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Kolumne: Montenegro – du und deine Melancholie

Montenegro hat 270 Sonnentage im Jahr, wir haben zwei Dauerregen-Tage erwischt. Vielleicht weil ich den Sommerregen so liebe und der Himmel mir dieses feucht fröhliche Geschenk noch einmal in voller Pracht präsentieren wollte in diesem Jahr. Vielleicht auch darum, dass wir näher aneinander rücken, uns zu viert an einem Schirm festklammern und die nasse Haut der eigentlich Fremden an der eigenen spüren. Oder dafür, dass wir einfach mal losrennen. Unter den Regentropfen hindurch und mit ihnen in unseren lachenden Gesichtern.

Vielleicht auch für diesen einen Moment, in in dem wir einfach stehen bleiben. Der Regen hat jede Faser durchweicht und klebt an uns. Manchmal bringt es einfach nichts mehr, dieses Davonlaufen, irgendwann macht es uns einfach nichts mehr aus.

Montenegro

Podgorica wirkt grau aber nicht trist. Ich wusste nicht, dass es einen Unterschied gibt, doch jetzt weiß ich es. Die Menschen sind fröhlich, sie tragen bunte Farben und unter die Wolken mischen sich immer wieder Sonnenstrahlen. Ein Regenbogen umrahmt die Stadt und mit müden Augen bin ich einfach nur glücklich in diesem Moment an diesem Ort zu sein, der mal nicht ganz oben auf der Reise-Wunschliste stand. Vielleicht sind das die verborgenen Schätze, von denen alle sprechen, die von Weitem nicht strahlen, die dich beim zweiten Blick aber packen und dann festhalten. Verbogen und verweht, keine klaren Linien, viel Schmutz und Staub, Fensterlädern klappern leise im Wind, ein Lachen aus der Ferne und die Regentropfen klatschen laut auf den Asphalt.

Irgendwann wird dieses Grau zu Schwarz und wir irren durch die Straßen. Am nächsten Tag wieder jede in seine Richtung – haltlos in der Luft, schwebend, frei und irgendwann wieder mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Und dann wird das Rauschen wieder still und die einzelne Wolke vor dem Fenster verliert ihren Kampf. Staub tanzt in der deutschen Heizungs-Luft und ich denke nur eines: Nimm mich wieder mit, nach Irgendwo, für einen neuen Tag in allen Farben.

Montenegro

Montenegro

 

Fotos: Anika Landsteiner

Mia Bühler
Mia Bühlerhttps://uberding.net/
Mia Bühler ist die digitale Stimme der AJOURE´, eine wahre Meisterin der sozialen Medien und eine kreative Content-Erstellerin. Ihr eigener Blog "uberding" ist ein Schaufenster ihrer Leidenschaft für das Erzählen von Geschichten und bietet Einblicke in ihre vielfältigen Interessen. Als Mutter eines Jungen jongliert sie geschickt das Leben, während sie ihre Leser auf Reisen mitnimmt, die ebenso authentisch wie inspirierend sind. Ihre Kolumnen sind nicht nur ein Spiegelbild ihrer Abenteuerlust, sondern auch ein Zeugnis ihrer Fähigkeit, die kleinen Freuden des Lebens in fesselnde Erzählungen zu verwandeln.

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