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Karezza: Ist Sex ohne Orgasmus besser?

Beim Thema Sex steht immer wieder der Höhepunkt im Fokus. Auf die Idee, bewusst auf den Orgasmus zu verzichten, kommen in der Regel nur wenige. Aber genau dieser Verzicht ist das Ziel der Anhänger von Karezza und dies bedeutet nicht auf Sex und Nähe zu verzichten, sondern Lust und Befriedigung auf einer anderen Ebene zu erleben.

Ohne Worte der wahren Karezza – der Weg zu mehr Sinnlichkeit

Die Fixierung auf den Orgasmus sorgt häufig dafür, dass Sex zur sportlichen Höchstleistung verkommt und der Akt an sich schon fast technisch vollzogen wird. So bleiben häufig die eigenen Bedürfnisse und die des Sexpartners auf der Strecke, da einzig der Orgasmus zählt. Umso interessanter ist für uns der Ansatz von Karezza, der eine neue Art der sexuellen Verbundenheit ermöglicht. Der Knackpunkt hierbei ist es, Sex zum Liebesspiel zu erklären. Hierbei verzichtet der Mann bewusst auf den Samenerguss und auch bei der Frau kommt es nicht mehr auf die Orgasmen an, sodass beim Sex kein Leistungsdruck mehr besteht. Anhänger der Methode erleben eine sinnliche Art des Liebesspiels und eine tiefe Verbundenheit, die befriedigender scheint als jeder Orgasmus. Auch wenn es dir im ersten Moment seltsam vorkommt, aber der Orgasmusverzicht ist das Ziel der Methode, die dein Sexleben revolutionieren könnte.

Karezza – das Comeback

Wenn du denkst, Karezza wäre eine brandneue Methode, wirst du erstaunt sein. Die Methode wurde bereits 1844 vom Karezza-Entwickler John Humphrey Noyes in seinem Buch „Männliche Enthaltsamkeit“ vorgestellt. Er entwickelte die Methode, um seiner geliebten Frau weitere Fehlgeburten zu ersparen. Auf Sex wollten die beiden jedoch nicht verzichten und so verzichtete John Humphrey Noyes dafür auf den Samenerguss und sie beschränkten sich auf Sex ohne finalen Orgasmus. Der Name „Karezza“ leidet sich vom italienischen Wort „carezza“ ab, was man mit Liebkosung oder Streicheleinheit übersetzen kann.

1896 griff die Ärztin Alice B. Stockham die Methode wieder auf und publizierte „Karezza – Ethik der Ehe“. Sie ging hierbei noch einen Schritt weiter und vertrat die Meinung, dass auch die Frau beim Liebesspiel keinen Orgasmus anstreben sollte. In den folgenden Jahren erschienen einige Bücher von unterschiedlichen Autoren zu Karezza. Bis in die 1930er Jahre war „Karezza“ durchaus bekannt und gerade in der Oberschicht sehr populär. Ein aktuellerer Titel, der sich mit der Methode auseinandersetzt ist „Sex wie auf Wolke 7“ von der Autorin Bärbel Mohr. Heute findet Karezza wieder vermehrt Anhänger, denn die Grundidee, den Orgasmus nicht mehr zu vollziehen und anstelle dessen einem erotischen Liebesspiel über Stunden freien Lauf zu lassen, ist durchaus reizvoll.

Orgasmusverzicht auch in der asiatischen Tradition verankert

Nicht erst seit Karezza ist der Verzicht auf den sexuellen Höhepunkt ein Thema. Wenn du dich bereits mit asiatischen Philosophien und Traditionen befasst hast, wirst du sicherlich schon darauf gestoßen sein, dass sexuelle Energie genutzt werden soll, um die Herzenergie fließen zu lassen. Ziel ist es letztlich, eine höhere Bewusstseinsebene zu erlangen. Häufig ist das „Maithuna-Ritual“ aus der Tantralehre bekannt oder der „Tal-Orgasmus“, der im Taoismus eine große Rolle spielt. Bei all diesen Ansätzen ist es das Ziel, die sexuelle Energie bewusst wahrzunehmen und auszutauschen, was letztlich zu einer geistigen Ekstase führt, die einen körperlichen Orgasmus unnötig werden lässt.

Unabhängig von den asiatischen Traditionen wurde Orgasmusverzicht ab Mitte des 19. Jahrhunderts in den westlichen Ländern dank John Humphrey Noyes populär, der auch Begründer der religiösen Lebensgemeinschaft „Oneida“ war, die von 1848 bis 1881 im amerikanischen Bundesstaat New York bestand.

Größere Verbundenheit dank Verzicht

Karezza zu praktizieren bedeutet sich ganz hinzugeben, sich viel Zeit zu nehmen und die Bedürfnisse des Sexualpartners zu erfüllen. Damit dies funktioniert, ist es wichtig, dass ihr in eurer Partnerschaft gefestigt seid und euch vertraut. Ist dies der Fall, dann ist Karezza mit Sicherheit auch für euch interessant. Hier fällt nicht nur der Orgasmusdruck weg, sondern ihr könnt euch, so lange ihr wollt, gegenseitig verwöhnen und eure Sexualität ohne schweißtreibende Turnübungen und eingefahrenen Techniken einfach nur genießen.

Zwar fällt bei Karezza die wilde und animalische Seite der Sexualität weg, doch diese wird durch sanfte und erotische Berührungen, einer engen Verbundenheit und dem Gefühl, sich einfach treiben lassen zu können, sehr gut aufgewogen.

 

Foto: sakkmesterke / stock.adobe.com

Tanja
Tanja
Tanja ist eine vielseitige Redakteurin mit einer tiefen Leidenschaft für Tiere, Reisen und Gesundheit. Sie bringt umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Tieren mit, insbesondere in den Bereichen Hundetraining und Clickertraining für Katzen, und engagiert sich ehrenamtlich im Tierheim. Ihre Reiselust hat sie durch zahlreiche Länder in Europa und Asien geführt, wo sie sich intensiv mit lokaler Kultur und Geschichte auseinandergesetzt hat. Zudem vertieft Tanja ihr Wissen in der Traditionellen Chinesischen Medizin durch eine spezialisierte Ausbildung, ergänzt durch ihre Erfahrungen mit Naturheilkunde und Heilkräutern.

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