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Kolumne: Gone Baby Gone

Wenn wir gesegnet sind mit ganz viel Glück, dann werden wir im Verlauf unseres gesamten Lebens eine Beziehung führen, die im Happy End ausklingt. Alle anderen Lieben und Partnerschaften gehen irgendwann an einem bestimmten Punkt in die Brüche und weswegen auch immer, der Trennungsschmerz lässt sich kaum vermeiden. Wie genau verläuft man aber die typische Trennung durch? Und was ist dabei wichtig?

Vielleicht ist es das menschliche Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit, vielleicht auch einfach nur zu viele Disneyfilme in der Kindheit, aber die große Liebe schien schon immer ein Lebenswunsch der Menschen zu sein. Und zwar einer, der früh Wurzeln schlägt. Schon früh fangen wir an mit dem Dating, den ersten „Partner“ haben die meisten im Teenie-Alter und die erste, richtige große Liebe lässt dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Bevor wir jedoch den Mann für’s Leben finden (wenn wir ihn denn finden), häufen sich zunächst unsere gescheiterten Beziehungen. Ich persönlich komme mir regelrecht umzingelt vor von ehemaligen Pärchen, die sich gerade getrennt haben. So viele vermeintlich perfekt zueinander passende Paare, die es aus irgendeinem Grund nicht geschafft haben. Die Scheidungsrate in Deutschland liegt mittlerweile übrigens bei 50 Prozent, das heißt: Wir haben statistisch gesehen nur eine jämmerliche Fifty-Fifty-Chance darauf, dass es mit dem Partner, bei dem wir uns so sicher sind, dass wir mit ihm vor den Traualter treten, auch tatsächlich funktioniert. Man müsste meinen, wir kriegen mit der Zeit Übung im Schlussmachen und Trennungen-Verarbeiten.

Es heißt nicht umsonst, dass wir auf der Suche nach dem Traumprinzen viele Frösche küssen müssen, doch selbst die Trennung von einem Frosch kann uns Unmengen an Leid zusetzen. Die Schmetterlinge von damals haben sich in Elefanten verwandelt, die auf unserem Innersten herumtrampeln und was würden wir dafür geben, die Zeit zurückzudrehen zu den ersten Monaten der großen Verliebtheit. Ich nenne es die erste Phase einer Trennung: Die Trauerphase.

Phase 1: Trauern

Unmengen an Tränen werden vergossen, der nächste Supermarkt um sein komplettes Wochenkontingent an Taschentüchern erleichtert und der Wunsch ist groß, IHN wieder anzurufen, es nochmal zu probieren. Probleme sind wie weggeblendet, dominiert werden die Gedanken von den schönen Zeiten während der Beziehung. Warum hatte man sich überhaupt getrennt? Es passt doch alles so gut, schließlich ist er unser Traummann überhaupt und an den kleinen Meinungsverschiedenheiten lässt sich auch arbeiten. Überhaupt…nicht selten bekommt man das Gefühl, alleinige Schuld am Scheitern der Beziehung zu tragen. Wir fangen an, Fehler an uns zu suchen und uns einzureden, dass wir uns verändern können. Wir stalken den Ex bei Facebook, schauen uns alte Fotos an und sind nur einen Herzschlag davon entfernt, uns wieder zu melden. In dieser Phase passieren die häufigsten Rückfälle. Ein zweiter Anlauf (oder dritter oder vierter…) endet aber meist in der selben Misere. Aufgewärmt schmeckt halt doch nicht besser.

Die Trauerphase ist denifitiv die schwierigste und emotional belastendste Phase der Trennung. Hier heißt es: Hart bleiben! Egal, wie sehr man den Ex-Partner vermisst: Die meisten Trennungen haben gute Gründe und die sollten trotz all der schönen Erinnerungen nicht ignoriert werden. Kontakt zum Ex zu halten ist eine ganz schlechte Idee, das weckt Hoffnungen, wo keine sein sollten. Ein guter Tipp: Die beste Freundin zuquatschen. Sie stärkt den Rücken, gibt Kraft und Mut und als Person von außen kann sie viel leichter beurteilen und erklären, wieso es eine absolut dumme Idee ist, sich nochmal auf einen Versuch einzulassen. Wer seine Gefühle aufschreibt, hat es auch oft leichter, eine Trennung zu verarbeiten: Wichtig ist es, dabei immer ehrlich zu sich selbst zu bleiben und nichts gut zu reden. Warum hat es nicht geklappt? Weswegen gab es Streit? Was kann ich an ihm nicht ausstehen? Ausgeschrieben Schwarz auf Weiß erinnert uns eine solche Liste immer daran, warum es einfach nicht sein sollte.

Phase 2: Hassen

Phase 2 nenne ich mal ganz primitiv die Hassphase: Es passiert so ziemlich das exakte Gegenteil von Phase 1. Wir verfluchen den Ex, werden uns all seiner Fehler bewusst und schieben die Schuld auf ihn. Wir hassen ihn abgrundtief für das, was er uns angetan hat. Wieso war ich überhaupt mit so einem Vollhorst zusammen? Auch hier kann die beste Freundin einem die Hand halten, außerdem macht es mit niemandem so viel Spaß, über den Ex zu lästern. Die Hassphase fühlt sich schon weniger belastend an: Wir jammern nicht mehr, sind aus der ewigen Heulerei endlich raus und beim Anblick des Ex-Freundes empfinden wir statt Liebe lediglich Abscheu. Wir wünschen ihm allerdenklich Schlechtes, die Pest an den Hals und ein miserables Weiterleben und sind unheimlich schadenfroh, wenn sich seine neue Affäre als hässliche Schreckschraube oder crazy Psycho-Bitch entpuppt. Zwischen Trauern und Hassen wird es immer wieder ein elendiges Hin und Her geben, doch ist Phase 2 einmal komplett erreicht, dann herzlichen Glückwunsch: Wir sind auf dem Weg der Besserung (und verbrauchen auch nur noch das halbe Taschentuch-Sortiment vom Supermarkt des Vertrauens).

Phase 3: Indifferenz

Kontakt zum Ex sollte aber – wenn überhaupt – erst in Phase 3 wieder bestehen, die Egal-Phase. In der mit Emotionen überladenen Anfangszeit der Trennung ist der möglichst zu vermeiden, zu groß ist die Gefahr, dass sich bei wichtigen Handlungen und Entscheidungen das Hirn davonmacht (Lebensweisheit: Keine Entscheidungen treffen, wenn man traurig oder wütend ist!). Irgendwann kommt der Punkt, an dem man keine Kraft mehr hat festzuhalten, an dem man keine Lust mehr hat sich aufzuregen. Der Punkt, wo der Körper bereits jede Träne vergossen und die Lippen jedes Wort gesprochen haben. Wir hoffen, trauern und fluchen nicht mehr, dafür sind wir zu müde und der Tag zu voll von wichtigen Terminen, die wir nicht mehr ignorieren können. Wir sind es leid, unsere Gedanken an eine Vergangenheit zu verschwenden, die aus gutem Grund keine Zukunft hat. Was er macht und wie’s ihm geht? Das ist schlichtweg egal geworden. Die Beziehung von damals? Kümmert nicht mehr. Und mit diesem Gefühl lässt sich dann wirklich abschließen, Mut fassen und weitergehen, ohne zurück zu blicken.

 
Foto top: clipdealer.com

Hien Thuy Dung
Hien Thuy Dung
Hien Thuy Dung ist ein echtes Urgestein unserer Redaktion und bringt ihre umfassende Expertise aus dem Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft ein. Mit ihrem Wohnsitz in der pulsierenden Metropole Frankfurt am Main hat sie den Finger stets am Puls der Zeit und ein wachsames Auge auf die neuesten Strömungen in der internationalen Modeszene und Popkultur. Ihre Artikel sind geprägt von einer tiefen Verständnis für globale Trends und digitalen Wandel, was sie zu einer unverzichtbaren Stimme in unserem Team macht. Hien Thuy Dungs Beiträge sind nicht nur informativ, sondern auch inspirierend, und spiegeln ihre Leidenschaft für die vernetzte Welt und ihre kulturellen Phänomene wider.

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