StartLifestyleKolumneKolumne: Käufliche Liebe - Warum Mann kann und Frau eben nicht….

Kolumne: Käufliche Liebe – Warum Mann kann und Frau eben nicht….

Warum kann Mann sich einfach so den schnellen Sex an der Ecke kaufen und Frau nicht? Ich stehe hier mitten auf der Reeperbahn, unter unzähligen Menschen, und überall kann sich Mann eine Frau kaufen. Aber ein, nennen wir es mal Angebot, für die Frau gibt es einfach nicht. Wieso ist das so?

Wir Frauen wollen doch auch ständig Sex, auch wenn wir keine Beziehung haben. Also warum gibt es keinen einzigen Laden hier in der Straße, wo ich mir jetzt sofort einen Mann kaufen kann? Wäre doch super praktisch: Ich suche mir das „passende Modell“ aus, sage ihm genau wie ich es haben will, auf was ich stehe und worauf nicht. Meine Bestellung würde im besten Falle wie folgt aussehen: Dunkle Haare, leicht gebräunt Haut, gerne auch mit Bart und einem Sixpack, breiten Schultern und sonst auch nicht gerade schlecht gebaut, wenn ihr versteh was ich meine… Und schon könnte es los gehen! Oder?

Menü wählen – bezahlen – Bestellung genießen!

Hier liegt aber leider der Hund begraben, zumindest bei mir. Für einen Mann mag ein solches Verhalten völlig okay sein: Er möchte Sex kaufen, bekommt die verlangte Dienstleistung und gut ist. Aber bereits bei Punkt eins steht mir mein Ego schon im Weg. Sofort stellt sich mir die Frage: Warum muss ICH mir Sex kaufen? Bin ich so unansehnlich, dass ich den nicht auch so haben kann? Natürlich ist die Frage total bescheuert, das weiß ich im Grunde selbst, denn ich behaupte mal, dass die meisten Männer sich auch keinen Sex kaufen müssten, sondern ihn auch einfach so bekommen würden. Es ist einfach einfacher und unkomplizierter dafür zu bezahlen – Fertig! Kein „Ruf mich an, Baby!“, kein „Du bist so wunderschön, kann ich dir einen Drink ausgeben?“, nichts der gleichen. Schlicht und einfach sagen, was man will, und ab geht’s. Also so in etwa wie am Fastfood-Schalter: Menü wählen – bezahlen – Bestellung genießen! Man könnte natürlich auch zu Hause essen, aber hier muss man sich zuerst hinstellen, um alles vorzubereiten, dann noch kochen und danach die ganze Sauerei auch noch aufräumen und abspülen. Schon beim Vorbereiten vergeht mir da oft genug die Lust, denn wenn es was wirklich etwas Gutes und Schmackhaftes geben soll, ist mir das schon viel zu aufwendig! Da geh ich doch lieber schnell zur nächsten Pizzeria oder zum Burger-Laden um die Ecke und hol mir da meine Befriedigung und habe so noch nicht mal die Hälfte der Arbeit. Okay, lassen wir mal mein Ego außen vor, aber ich könnte bestimmt einen Mann abschleppen, wenn ich das wollte, das weiß ich aus Erfahrung: Den ein oder anderen habe ich durchaus schon mit in mein Schlafzimmer genommen und ich musste ihn auch nicht betäuben oder ans Bett fesseln, dass er nicht gleich wieder die Flucht ergreift. Sie sind bis jetzt alle freiwillig mitgekommen. Und ich bin davon überzeugt, dass sie auch auf ihre Kosten gekommen sind und ihren Spaß mit mir hatten…

Welche Gründe gibt es also dafür, dass dieser „Markt“ für Frauen (so gut wie) nicht existent ist?! Wenn wir Frauen z.B. eine Strip-Show besuchen, rasten wir doch einmal komplett aus und wollen mehr! Also warum dann nicht auch noch der nächste Schritt? Mal ehrlich, wir haben doch alle die eine Schublade, in die kein Gast schauen darf, oder eine kleine Kiste im Schrank, die ganz weit nach hinten geräumt wird, wenn Mama zu Besuch kommt. In diesem Versteck sind all unsere kleinen Toys und Geheimnisse drin, die uns glücklich machen. Aber es sind dann doch immer noch wir selbst, die Hand an uns legt, was natürlich auch sehr schön ist, weil nur wir selbst uns so gut kennen und genau wissen, was wir in diesem Augenblick brauchen. Aber es ist noch mal ein ganz anderes Gefühl, wenn Dich jemand anderes berührt, hier prickelt es doch gleich noch mehr! Für mich ist ein Call-Boy sozusagen „eine Art Dildo mit extra Features“. Oder wie soll man das sonst noch besser beschreiben?

Ein Call-Boy kann selbstverständlich (zumindest wenn er sein Geld wert ist!) einiges mehr als ein Dildo und trotzdem bleibt es, für mein Empfinden, eine Art Selbstbefriedigung. Bezahle ich einen Mann für Sex, geht es schließlich nur um mich und um das, was ich will! Ob er kommt, oder ob ihm das, was er tut, gefällt, ist mir in dieser Situation völlig „Wurst“! Kleine Frage am Rande: Wie nennt man eine männliche Hure? Callboy ist hier wohl nicht der korrekte Ausdruck, denn es gibt ja auch Callgirls, die im Gegensatz zu Nutten, ihr „hart“ verdientes Geld abliefern müssen. Und hat ein Mann, wie auch immer die richtige Bezeichnung lauten mag, einen Zuhälter? Vielleicht eine fiese, tätowierte Lesbe, mit kurzen Haaren und einem Bizeps wie Schwarzenegger, die ihm die Lewiten liest, wenn er nicht genug Kohle bringt? Upps, ich schweife ab…

Mir ist das Ganze suspekt: Auf der einen Seite kann ich nicht verstehen, warum wir Frauen uns keine Männer kaufen sollten und auf der anderen Seite kann ich mir nicht einmal vorstellen es tatsächlich auch zu tun, selbst wenn ich die Möglichkeit hätte. Bin noch nicht mal in der Lage sachlich darüber zu schreiben. Es wehrt sich einfach alles in mir dagegen für Sex zu bezahlen. Ich will einen Mann, der mich begehrt, der mich toll findet. Ich will einen Mann, den ich scharf mache und der mit mir Spaß hat und ich natürlich auch mit ihm. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann seine Arbeit an mir verrichtet und nur mit mir schläft, weil er es muss. Vielleicht ist das der kleine, aber feine Unterschied zwischen Mann und Frau. So ganz ohne Leidenschaft geht es für uns Frauen dann eben doch nicht!

Möglicherweise täusche ich mich da ja auch gewaltig und habe eine Marktlücke für mich entdeckt und werde im nächsten Leben Zuhälter(in) für „Nutteriche“ und steinreich?! Ich bleibe auf jeden Fall an der Antwort auf diese Frage dran…

Foto top: Red-light district by Oleksandr Kravchuk via flickr.com, CC BY 2.0

Mia Winter
Mia Winter
Mia Winter ist bekannt für ihre direkte und unverblümte Art, mit der sie die Themen Liebe und Erotik in ihrer Kolumne bei AJOURE´ angeht. Ihre Texte sind ein mutiges Eintauchen in die Tiefen menschlicher Intimität und Beziehungen, wobei sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Mit einer Mischung aus persönlichen Anekdoten und scharfsinnigen Beobachtungen schafft Mia es, ihre Leser zu fesseln und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Ihre Kolumnen sind für viele ein Leuchtturm der Ehrlichkeit in einem Meer von Klischees und Tabus.

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