StartPeopleInterviewsIm Gespräch mit Sängerin und Songwriterin Elif

Im Gespräch mit Sängerin und Songwriterin Elif

Eine zierliche, zarte Frau schafft es, innerhalb weniger Sekunden den Raum einzunehmen und zieht alle in ihren Bann. Es liegt Liebe in der Luft und manchmal auch viel Schmerz. Wie Elif es schafft, dass auch bei den Männern im Publikum ab und an die Tränen kullern, verrät sie uns vielleicht im Interview.
 

Wir wissen, dass jeder wissen möchte, wann dein neues Album raus kommt. Wir natürlich auch! Kannst du uns wenigstens eine Richtung angeben?

Ich gebe euch eine ziemlich konkrete Richtung an und zwar habe ich über 30 oder 40 Songs geschrieben, davon werde ich acht auf mein Album nehmen. Ich bin jetzt auf der Suche nach den vier übrigen perfekten Songs, weil im Grunde genommen steht das komplette Album schon. Ich habe schon einen Titel und alles was dazu gehört, aber es fühlt sich dennoch so an, als ob noch vier bestimmte Puzzleteile fehlen und wenn ich die habe, dann ist das neue Album fertig. Das heißt, ich wünsche mir, dass es bis zum nächsten Jahr raus kommt. Bis zum nächsten Jahr finde ich sie vielleicht auf dem Weg!

Was genau inspiriert dich jedes Mal? Wo nimmst du den Zauber her?

Oft ist es das, was das Leben so aus einem macht, eigentlich immer, wenn mich etwas emotional berührt. Sei es jetzt, wenn mir jemand eine Geschichte erzählt, ich mir einen Film angeschaut habe oder sogar, wenn mich eine Melodie besonders berührt hat. Das sind Dinge, die mich inspirieren, eine neue Idee zu kreieren. Ich habe einen Lieblingskünstler, der Text frei Klavier spielt und seine Stücke haben mich am allermeisten inspiriert. Durch Klavierstücke bin ich auf ganz viele Textideen gekommen.

Du schreibst ja viele Songs über Liebe, sprich über deinen Exfreund. Wirst du dann auch von Exfreunden angesprochen, ob sie das toll finden oder auch nicht?

Ja sehr viel und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Ich habe jetzt gerade eine Trennung hinter mir und ich habe ihn gestern wieder getroffen und meinte so: „Ich habe das Gefühl, dass jeder einzelne Song von dir handelt“, also sowohl die guten Zeiten, als auch die schlechten Zeiten und da meinte er: „Nennt das Album doch einfach „Für Mich“! “ und da meinte ich: „Ne, das mache ich auf gar keinen Fall!“. Aber Beziehungen sind einfach das inspirierendste und was sich bei mir verändert hat ist, dass ich zwar über Beziehungen und Liebe schreibe, aber nicht mehr nur über dieses Herzschmerz Ding. Es gibt ja so viele Facetten in der Liebe und ich habe auch versucht die guten Seiten aufzugreifen. Und manchmal schreibe ich auch über eine Beziehung, aber es hört sich nicht so an, als hätte ich über eine geschrieben.

Ist es für dich so eine Art Puffer oder Filter, um dem Herzschmerz zu bewältigen, dass du es dann singst und damit raus lässt?

Ich habe letztens ein Lied geschrieben, da habe ich aus seiner Perspektive ein Lied an mich geschrieben. Das war ziemlich interessant, weil ich ja eigentlich über mich schreibe, aber „Du“ sage. Und das ist schon fast wie Eigentherapie, das hilft einem alles besser zu verstehen und alles anzuleuchten.

Abgesehen von deiner Musik, was machst du noch gegen Herzschmerz?

Laufen gehen! Ja ich bin sehr, sehr gerne eine Läuferin! Ich laufe auch einen Halbmarathon dieses Jahr, meinen vierten. Ich mag das sehr gern, das macht den Kopf frei, das ist gut.
 

Elif im Interview
 

Du bist so eine tolle Künstlerin, warum hast du dich damals für ein Format wie eine Casting Show entschieden?

Danke für das Kompliment! Ich habe mich gar nicht dafür entschieden und zwar hat sich ein Kumpel dafür entschieden. Der hat mich einfach angemeldet und dann war ich gerade auf Klassenfahrt, bin wieder gekommen, bin hingegangen, konnte einen Song und den auch nur bis zur Hälfte und dann kam ich einfach weiter. Ich selber habe noch nie eine Casting Show bis zum Ende geguckt, darum ist es auch so komisch, dass ich selber in einer war. Ich will es nicht missen, denn ich wäre wahrscheinlich nicht hier. Das hat alles schon so seinen Grund.

Das heißt, das wäre nämlich auch schon die nächste Frage, es gibt ganz viele junge Mädels, die in der Situation sind, in der du ja schon warst, würdest du denen als Musikvorbild die Empfehlung geben „Ja, tu das!“ oder „Ne, lass mal lieber die Finger davon!“?

Also ich hatte sehr, sehr, sehr viel Glück mit der Situation, dass ich in einer Casting Show war. Ich glaube auch, dass das viel mit meiner Persönlichkeit zu tun hat, mit der Stimmfarbe, die ich habe, das Auftreten und nicht jeder, der in einer Casting Show war, geht seinen Weg wie ich. Aber als ich damals in einer Casting Show war, da gab es noch kein Instagram und noch nicht so viel Facebook, also schon, aber es wurde nicht so viel genutzt wie heute. Ich würde jedem raten, wenn er in eine Casting Show geht, zu versuchen, unabhängig davon ein Profil aufzubauen, weil es das Beste ist, wenn du dich unabhängig machst. Es gibt so viele Leute, die kein Label haben, aber 1 Mio. Fans und es wird immer zwanzigtausend geben, die das kaufen und das macht es doch aus, dass du gehört wirst und dass du die Reichweite hast. Und dann kannst du eigentlich machen was du willst. Man sollte so ein bisschen auf sein Bauchgefühl hören und auch damit rechnen, dass man selbstständig weiter machen muss.

Was ist dein musikalisches Vorbild?

Mein ganz, ganz großes Vorbild ist Bosse, ganz klar Bosse, schon seit der Taxi Platte, da war ich 15 oder 16, die hat mich super inspiriert. Mit ihm habe ich auch die Lieder „Nichts tut für immer weh“ und „Baba“ geschrieben. Ohne ihn hätte ich die auch niemals schreiben können. Er hat mich auch dazu ermutigt diese Titel zu nehmen, vor allem so Titel wie „Baba“. Ich habe erst einmal gesagt „Wir sind in Deutschland, wie kann man denn so ein Wort wie Baba sagen?“ und dann meinte er „Nein, das versteht jeder! Trau dich! Und das ist gut.“ Jasmin Shakeri – das ist eine Songwriterin aus Berlin – die ist auch ganz toll! Die inspiriert mich immer wieder aufs Neue!

Uns ist ja bekannt, dass du in Berlin groß geworden bist, was dich für uns sozusagen zu einer Urberlinerin macht. Deswegen würde es uns interessieren, was für dich typisch Berlin ist?

Typisch Berlin ist – lass mich ganz kurz überlegen – ich finde die Architektur und dass es immer so viel Alt und Neu gibt. Immer, wenn ich zum Beispiel nach Hamburg fahre, dann gibt es diese Backsteinhäuser und natürlich in der Innenstadt sieht es auch schon alt aus, also so alte Gebäude.Aber in Berlin sieht man das schon ganz krass, dass mit der Stadt etwas passiert ist, dass sie sich wieder neu aufgebaut hat. Es gibt so ein neues und ein altes Berlin und das macht Berlin zu Berlin.
 

Elif auf dem Wohnzimmerkonzert
Elif auf dem Wohnzimmerkonzert
 

Ich kann mich daran erinnern, du hattest einmal erwähnt, dass du nicht auf „Bad Boys“ stehst. Was muss ein Mann denn mitbringen, um dich verzaubern zu können?

Ein Mann muss lieb sein, denn ich habe gar keinen Männertyp. Ich finde ein Mann muss einfach ehrlich sein, er soll nicht spielen. Wir wollen doch alle in einer Welt leben, wo man ehrlich ist und wo man ganz klar sagt, was man will und man sollte das tun, als Mann, wenn man eine Frau erobern will. Und er sollte einen zum Essen ausführen! Er sollte das wirklich tun, er sollte fragen, ob man essen gehen möchte, das ist schon schön!

Ich weiß durch die Wohnzimmerkonzerte, dass es sehr mutig ist, was du da machst. In deinen Liedertexten gibst du ganz viel von dir und deinem Privatleben preis und wenn man dich auf der Bühne betrachtet, bekommt man den Eindruck, dass es dir super einfach fällt. Ist es denn auch wirklich so super einfach oder haderst du oft damit?

Also beim Schreiben dieser Songs überlege ich schon ganz genau, welche Textteile ich rein nehme, darum ist das Ganze schon ein bisschen gefiltert, aber trotzdem will ich das ja, denn ich habe eine Message und die will ich ja rüber bringen, warum soll ich das dann verschleiern? Ich mag es, die Wahrheit auf den Tisch zu legen. Ich finde, je mehr ich darüber erzähle, wie es wirklich war, desto weniger angreifbar bin ich, denn ich habe ja dann eigentlich alles auf den Tisch gelegt und dann war’s das. Ich finde meine Lieder sind wie Tagebucheinträge, ich schreibe seitdem ich 14 bin Tagebuch. Wenn ich mir meine Songs so rauspicke, dann höre ich das auch schon heraus, denn es ist so, wie wenn ich einen Tagebucheintrag gemacht habe. Es ist wie eine kleine Lupe auf drei Minuten und fünfzig!

So, jetzt komme ich zu meiner emotionalsten Frage – bei deinem Lied „Baba“ saß ich im Publikum und ich konnte meine Tränen nicht mehr halten. Aber wie hat denn dein Vater auf den Song reagiert? Du hast ja einen türkischen Vater und da ist das ja alles ein bisschen tricky…

Ich glaube, er war am Anfang ein bisschen beleidigt, weil er war so: „Krass, meine eigene Tochter sagt, dass ich nicht angekommen bin?!“ und er konnte das auch gar nicht so abstrahieren, was ich damit meine. Sogar ich selbst merke von Jahr zu Jahr immer mehr, was ich eigentlich damit meine. Ich habe diese Zeile geschrieben und checke immer mehr, wie tiefgründig doch diese Zeile ist: „Du bist einfach nie angekommen“ und das in so vielen Dingen. Ich glaube, dass er das Gefühl hatte, dass er versagt hat. Als wir dann so ein aufklärendes Gespräch miteinander hatten, habe ich ihm noch einmal gesagt: „Papa, das ist eine Liebeserklärung an dich gewesen, dass du durchhalten sollst, dass es weiter geht…“ und auch eine Erinnerung an ihn, dass es nicht so einfach war und es auch normal ist, dass man dann verwirrt ist, auch als ein 50-jähriger Mann! Er ist neulich 50 geworden und ist ein junger Vater, der muss das Leben nicht so hart sehen.

Unsere letzte und somit abschließende Frage: Was ist deine Botschaft?

Meine Botschaft ist „Macht nicht zu, bleibt offen und ehrlich!“
 

 

Fotos: Bernd Jaworek; Amazon; www.private-soul-food-concerts.com

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AJOURE´ Redaktion
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