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Dehnen: Die häufigsten Mythen und wichtigsten Fakten

Wie wichtig ist Stretching tatsächlich für das Workout und den Muskelaufbau? Die Bedeutung des Dehnens wird seit Jahren von Trainingswissenschaftlern und Sportmedizinern kontrovers diskutiert. Da es keine konkreten Pro- und Kontra-Argumente gibt, muss immer individuell entschieden werden, ob ein Dehnprogramm als wohltuend oder eher als überflüssig empfunden wird.

Mit Sicherheit lässt sich jedoch folgendes festhalten: Wer unter intensiven Verspannungen leidet, unbeweglich ist oder immer wieder monotone Bewegungsabläufe ausführt, kann äußerst wirkungsvoll von Dehnübungen profitieren.

Was passiert mit der Muskulatur während dem Dehnen?

Dehnen ist grundsätzlich nichts anderes, als die Verlängerung eines Muskels. Jeder Muskel im menschlichen Körper besitzt einen Ansatz und Ursprung. Diese Enden werden auch als „Muskelspindeln“ bezeichnet. Um das Knie zu beugen, muss der Beinbeuger angespannt werden. Dadurch nähert sich der Muskelursprung am Oberschenkel dem Ansatz am Unterschenkel an. Beim Dehnen wird genau der gegenteilige Effekt erzielt: Die beiden Muskelenden entfernen sich voneinander und es kommt zur einer Streckung des Muskels.

Dehnen aktiviert den Stoffwechsel der Muskulatur und verbessert die Durchblutung. Des Weiteren reguliert ein Dehnprogramm den Muskeltonus, was muskuläre Dysbalancen vorbeugen kann.

Für wen sind Dehnübungen geeignet und sinnvoll?

Wer im Alltag eher sitzenden Tätigkeiten nachgeht, leidet in vielen Fällen unter unangenehmen Verspannungen. Dies ist darin begründet, dass sich die Muskeln in einer starren Position befinden und über den Tag verteilt kaum in ihrer vollen Länge gefordert werden. Infolgedessen passen sich die Muskeln an diese Haltung an und verlieren an Beweglichkeit. Ein regelmäßiges Dehnprogramm kann Unbeweglichkeit und Verspannungen effizient entgegenwirken.

Auch für Läufer ist Dehnen sinnvoll: Die Muskeln werden geschmeidiger und beweglicher. Dadurch wird auch der Laufstil flüssiger und einfacher.

Dehnen kann jedoch auch effizient dazu beitragen, Stress abzubauen und Körper, Geist und Seele miteinander in Einklang zu bringen.

Wichtige Unterscheidung – statisches vs. dynamisches Dehnen

Das statische Dehnen ist die klassische Variante. Hier wird eine Dehnposition eingenommen und für rund 15-20 Sekunden gehalten. Beim dynamischen Dehnen wird die eingenommene Dehnposition für kurze Zeit verlassen und anschließend wieder eingenommen. Äußerlich betrachtet gleicht dies eher einem leichten Wippen. Ruckartige Bewegungen sollten hier allerdings vermieden werden. Ideal ist ein Wechsel zwischen diesen beiden Dehnvarianten.

Wann ist Dehnen sinnvoll und effektiv?

Immer häufiger wird die Frage gestellt, wann der ideale Zeitpunkt für ein Dehnprogramm ist. Hier gibt es unterschiedliche Meinungen und Mythen, auf die jetzt ausführlicher eingehen.

Manche vertreten die Ansicht, dass ein Dehnprogramm vor dem Workout das Verletzungsrisiko maßgeblich reduziert, während andere eher zum Dehnen nach dem Sport raten, um Muskelkater vorzubeugen. Eindeutig bewiesen wurde jedoch bis heute keine dieser Ansichten.

Hier ist es äußerst wichtig, das Ganze aus einer differenzierten Perspektive zu betrachten: Sportarten, wie beispielsweise Fußball oder Kurzstreckensprints erfordern schnelle Kraft und spontane Richtungswechsel. Ein Dehnprogramm vor dem Sport wäre hier eher nachteilig, denn auf diese Weise wird der Muskulatur die benötigte Spannung entzogen.

Wenn das Workout jedoch eine gute Beweglichkeit erfordert, ist ein Dehnübungsprogramm äußerst sinnvoll und empfehlenswert. Auch wer eine verbesserte Beweglichkeit seines Körpers als Trainingsziel definiert, sollte ein Dehnprogramm absolvieren.

Für alle, die sich gerne aus gesundheitlichen Gründen bewegen, gilt das Motto: „Immer auf den eigenen Körper hören und ausprobieren, was guttut und entspannt“.

Dehnen

Die häufigsten Mythen über das Dehnen

Mythos Nr. 1:
Dehnübungen beugen Muskelkater und Verletzungen vor

Einen wissenschaftlichen Beleg gibt es für diesen Mythos definitiv nicht. Dehnen verbessert auf jeden Fall die Beweglichkeit und trägt effektiv zu einer Steigerung der eigenen Fitness bei. Dehnen bietet jedoch keinen sicheren Schutz vor Verletzungen.

Es ist äußerst wichtig, sich vor jeder Trainingseinheit ausreichend aufzuwärmen. Nur so kann das Verletzungsrisiko minimiert und Muskelkater vorgebeugt werden.

Auch unmittelbar nach einer intensiven Trainingseinheit ist ein Dehnprogramm nicht empfehlenswert. Der Hintergrund ist folgender: Durch intensive Workouts entstehen in der Muskulatur kleinste Risse. Diese können durch das Dehnen noch zusätzlich verstärkt werden. Diese sogenannten „Mikrotraumen“ sind zudem eine Hauptursache für Muskelkater. Nach einer leichten Joggingrunde ist eine kleine Dehneinheit jedoch völlig in Ordnung und sogar sinnvoll, um mental wieder herunterzukommen.

Mythos Nr. 2:
Dehnen bietet wirksame Hilfe bei Zerrungen

Eine Zerrung deutet immer darauf hin, dass die Körpermuskulatur überbeansprucht wurde. Kleinste Verletzungen in den Fasern der Muskeln lösen Schmerzen aus und führen zu Bewegungseinschränkungen. In einer solchen Situation ist Dehnen eher nachteilig. Nachdem die Zerrung abgeklungen ist, kann das Dehnprogramm ausgeführt werden.

Mythos Nr. 3:
Dehnen steigert die Beweglichkeit

Das ist leider ein ganz klarer Mythos. Die Beweglichkeit eines Menschen kann durch ein Dehnprogramm nicht beeinflusst werden, sondern ist durch seine individuelle Genetik vorbestimmt. Nur innerhalb dieses vordefinierten Rahmens sind Verbesserungen oder Verschlechterungen möglich.

Mythos Nr. 4:
Ein Verzicht auf das Dehnprogramm hat verkürzte Muskeln zur Folge

Bei einer schlechten oder eingeschränkten Beweglichkeit wird oftmals von einer „verkürzten Muskulatur“ gesprochen. Dies ist so jedoch nicht ganz korrekt. Mechanorezeptoren – das sind Sinneszellen, die mechanische Reize in ein elektrisches Signal umwandeln, damit das Nervensystem diese verarbeiten kann – melden konkret, wann das Ende einer bestimmten Gelenksbewegung erreicht wurde.

Wenn der maximale Bewegungsradius nicht ausschöpft wird, sinkt auch die Empfindlichkeit dieser Rezeptoren gegenüber Dehnreizen und die Beweglichkeit wird erheblich eingeschränkt.

Eine echte Verkürzung der Muskulatur ist erst nach wochenlanger Pause zu befürchten. Dies kann beispielsweise nach einer größeren Verletzung der Fall sein, wenn der Körper in einer verkürzten Position für längere Zeit ruhiggestellt werden muss.

Unser Fazit

Dehnübungen bewirken, dass sich die Muskeln in die Länge ziehen. Dass die Muskeln dadurch jedoch tatsächlich länger werden, ist nicht korrekt. Zudem verbergen sich hinter einer verkürzten Muskulatur bestimmte muskuläre Dysbalancen. Diese lassen sich vor allem durch gezieltes Krafttraining beheben.

Ein Dehnprogramm wirkt also keine Wunder und kann in einigen Fällen sogar nachteilig sein. Dennoch sollte Dehnen auch ein Bestandteil des Workouts sein. Wer sich richtig dehnt, fördert seine Beweglichkeit und steigert das Wohlbefinden.

 

Fotos: SolisImages, undrey / stock.adobe.com

AJOURE´ Redaktion
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