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Kolumne: Nein, das stimmt so jetzt nicht ganz…

Jeden Montag beschäftige ich mich hier mit den großen Unterschieden zwischen Mann und Frau. Wenn wir mal nach links und dann nach rechts schauen, sollten wir uns nämlich eingestehen, dass es da erhebliche Differenzen gibt – und das ist auch gut so. Ohne die allseits bekannten Problematiken wäre das Miteinander ur-langweilig und wir würden am Ende alle gelangweilt auf dem Sofa sitzen und RTL II gucken, weil uns vor lauter zwischenmenschlicher Lethargie nichts Blöderes, äh, Besseres einfällt. In den Untiefen des Internets habe ich aber nun folgenden Satz gelesen, der mich dazu bringt, die Unterschiede über Bord zu werfen und eine geschlechtsneutrale Meinung abzugeben:

„Männer fühlen sich ohne Partnerin wie ausgesetzte Welpen.“

Ich kann nicht aufhören zu lachen. Sehe einen putzigen Welpen vor mir, der an mir hochschaut mit dem Gesicht eines einsamen Cowboys aufgeklebt, der jahrzehntelang alleine durch die Prärie geritten ist. Und jetzt auf einmal die wärmenden Arme einer Wildwest-Barkeeperin sucht. Wuff!

Sorry, ne. Männer brauchen Beziehungen und Frauen fühlen sich auch ohne ganz wohl? Dass ich nicht lache, ups, schon wieder. Was für ein Blödsinn. Meiner Meinung nach entscheidet jeder individuell anhand seiner Erlebnisse (oder nicht gemachten Erlebnissen), ob er einen Partner im Leben haben möchte oder eben nicht. Was ich lediglich an der Stelle schon öfter beobachtet habe, ist, dass wenn einem Mann so richtig das Herz gebrochen wird, er tendenziell ein bisschen länger braucht, um sich wieder auf eine neue Herzensdame einzulassen. Was nicht heißt, dass er seine Trauer nicht mit dahergelaufenen Püppchen tröstet, es heißt nur, dass die, mit der es wieder ernst werden könnte, eventuell eine ganze Weile warten muss. Während Frauen, das behaupten ja auch viele Evolutionsforscher, immer im Hinterkopf behalten (müssen?), dass da langsam mal jemand ran an die Hüften muss, um den Nachwuchs zu sichern.

Wie dem auch sei. Egal, wie man sich verhält, egal, wie lange man freiwillig oder unfreiwillig Single ist, ich glaube, dass das nicht davon abhängt, ob man Männlein oder Weiblein ist. Lediglich beim Männlein sieht die Partnersuche manchmal einfach lässiger und unverkrampfter aus, eben, weil er denkt, dass er am Ende immer noch auf sein Pferdchen steigen kann, um absolut heroisch in den Sonnenuntergang zu reiten. Alleine versteht sich, sonst macht das Bild wenig Sinn.

In meinem Freundeskreis ist derzeit fast jeder vergeben. Bei den meisten Paaren ist die Beziehung auch relativ unkompliziert von statten gegangen: Nach acht Uhr abends kennengelernt, bisschen geknutscht (oder auch nicht), gedatet, gedatet, mit nach Hause genommen, gedatet, gedatet, geredet, päng, zusammen in die Zukunft gehüpft. Keine Ahnung, ob all diese Beziehungen nun ein Leben lang halten, aber ich merke definitiv, dass mit dem Alter ein bisschen mehr Reife kommt. Man geht immer noch gerne aus, klar, aber man hat eben auch keine Lust mehr, den 67. Menschen irgendwo kennenzulernen und seine Lebensgeschichte zusammenzufassen. Vielleicht ist auch das einer der Gründe, wieso Männer manchmal lieber ne Runde Pool spielen und die Frauen um sich herum vergessen, weil der Small-Talk einfach so anstrengend ist? Kann ich persönlich absolut nachvollziehen.

Trotzdem wollen auf lange Sicht alle Liebe. Helau! Der eine früher, die andere später, manche suchen, finden sie aber nicht und geben es halt nicht zu. Aber selbst der Aufreißer N°1 erzählte mir neuerdings von der großen Liebe, die kein Happy-End haben wird, denn es sei einfach „kompliziert“. Und wenn Männer anfangen, in Facebook-Beziehungsstatus-Sprache zu sprechen, Freunde, dann wird es wirklich ernst.
Und hey, ich finde das schön. Endlich werden mal Gefühle zugegeben und gelebt und gleich wird der Mann zum Hund, oder was?
Ach herrje. Liebe Männer, dann lasst mal lieber heimlich, still und leise eure traurigen Hundeköpfchen kraulen. Aus kleinen Welpen können ja noch deutsche Doggen werden. Haha.

Bild: Anika Landsteiner

Anika Landsteiner
Anika Landsteinerhttps://anikalandsteiner.de/
Anika Landsteiner wurde 1987 geboren und arbeitet als Autorin und Journalistin. Ihr Fokus liegt dabei auf gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, Tabuthemen, Feminismus und Popkultur. Als Kolumnistin nimmt sie uns mit auf ihre gedanklichen Reisen und gibt uns immer wieder neue Denkansätze.

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