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Kolumne: Mr. Wrong loswerden

Eines der schwierigsten Dinge im Liebesleben? Eine Trennung! Aber um Mr. Right zu finden muss man erst mal Mr. Wrong loswerden.

Wie in Zeitlupe schleiche ich die Treppe hoch, tausende Gedanken schießen mir durch den Kopf bevor ich den Schlüssel ins Schloss stecke, halte ich nochmals kurz inne, tue ich das jetzt wirklich? Mein Magen zieht sich zusammen und mir ist total schlecht, wäre jetzt gerne wo anders, egal wo. Ich hatte vor ein paar Wochen ein Zahnarzttermin, so was ganz Fieses, eine Wurzelbehandlung, die so richtig weh tat, sodass man die Finger fest in den Behandlungsstuhl rammt und nicht mehr los lässt. Aber das fände ich jetzt angenehmer als das, was mir gleich bevor steht. Immer wenn ich dort gezuckt habe, hat mir die Arzthelferin die Hand gehalten oder den Arm gestreichelt, so eine kleine Helferin könnte ich jetzt auch gebrauchen. Ich drehe den Schlüssel rum und werde sofort von dem treusten und tollsten aller Männer begrüßt, von meinem Hund. Er bekommt eine riesige Begrüßung ich schmuse und knuddle ihn und drück ihn weil ich einfach nicht richtig in die Wohnung reinlaufen möchte.

Auf meinem Kopf ist eine Lockenmähne, die oft aussieht wie ein explodierter Wischmop, welchen ich fast jeden zweiten Morgen verfluche, doch heute sind wir Freunde. Nicht nur, dass meine Haare einfach unglaublich gut liegen, weil man muss ja richtig gut aussehen, wenn Frau jemand verlässt, dass der andere das beste Ich ein letztes mal sehen darf. Nein, sie dienen mir eher als kleiner Vorhang, hinter dem ich mich verstecken kann, während ich versuche mich so intensiv wie möglich um meinen Hund zu kümmern. Natürlich hab ich schon längst bemerkt, dass mein gleich Noch-und-fast-Ex-Freund mit mir im Flur steht, aber ich schaue nicht hoch.

Er spricht mich an: “Mia, alles ok mit uns?“ Er nennt mich nie bei Vornamen, selbst dann nicht, wenn wir uns richtig gefetzt haben, Teller geflogen sind und wir uns am liebsten an die Gurgel gegangen wären, nur wenn ich ein riesen Arschloch war und ihn extrem verletzt habe, dann und nur dann kam mein Vorname irgendwie mit ins Spiel. Ich schaue nicht hoch, versuch mich verzweifelt hinter meinen Locken zu verstecken, doch nachdem ich ein drittes mal meinen Namen höre und selbst ich nicht so taub sein kann, schau ich hoch und richte mich langsam auf. Ich hatte doch gerade die Generalprobe mit Bravour gemeistert und jetzt? Jetzt weiß ich nichts mehr von dem, was ich geübt habe. Wenn ich nicht selbst der Regisseur dieses Stückes wäre, würde er spätesten jetzt CUT rufen! Statt die wirklich glorreichen Sätze, die ich mir überlegt und geprobt hatte, kommt aus meinem Mund der Klassiker unter den Schlußmachsätzen: „Wir müssen reden.“

Ich schaue in weit aufgerissene braune Augen und ein erstarrtes Gesicht. Gut, dass in diesem Moment sich mein Kopf wieder füllt und ich an meine Generalprobe erinnere, endlich habe ich es angesprochen, ganz viele kleine Cheerleader in meinem Kopf jubeln mir zu, sodass ich die letzten Meter auch noch gehen kann. Ich habe mit dieser Beziehung schon längst abgeschlossen, konnte mir keine Zukunft vorstellen, hab mich weg geträumt an andere Orte, zu anderen Männern, in andere Leben. Ich versuche besonders besonnen und ganz ruhig ihm zu erklären, dass er zu meinem besten Freund geworden ist und ich ihn liebe, aber wie einen Bruder, nicht wie einen Geliebten. Für ihn kommt das alles wohl aus dem Nichts, was ich nicht verstehen kann, ich war die letzten Wochen ein anderer Mensch. Vielleicht hab ich auch ein bisschen gehofft, dass er es merkt und mich verlässt…

Er sitzt da wie ein Häufchen Elend auf der Couch, er an einem, ich am anderen Ende und er will wissen was er falsch gemacht hat, wann es vorbei war mit uns und mir fallen so viele Dinge ein, die mich verletzt haben und die einfach nicht richtig waren, dass ich auf der Stelle ein Buch schreiben könnte. Keinen dicken Roman, aber ein kleines Taschenbuch würde es schon geben. Aber ich möchte ihm das nicht antun, alles aufzuzählen und mir möchte ich das auch nicht antun. Ich schau in seine Augen und sehe, dass er leidet, aber ich fühle mich großartig, nicht weil er leidet, sondern weil ich mein Leben jetzt wieder für mich habe.

Foto: clipdealer.com

AJOURE´ Redaktion
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