebracht hat. Jedoch wollte ich schon als Kind „Clown“ werden, aber ich bin ganz bodenständig in einem Lehrerhaushalt aufgewachsen und habe nie gedacht, dass Schauspielerei ein echter Beruf sein könnte. Nach dem ersten Staatsexamen, das ich 2006 bestanden habe und mit dem ich gleichzeitig Diplom-Juristin in NRW bin, hatte ich beschlossen, das zweite Staatsexamen nicht mehr zu machen. Das hätte zwei Jahre Praxis bedeutet und als Referendarin wäre ich sehr gebunden gewesen. Meine Modeljobs, die ich nicht aufgeben wollte, haben mich ständig in andere Städte und Länder entführt. Also habe ich zunächst in den Journalismus reingeschnuppert und Praktika bei SAT.1 und dem Kölner Express absolviert, Journalismus wäre in der Tat auch eine Job-Option für mich gewesen. Aber dann sollte alles anders kommen: Ein Regisseur attestierte mir bei einer Werbespot-Produktion schauspielerisches Talent und fragte mich, wieso ich das nicht hauptberuflich mache. Mein Gehirn ratterte danach wie wild. Durch einen Modelkollegen kam ich 2007 zu einer Schauspiellehrerin, mit der ich dann zwei Jahre lang intensiv arbeitete: Stimme, Sprache, klassische Schauspielstücke … Plötzlich ging alles ganz schnell: Im Oktober 2009 war ich beim Casting bei „Unter Uns“, drei Wochen später begannen die Dreharbeiten. „Heide Danne“ war auch meine erste richtige Rolle, vorher hatte ich nur zwei Drehtage in meinem Leben als Schauspielerin. Natürlich habe ich sehr viele Werbespots gedreht, das schult ja auch, unter anderem für „Esso“, „Bitburger“ oder „Persil“. Ja, und so wurden die Paragraphen schließlich ad acta gelegt.

Die Schauspielerei ist dein Traumjob. Was genau fasziniert dich so an ihr? Es ist ja mehr harte Arbeit als Glanz und Glamour…

Ich liebe es, dass in diesem geschützten Raum der Schauspielerei alles erlaubt ist. Im normalen Leben muss man sich anpassen und sich bestenfalls nur auf eine bestimmte angepasste Art verhalten. In der Schauspielerei darf ich alles machen und mich fast schon wie ein Kind ausleben. Ich darf meine lustige, überdrehte Seite genauso rauslassen, wie die dunkle – und einfach viele Facetten zeigen. Gerade das Quietschige, Überdrehte mag ich sehr. Deswegen liegt mir auch Comedy so. Das sehr Taffe, Actiongeladene, Bissige, Verbotene ist aber auch sehr spannend. Sich in die Rolle zu finden, ist wie eine kleine Reise. Man muss Charaktere ergründen und versuchen, diese zu verstehen, um sie echt darzustellen. Man mutiert dann auch in gewisser Weise für die Rolle und die Zeit zu einem anderen „Ich“. Ich trage die Rolle dann irgendwie immer 24 Stunden mit mir herum, natürlich kann ich auch abschalten, aber ich denke oft: „Wie würde die Rolle in der Situation wohl reagieren? „ Man denkt so wie die Rolle, man spricht so. Es ist wie eine Transformation.

Die Schauspielerei ist ein harter Job. Meistens hat man sehr lange Drehtage. Besonders als Frau beginnen diese sehr früh, manchmal schon um fünf Uhr morgens, da Schauspielerinnen generell eine längere Maskenzeit haben. Je nach Location und Drehbuch stehen natürlich auch Nachtdrehs an. 15-Stunden-Tage sind keine Seltenheit. Aber all das ist Klagen auf hohem Niveau, denn viel schwerer ist es, Rollen zu bekommen. Die Caster müssen zunächst einmal an dich denken, dann muss man das Casting bestehen und die Rolle muss zu einem passen. Hat man all das hinter sich, geht es erst zum Dreh. Dort wird man als Schauspieler aber grundsätzlich sehr gut behandelt, das ist der große Unterschied zum Modeln! In die Rolle schlüpfen zu dürfen entschädigt mich für all den Schlafmangel, für all die Anstrengungen und Absagen, die man als Schauspieler auch immer wieder erleben muss.

 

Birte Glang
Felljacke: Tom Tailor | Pullover: Arqueonautas | Kleid: MINX by Eva Lutz

 

Wie man mitbekommt, bastelst du auch an deiner internationalen Karriere. Wie unterscheidet sich das amerikanische Film-Biz vom deutschen?

Das Business in Amerika ist schon sehr taff und viel schneller als das in Deutschland. Die Amis sind einerseits deine besten Freunde, aber sie sind es nur solange, wie du denen von Vorteil und eine Cash Cow bist.

Auf die Schauspielerei bezogen ist das in Los Angeles alles sehr professionell und viel größer als bei uns. Die Amerikaner sind immer alle bereit, immer alle darauf gepolt, schnell Höchstleistung zu erbringen. Sie sind stets und ständig einsatzbereit.

Gibt es eine Rolle, die du unbedingt einmal verkörpern oder einen Schauspieler, mit dem du gerne einmal spielen wollen würdest? Birte, das nächste Bond-Girl?

Die Richtung „Bond Girl“ ist schon eine richtige Richtung, da die Girls taff, stark und sexy sein müssen, das kann aber auch eine Einbahnstraße sein. Ich möchte nicht in eine Schublade gesteckt werden. Aber reizen würde mich sowas natürlich schon.

Genauso spannend würde ich es aber auch finden, einmal mit dem Regisseur Tim Burton und dem Schauspieler Johnny Depp zu drehen, die wirken beide ziemlich durchgeknallt, da wäre ich gut aufgehoben (lacht)! Burton und Depp trauen sich was, aber auf eine sehr kommerzielle Art. Man muss kein Arthouse machen, um sich als Schauspieler zu beweisen. Filme müssen einfach etwas Besonderes haben und unterhalten!
In Deutschland arbeite ich gerne mit jungen, mutigen Regisseuren, gerade auch im Bereich der Comedy.

Bei meinem kommenden SAT.1-Film „Cinderella 2.0“ (AT) habe ich auch mit einem „jungen Wilden“ gearbeitet (Florian Knittel), das fand ich super!

Birte, berichte uns doch vom dem, was wir im Frühjahr 2016 in „Cinderella 2.0“ (AT) erwarten dürfen.

„Cinderella 2.0“ ist eine Romantic Comedy, es darf mitgelacht, mitgelitten und mitgeliebt werden! Es weht ein Hauch von Aschenputtel und Pretty Woman durch den Film, es geht um Verwechslungen, um Liebeswirren und um die Transformation eines unscheinbaren Mädchens hin zur Cinderella. Ich darf diese Verwandlung übrigens vornehmen, denn ich spiele die durchgeknallte Cousine des Aschenputtels, die tatkräftig zur Sache schreitet. Als Emily bin ich laut und schrill und immer ein wenig „drüber“, aber ganz herzlich und lieb – also nicht die Weiterentwicklung der bösen Stiefschwestern im Aschenputtel-Märchen.
 

Cinderella 2.0 (AT) Birte Glang
Mag es gerne „quietschig“: Birte Glang spielt im SAT.1-Film „Cinderella 2.0“(AT) in einer der Hauptrollen die durchgeknallte Emily.
(c) SAT.1/Daniel Schmid

 

Als „Emily“ spielst du ja nicht nur Amor, sondern auch eine „Typberaterin“. Wo auf der Welt haben die Leute den besten Style und was würdest du generell den Ladies mit auf den Weg geben?

Das Klischee besagt ja, dass in Italien die bestangezogensten Menschen leben. Aber das stimmt auch! In Amerika beeindruckt mich immer wieder das Make-up. Jede Frau – egal welchen Beruf sie ausübt – ist dort topgeschminkt und sieht aus, als ob sie Visagistin gelernt hätte. Ich mag es, wenn die Weiblichkeit unterstrichen wird. Wir Frauen können das und sollten es auch tun. Sich schminken muss ja nicht heißen, sich kunterbunt anzumalen. Man sollte seine Vorzüge unterstreichen und sich hübsch machen. Nur Natur muss nicht sein. Jeder Typ Frau, egal ob groß oder klein, schlank oder üppig sollte das Beste aus sich herausholen. Ladies, versteckt euch nicht!

Legt Make-up auf und lebt eure Weiblichkeit! Aber Achtung: Weiblich ist nicht gleich billig! Seid weiblich elegant, weiblich sportlich, weiblich klassisch – egal! Kopiert nicht, sondern entwickelt euren eigenen Stil. Traut euch was und probiert euch aus!

In deinem Blog verrätst du drei Mal pro Woche in #birtesbest deinen #tipoftheday. Was hat es damit auf sich? Und würdest du uns deine drei ultimativen Tipps verraten?

#birtesbest habe ich entwickelt, da mich viele Freudinnen immer gefragt haben, wie ich was mache. Durch das jahrelange Modeln habe ich viel Erfahrung in Sachen Fashion und Beauty, ich treibe sehr viel Sport und reise viel. So kam ich auf die Idee, meine ganzen Tipps und Tricks öffentlich zu machen.

Et voilà, #birtesbest war geboren!

Meine drei ultimativen Tipps sind:

1. Sport:
Treibt Sport und bleibt fit. Mäßig, aber regelmäßig ist mein Credo. Manchmal reichen schon 15 Minuten. Ihr werdet euch wohlfühlen. Wichtig ist, den Spaß an der Sache zu behalten!

2. Fashion:
Kauft überlegt ein und am besten legt ihr euch gut kombinierbare Teile zu, wie ein kleines Schwarzes oder ein weißes Trägertop. Diese Sachen kann man mit wenig Aufwand stets neu stylen: für tagsüber, für abends und für einen Event. 1 Outfit, drei Looks!

3.Beauty:
Benutzt immer ein Serum unter der Creme. Morgens, um die Haut gut und effektiv mit Feuchtigkeit zu versorgen, abends zur intensiveren Regeneration (zum Beispiel mit Aprikosenkernöl).

 
Birte Glang Shooting
Bluse: Triangle | Pullover: Zero | Poncho: Zero | Schal: Ystrdy | Hose: Comma | Schuhe: Görtz | Tasche: Six
 


Du bist ja sehr attraktiv. War dein gutes Aussehen mehr Bürde oder Hürde?

Am Anfang habe ich das gar nicht so sehr wahrgenommen. Ich habe mich gefreut zu spielen. Aber als dann die Presse immer wieder „die schöne Birte“ etc. schrieb, habe ich mich erst sehr gewundert, aber war natürlich auch irgendwie geschmeichelt. Dann kam eine Phase, in der ich mich nicht wohl gefühlt habe. Ich wollte nicht nur als „schön und blond“ beschrieben werden, ich wollte gute Charakterrollen spielen! Viele Menschen wundern sich bis heute, wenn sie hören, dass ich Jura studiert habe.

Heute ist es so, dass ich mich mit mir wohl fühle. Ich bin nicht nur hübsch und blond, ich bin viel mehr als das, aber ich muss das auch nicht dauernd sagen, entweder merken es die Leute von allein oder nicht. Wichtig ist doch: Ich weiß, was ich kann und ich weiß, wer ich bin. Vielleicht kommt diese „Reife und Weisheit“ auch mit fortschreitender Erfahrung und Alter, kann also nur immer besser werden (lacht).

Als Model hast du fast die ganze Welt gesehen. Wo hat es dir am besten gefallen und könntest du dir vorstellen, auszuwandern?

Klassisches Auswandern käme gerade nicht in Frage. Ich mag es, die Vorteile der einzelnen Länder zu nutzen und möchte diese Mischung auch nicht missen. An Amerika liebe ich, dass alles möglich ist. Ich mag die Euphorie und den Größenwahn, an Los Angeles das tolle Wetter und den Pazifik vor der Tür. London schätze ich für dieses Britisch-Traditionelle. Das British-English klingt so royal elegant, aber auch irgendwie cool. Ich liebe den britischen Humor, der es in sich hat. In Deutschland weiß ich, woran ich bin, hier bin ich aufgewachsen. Ich denke auch deutsch. Zuhause ist, wo ich mich wohlfühle und das mache ich nicht an einem Ort fest. Deutschland ist schon meine Heimat.

 

Birte Glang Streetstyle
Strickmantel: Summum Woman | Wollkleid: Summum Woman | Schal: Six | Handschuhe: H&M

 

Das neue Jahr beginnt in Kürze. Nimmst du dir Dinge vor oder lässt du gerne alles auf dich zukommen?

In meinem Job ist planen schwierig. Ich mache mich nicht verrückt. Natürlich nehme ich mir aber auch Dinge vor. Im schauspielerischen als auch im kreativen Entwicklungsprozess. Privat habe ich auf jeden Fall einen Plan: Ich versuche mir Freiräume für mich selbst, für die Familie und Freunde freizuschaufeln!

 

Gut Zu Vögeln - Birte Glang
Kommt Max von Thun gefährlich nahe: In „Gut zu Vögeln“ (ab 15. Januar im Kino) ist Birte Glang in einer Gastrolle zu sehen.

 

Photographer: Alexander Lebrenz, Assistant: Burkhardt Greinert
Styling: Karolina Fido Styling, Assistant: Jana Bayer
Hair & Make up: Tina Hoffmann

AJOURE´ Redaktion
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