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Kolumne: Singles, gemeinsam einsam…

In letzter Zeit stelle ich mir oft die Frage, ob man alleine überhaupt jemals glücklich sein kann. Um mich herum sind so viele glückliche Paare, alle frisch verliebt, gerade verheiratet oder schwanger und überglücklich. Und ich? Allein – keiner da!

Umso dankbarer bin ich deshalb zur Zeit für meine Single-Freundinnen, die mein Schicksal des Alleinseins teilen. Seit ich jetzt auch wieder Single bin, pflege ich diese Freundschaften noch mehr als vorher, versuche mich endlich regelmäßig von mir aus zu melden, was sonst nicht immer so mein Ding war. Im Normalfall lese ich eine SMS, nehme sie wahr und dann dauert es oftmals Stunden oder sogar Tage bis ich endlich antworte. Da dieses Verhalten keine besonders positive Eigenschaft von mir ist, wird es mir sehr oft vorgehalten und ich werde versuchen, das von nun an in den Griff zu kriegen bzw. ein für alle Mal zu ändern. Das war auch der Grund dafür, dass die Benutzung und Überwachung meines Handys so nach und nach zu einer Art Hobby für mich geworden ist. Böse Zungen würden es vermutlich eher als eine Art Sucht bezeichnen, aber das liegt im Auge des Betrachters bzw. Benutzers, würde ich sagen! Ich bin eben am Leben, na ja sagen wir den Fotos, Videos und Postings meiner Mitmenschen auf facebook und Co interessiert und möchte immer „up to date“ sein und nichts verpassen, das ist alles! Auf jeden Fall braucht man als Single Gleichgesinnte, sonst geht man ganz schnell ein, so wie die ganzen armen kleinen Zimmerpflanzen, die ich immer wieder bei IKEA mitnehme und die dann schon nach Kurzem meinem schwarzen Daumen zum Opfer fallen. Jedes Mal nehme ich mir aufs Neue vor, sie dieses Mal regelmäßig zu gießen und mich etwas mehr um sie zu kümmern, was aber leider bislang nie von Erfolg gekrönt war.

Meine Single-Ladys und ich sind uns, was vermeintlich glückliche Beziehungen angeht, in einem Punkt definitiv einig – Der Alltag macht viel in einer Beziehung kaputt. In vielen Fällen ist er sogar ihr Ende. Warum also sehnen wir uns immer nach diesem verdammten Alltag? Warum gleich gemeinsam einschlafen und aufwachen? Warum zusammenziehen? Wieso wollen wir das alles eigentlich unbedingt, obwohl wir genau wissen, dass es gerade das ist, was einer Beziehung das gewisse Etwas raubt? Wieso tun wir Frauen uns nicht einfach zusammen und kaufen oder mieten uns ein keines Häuschen; jede ihr eigenes Zimmer, im EG eine tolle Küche und ein großes Wohnzimmer, in dem Frau sich trifft, wenn sie nicht alleine sein will. Nicht zu vergessen ist natürlich ein großer Raum, die Schatzkammer des Hauses sozusagen, in dem die gemeinsamen Kleider aufbewahrt werden, der Traum aller Frauen! Richtig perfekt wird das Ganze dann natürlich, wenn die Freundinnen noch die gleiche Kleidergröße haben, so dass man alles tauschen kann. Dafür müsste ich zwar noch schnell eine Diät starten, da meine Single-Ladys um einiges schmaler sind als ich, aber das wäre auf jeden Fall ein Ansporn, schnell meine überschüssigen Kilos loszuwerden. Wenn ich`s mir so richtig überlege, eigentlich echt keine üble Idee! Brauchen wir denn das andere Geschlecht unbedingt und wenn ja, für was? Fehlt uns als Singles wirklich etwas, fühlen wir uns nicht komplett ohne Partner? Kann ich mit Freunden nicht vieles ersetzten, was ich von einer Beziehung erwarte? Frau ist nicht alleine, wenn sie nach Hause kommt und es ist immer jemand für einen da, wenn man eine Schulter zum anlehnen braucht! Das wäre mit meiner Single-Mädels-WG schon mal abgedeckt und somit einige Ängste beseitigt! Tod in der viel zu großen Wohnung zu liegen und niemanden würde es auffallen bis auf den Hund, der dann irgendwann anfängt dich anzuknabbern, da er seit Tagen nichts mehr zu futtern bekommen hat. Das ist zumindest meine große Angst.

Meine letzte Beziehung wurde auch von diesem großen Monster Alltag aufgefressen und dann wie von einer Katze als hässliches Fellknäuel wieder ausgespuckt. Deshalb stellt sich mir auch die Frage wieso zusammen ziehen? In der Tierwelt gibt es das nicht wirklich oft, dass man sich zusammen eine Wohnung nimmt und sich so lange auf den Wecker geht bis man sich nicht mehr leiden mag. Bei den Tieren kommt der Löwe zu den schönen Dingen vorbei; zum gemeinsamen Essen und zum Sex und seine Frauen leben in einer WG zusammen mit den Kindern. Gut, etwas mehr erwarte ich dann schon von einer Beziehung als nur ab und an essen zu gehen und etwas Sex. Aber warum das ganze Paket, wenn doch die Hälfte völlig reicht und vielleicht sich schöner ist? Man geht gemeinsam weg, geht ins Kino hat vielleicht ein Hobby, das beide glücklich macht, erlebt viel schöne Dinge zusammen, doch am Schluss hat jeder noch sein eigenes Leben, in dem er oder sie der eigene Chef ist. Also kein „Warum steht da noch die Kaffeetasse von heute Morgen? Wieso kannst Du Deine Schuhe nie wegräumen? Hast Du schon wieder die ganze scheiß Schokolade aufgefressen, obwohl ich heute so einen scheiß Tag hatte und das mein Highlight heute hätte werden sollen…?“ Wieso tun wir Menschen uns dieses Theater nur immer wieder an? Nur weil wir nicht alleine sein können?

Für mich stellt sich die Frage : Können wir gemeinsam einsam sein und sind deshalb glücklicher?

Foto: clipdealer.com

Mia Winter
Mia Winter
Mia Winter ist bekannt für ihre direkte und unverblümte Art, mit der sie die Themen Liebe und Erotik in ihrer Kolumne bei AJOURE´ angeht. Ihre Texte sind ein mutiges Eintauchen in die Tiefen menschlicher Intimität und Beziehungen, wobei sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Mit einer Mischung aus persönlichen Anekdoten und scharfsinnigen Beobachtungen schafft Mia es, ihre Leser zu fesseln und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Ihre Kolumnen sind für viele ein Leuchtturm der Ehrlichkeit in einem Meer von Klischees und Tabus.

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